Sanktionen gegen den Oligarchen Alisher Usmanow

Der russische Multimilliardär Alisher Usmanow steht seit März auf der EU-Sanktionsliste gegen russischen Oligarchen. Im Jänner gab der Unternehmer und Gründer der USM Holding dem trend noch ein Interview. Das Porträt des Mannes mit vielen Gesichtern zur Nachlese.

Alisher Usmanov

Alisher Usmanov

Seit Anfang der Woche steht Alisher Usmanov, geb. 1953, offiziell auf der Sanktionsliste gegen russische Oligarchen, denen ein Naheverhältnis zu Wladimir Putin nachgesagt wird. Der Unternehmer, der u.a. Wohnsitze in London und am Tegernsee in Bayern hat, unterliegt damit umfangreichen Restriktionen, die von Einreiseverboten bis zum Einfrieren von Vermögen reichen. Am 1. März trat der ehemalige Säbelfechter auch als Präsident des internationalen Fechtverbandes zurück.

Usmanov, dessen Vermögen vor Beginn des Krieges gegen die Ukraine auf fast 19 Milliarden Dollar geschätzt wurde, ist Haupteigentümer der USM Holding (Bergbau, Stahl, Telekommunikation, Medien). Noch Mitte Jänner gab er dem „trend“ ein exklusives Interview, da er laut eigener Aussage eine Expansion seiner Geschäfte in der EU plante. Die wirtschaftliche Präsenz in Europa auszubauen, gab er als sein wirtschaftliches Jahresmotto für 2022 an.

Daraus wird jetzt nichts mehr. Der in Usbekistan geborene Alisher Usmanov, der 2021 noch 5,1 Milliarden Dollar Umsatz in Europa erzielte, ist einer der von den Sanktionen am stärksten betroffenen Unternehmer Russlands. Auch die Partnerschaft der USM-Beteiligung Metalloinvest mit dem Linzer Stahlwerksbauer Primetals und das gemeinsam geplante Joint-Venture für Wasserstoff-Technologie in der Stahlerzeugung werden sich nicht fortsetzen lassen. Usmanov hat zwar angekündigt, die gegen ihn verhängten Maßnahmen juristisch bekämpfen zu wollen, was aber ohne die Beendigung der russischen Aggression gegen die Ukraine kaum Aussicht auf Erfolg haben wird.

Lesen Sie das trend-Portrait eines Oligarchen, der noch vor nicht einmal zwei Monaten eine Offensive mit grünem Stahl aus Russland auf den Weltmärkten angekündigt hat.


Alisher Usmanov - ein Mann mit vielen Gesichtern

Alisher Usmanov, 2013 bei der Fecht-Weltmeisterschaft in Budapest

Alisher Usmanov, 2013 bei der Fecht-Weltmeisterschaft in Budapest

Der russische Milliardär ALISHER USMANOV erklärt im trend-Gespräch, wie sein Metallurgiekonzern von strengen Umweltauflagen in Europa profitieren soll. Auch mit Hilfe von Technologie aus Österreich.

Den Jahreswechsel verbrachte Alisher Usmanov am Tegernsee in Bayern, keine 20 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt. An der "Goldküste" mitten in den Alpen, die offenbar auf russische Superreiche eine besondere Anziehungskraft ausübt, bewohnt er ein 20-Millionen-Anwesen mit riesigem Bootshaus, dazu zwei weitere Seegrundstücke samt Villen, eine davon dem Vernehmen nach zur Unterbringung von Fahrern, Leibwächtern und sonstigem Personal.

Ein paar Mal im Jahr kommt Usmanov zum Tapetenwechsel in die alpine Idylle. Zum einen auf der Suche nach Entspannung, zum anderen auch, um in Europa die Interessen seiner weit verzweigten Unternehmen zu verfolgen, die er über die USM Holding lenkt, die ihm zu 49 Prozent gehört. Kernstück der USM ist der Bergbau-und Metallurgiekonzern Metalloinvest, u. a. ein wichtiger Player in der Stahlproduktion. Sie hält aber auch Mobilfunk-, Medien-und Internetbeteiligungen.

Die Residenz in Deutschland dient dem russischem Milliardär usbekischer Herkunft außerdem der Pflege seiner vielfältigen Kontakte. So fand diesmal etwa ein Treffen mit IOC-Präsident Thomas Bach statt. Was durchaus nicht außergewöhnlich ist: Usmanov, 68, ist als großzügiger Förderer diverser Sportarten bekannt, hielt - bis 2018 - 30 Prozent am englischen Spitzenfußballclub Arsenal und bekleidet, in jungen Jahren selbst Säbelfechter in der Nationalmannschaft der UdSSR, seit über zehn Jahren das Präsidentenamt im Internationalen Fechtverband. Ehefrau Irina Viner-Usmanova ist russische Nationaltrainerin für Rhythmische Sportgymnastik.

MÄCHTIGER UNTERNEHMER

Eine richtig große Nummer ist der Sohn eines Staatsanwalts in der usbekischen Hauptstadt Taschkent aber als Wirtschaftsmagnat. Bis vor einigen Jahren galt er als der reichste Russe. Derzeit listet ihn das US-Magazin "Forbes" mit einem Vermögen von 18,9 Milliarden Dollar auf Platz 99 der vermögendsten Menschen der Welt. Mehrmals wurde Usmanov von internationalen Medien unter die global einflussreichsten Unternehmer gereiht -wozu die Tatsache, dass seine Metalloinvest über die zweitgrößten Eisenerzvorräte der Welt verfügt, ebenso beiträgt wie die engen Kontakte in die russische Spitzenpolitik rund um Präsident Wladimir Putin und seine vor allem in den letzten Jahren gewachsenen philanthropischen Aktivitäten.

Künftig will Usmanov seine wirtschaftliche Präsenz in Europa ausweiten und hat 2022 unter dieses Motto gestellt, wie er sagt. Die von der EU festgelegten Klimaziele und die höheren Anforderungen zum Nachweis nachhaltiger Lieferketten sieht er als Chance, die er nutzen möchte.


Wir wollen Produkte anbieten, die für europäische Unternehmen unter den neuen ESG-Regulierungen akzeptabel sind.

Es klingt erst mal irritierend, dass jemand, der in Russland Bodenschätze abbaut und dort Stahl bzw. Kupfer herstellt, von strengeren Umweltrichtlinien profitieren will. Als ökologischer Vorreiter ist die russische Industrie ja nicht unbedingt bekannt. Doch ganz aus der Luft gegriffen ist das nicht. Denn Metalloinvest hat früh begonnen, sich mit klimaschonenderen Technologien zu beschäftigen, und pumpt tatsächlich Milliarden Dollar in moderne Produktionsstätten.

In einem ausführlichen Gespräch mit dem trend erklärt Alisher Usmanov: "Wir haben schon viel Geschäft u. a. mit der Slowakei, Ungarn, Deutschland oder Holland. Im Jahr 2021 erzielten wir von 5,4 Milliarden Dollar Gesamtexport 2,5 Milliarden in Europa. Aber natürlich wollen wir das noch ausbauen und Antworten für die Umstellung auf eine nachhaltige Stahlherstellung finden. Das ist die große Herausforderung. Und ich glaube, die europäische Industrie wird Partner brauchen, die sie mit grün hergestellten Rohstoffen versorgen. Wir wollen Produkte anbieten, die für europäische Unternehmen unter den neuen ESG-Regulierungen akzeptabel sind. Das ist schwieriger als noch vor drei oder fünf Jahren, aber wir sind mit Metalloinvest dabei, viel Geld zu investieren, um diese Standards zu erreichen. Für höchste Qualität braucht es die beste Technologie, und für die beste Technologie braucht es Kapital - das wir einsetzen können."

DIE AUSTRIA-CONNECTION.

Auch österreichisches Know-how spielt dabei eine nicht unwesentliche Rolle, betont der Mann, der es höchst ungern hört, als Oligarch bezeichnet zu werden. "Wir haben in Österreich eine Partnerschaft mit dem Unternehmen Primetals in Linz, das Metalloinvest bei technologischen Lösungen unterstützt. Ein Vertrag mit Midrex/Primetals für den Bau von zwei Anlagen für Eisenschwamm, die mit Wasserstoff betrieben werden können, wurde 2021 bereits unterschrieben. Derzeit diskutieren wir darüber hinaus ein Technologie-Joint-Venture mit Primetals. Wir führen darüber Verhandlungen, die noch nicht abgeschlossen sind. Die Technologie wollen wir dann in allen unseren Produktionen einsetzen, das Unternehmen könnte aber auch in Österreich angesiedelt sein."

Der Linzer Stahlwerksbauer Primetals Technologies Austria ging übrigens aus dem Voest-Alpine Industrieanlagenbau hervor, der später von Siemens übernommen wurde (Siemens VAI). Seit 2020 befindet sich der renommierte Betrieb im Eigentum des japanischen Konzerns Mitsubishi Heavy Industries. "Die Anlagen für Metalloinvest sind so geplant, dass sie eine vollständige Umstellung von Erdgas auf Wasserstoff im Eisenreduktionsprozess ermöglichen, was Treibhausgasemissionen erheblich reduziert", erläutert Usmanov.


Es sollten keine Barrieren für eine engere Kooperation zwischen Europa und der russischen Industrie vorhanden sein.

Bedenken gegenüber seinem Bekenntnis zu nachhaltigem Wirtschaften, die sich auf die Bilder von vielen devastierten Industriezonen in Russland gründen, schmettert er mit einer Mischung aus Ungeduld und russischem Selbstbewusstsein ab: "Dieses Märchen wird vor allem im Westen propagiert. Unsere metallurgische Industrie ist weiter fortgeschritten, als Sie denken. Natürlich gibt es ältere Werke, die den geforderten Standards nicht mehr entsprechen, aber die werden genauso verschwinden wie die alten Fabriken in Europa. Die Probleme sind überall ähnlich. Der Trend in der Stahlproduktion geht in Richtung Elektroöfen, und die dafür verwendeten Energieträger werden grüner und grüner. Die Energie, die Metalloinvest einsetzt, stammt entweder aus Wasserkraft, Erdgas, das 30 bis 70 Prozent weniger Emissionen verursacht als Kohle, oder Atomkraft. Außerdem ist ein anderer Punkt zu bedenken: Die Versorgung etwa der deutschen Industrie mit Rohstoffen passiert stark aus Brasilien oder Australien. Wäre es nicht logischer - und nachhaltiger -, direkt vom Hafen in St. Petersburg zum Hamburger Hafen zu liefern? Aus meiner Sicht sollten keine Barrieren für eine engere Kooperation zwischen Europa und der russischen Industrie vorhanden sein."

LUXUSLEBEN UND LUXUSGÜTER.

Der persönliche Lebensstil des Industrie-Tycoons passt allerdings nicht zu seinem grünen Credo. Der Hang zu üppigem Luxus ist unübersehbar. Usmanov besitzt die auf 600 Millionen Dollar geschätzte Yacht "Dilbar", mit 156 Metern zwar nur die fünftlängste, aber mit fast 16.000 Bruttoregistertonnen die voluminöseste Superyacht der Welt. Und er betreibt mit dem auf "Bourkhan" getauften Airbus A340-300 das zweitgrößte Privatflugzeug der Welt, das normalerweise 375 Passagieren Platz bietet und zwischen 200 und 300 Millionen Euro gekostet haben dürfte. Jet und Jacht tragen die Namen seiner Eltern.

Usmanov selbst lehnt es ab, sein Privatleben in Zusammenhang mit seinen geschäftlichen Strategien zu bringen, und äußert sich dazu nur knapp:"Meine Yacht ist die grünste Yacht der Welt. Sie wird vor allem von Elektromotoren betrieben. Der Dieselmotor dient nur dazu, den Strom dafür zu produzieren. Und für das Flugzeug wird der sauberste Treibstoff, der möglich ist, verwendet."

DIE SUPERYACHT "Dilbar" und der Airbus A340 "Bourkhan", der zweitgrößte Privatjet der Welt, sind nach den Eltern von Usmanov benannt.

DIE SUPERYACHT "Dilbar" und der Airbus A340 "Bourkhan", der zweitgrößte Privatjet der Welt, sind nach den Eltern von Usmanov benannt.

Obwohl den in seinen Kreisen üblichen Statussymbolen ebenfalls zugeneigt, will er vor allem nicht als Oligarch tituliert werden. Europäer bezeichnen damit generell russische Milliardäre, die in den letzten 30 Jahren zu sagenhaftem Reichtum gekommen sind. Und das trifft auf ihn jedenfalls zu. Russen verwenden den Begriff aber für Menschen, deren Vermögen sich auf der direkten Übernahme ehemaligen Staatseigentums gründet. Und das ist bei Usmanov tatsächlich nur sehr bedingt der Fall. Er hat, wie er gerne betont, den Großteil seiner Assets am Markt erworben:

"Wie habe ich im Big Business begonnen? Mit der Herstellung von Plastikverpackungen. Danach war ich im Finanz- und im Private-Equity-Sektor erfolgreich. Die Mittel für meine späteren unternehmerischen Tätigkeiten habe ich hauptsächlich auf Wertpapiermärkten verdient. Mein erstes großes Investment in Metallurgie und Bergbau kam erst nach 15 Jahren."

JOB BEI GAZPROM.

Sicher kein Nachteil war, dass Usmanov ab 2000, als Wladimir Putin erstmals russischer Präsident wurde, fünf Jahre lang Generaldirektor der staatlichen Gazprominvestholding war. Er verantwortete dort u. a. die Rückholung zuvor privatisierter Gazprom-Vermögenswerte und kaufte für Gazprom auch Stahlproduktionen für deren Pipelines. Parallel dazu baute er mit Partnern sein eigenes Metallimperium auf und konnte in der Folge dafür auch einige Gazprom-Assets erwerben, deren Wert durch den Rohstoffboom erheblich stieg. Wie nahe er Putin steht, lässt sich schwer festmachen. Er zollt dem russischen Machthaber hohen Respekt, versichert aber, nie Geschäfte in seinem Interesse getätigt zu haben.

Einen dunklen Punkt in seinem Lebenslauf erklärte Usmanov in Interviews mit einer politischen Verschwörung in Taschkent, deren Opfer er wurde, als ihn ein Gericht 1980 in Sowjetzeiten wegen Betrugs verurteilte und für ein paar Jahre ins Gefängnis schickte. 2000 wurde er vollständig rehabilitiert.

Und zum Umstand, dass sein Name Jahrzehnte später sowohl in den "Paradise Papers" als auch in den "Panama Papers" auftauchte, legten seine Anwälte dar, alle wichtigen operativen Unternehmen seien in Russland registriert, Offshore-Unternehmen würden nur eine untergeordnete Rolle spielen.

GRÜNER PIONIER.

Abseits davon ist die unternehmerische Leistung von Usmanov unbestritten. Die Metalloinvest ist nicht nur der größte Eisenerzlieferant Russlands, sondern auch der einzige HBI-Produzent in Europa, der bei diesem umweltverträglicher erzeugten Eisenschwamm mit jährlich 4,7 Millionen Tonnen für rund 50 Prozent des Weltmarktes steht. Die voestalpine stellt HBI in Texas her. Usmanov: "Wir haben uns auf Bereiche konzentriert, in denen wir eine starke Position auf den Weltmärkten aufbauen konnten, und haben uns zum Marktführer für grüne Metallgewinnung entwickelt. Das Jahr 2022 steht für mich unter dem Stern, diese Stellung gemeinsam mit europäischen Partnern weiter zu festigen."

In diesem Zusammenhang spielt zum Beispiel auch die Kupferlagerstätte Udokan im fernen Osten Russlands, die drittgrößte der Welt, eine wichtige Rolle, wo die USM Holding ebenfalls auf ökologisch verträgliche Technologien setzt. "Wir implementieren dort ebenfalls neue, wesentlich umweltfreundlichere Verfahren. Kupfer wird ja in großem Stil für die Batterien von Elektroautos benötigt."

TECH-INVESTOR.

Zur USM zählen auch Zement-, Transport-und Maschinenbauunternehmen. Ab 2006 stieg der Milliardär mit dem Kauf des Moskauer Verlags Kommersant außerdem in die Medienbranche ein und ist in der Telekommunikation engagiert. Der USM Holding gehören 73,9 Prozent des Mobilfunkanbieters MegaFon. "Außerdem haben wir eine kleine Finanzdienstleistungsboutique mit aktuell rund einer Milliarde Dollar Umsatz, die wir ebenfalls ausbauen wollen." Die Beteiligungen in der Internetbranche wurden verkauft. Dazu zählte Russlands größte Webplattform VK, die mit Social- Media-Kanälen, E-Mail-Services, Messengerdiensten, Online-Gaming oder Lieferdiensten 90 Prozent der Internetuser im Land erreicht.

So nebenbei ist Alisher Usmanov seit über zehn Jahren einer der erfolgreichsten Investoren in globale Digitalkonzerne. 2009 investierte er zusammen mit Kompagnon Juri Milner 200 Millionen Dollar in Facebook, 2012 stieg man mit einem Gewinn von rund einer Milliarde Dollar wieder aus. Der Russe hält oder hielt auch große Aktienpakete von Apple, Alibaba, Twitter, Airbnb, Spotify, Uber, Zalando, JD.com, Xiaomi und einigen anderen digitalen Schlüsselunternehmen in den USA, China und Europa.

BIG SPENDER.

Mit seinem Reichtum finanziert der Wirtschaftsmagnat auch zahlreiche philanthropische Aktivitäten, über die er gerne spricht, weil sie seinem Image in der globalen Business-Community dienlich sind. "Bloomberg" setzte ihn mehrmals auf Platz eins unter den spendabelsten Russen. In der "Sunday Times Giving List" scheint er immer wieder unter den 100 großzügigsten Wohltätern der Welt auf. Rund zwei Milliarden Dollar soll Usmanov in Summe bislang gespendet haben. Seine "Arts, Science and Sport Foundation" unterstützt Künstler genauso, wie sie Stipendien an Studenten vergibt oder Gesundheitssystemen in ehemaligen Sowjetrepubliken unter die Arme greift.


Als Unternehmer kann ich Sanktionen nicht beeinflussen und zerbreche mir deswegen auch nicht den Kopf darüber. Aber die russische Wirtschaft hat sie nicht verdient."

Vor allem in seinem Heimatland, mit dessen Präsident Shavkat Mirziyoyev er eng befreundet ist, fördert Usmanov auch die gesellschaftliche Entwicklung: "Das Geld, das ich in Usbekistan ausgebe, bleibt auch dort. Es ist nicht das Ziel, damit Geld verdienen. Zu Beginn der Legislaturperiode des neuen Präsidenten war ich in der Begleitung der Reformprozesse aktiv. Ich habe privates Geld für einen Fonds zur Verfügung gestellt, der sich damit beschäftigte, welche wirtschaftlichen Wege das Land einschlagen könnte, um erfolgreich zu sein. In diesen Prozess waren auch Berater der KPMG und Boston Consulting involviert. Außerdem habe ich Mittel zur Verfügung gestellt, um meinem Heimatland, aber auch Russland bei der Bekämpfung der Pandemie zu helfen. Unternehmerisch war unsere Holding bislang nur an einem Joint Venture zur Digitalisierung der usbekischen Wirtschaft beteiligt, und die MegaFon hat ein Mobilfunknetz aufgebaut. Es geht eher darum, wo wir mit unserem Expertenwissen helfen und welche Hebel wir einsetzen können, um der Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen."

Der gebürtige Usbeke ist überzeugt, "dass eine Stabilisierung der politischen Beziehungen zwischen Zentralasien und Europa beiden Seiten wirtschaftliche Möglichkeiten eröffnen würde".

OLIGARCH ALS SPORTFAN.

Aktiv förderte Usmanov auch die Fußball-WM 2018 in Russland und die Olympischen Winterspiele in Sotschi. Seine besondere Leidenschaft gilt aber dem Fußball in Großbritannien, wo er auch diverse Luxusimmobilien in London und das Tudor-Herrenhaus Sutton Place in der Grafschaft Surrey besitzt. 2007 stieg er mit seinem engen Geschäftspartner Farhad Moshiri für 75 Millionen Pfund beim Spitzenclub Arsenal ein. 2018 verkaufte er seinen 30-Prozent-Anteil an den zweiten Großaktionär, den Amerikaner Stan Kroenke, für 540 Millionen Pfund. Ökonomisch ein super Deal, der aber unter Druck zustande kam - und mit dem er bis heute hadert.

Um wieder in der Premier League präsent zu sein, könnte er laut britischen Medien künftig in den FC Everton investieren, der Moshiri gehört. Dem trend gegenüber will er das "nicht kommentieren".

Keinen Hehl macht der Mann mit den vielen - teils widersprüchlichen - Gesichtern hingegen daraus, dass er die europäische Industrielandschaft im Fokus hat. Er hat Trends oft frühzeitig erkannt und das sowohl auf den Aktienmärkten als auch bei Firmenkäufen zu nutzen gewusst. Jetzt ist er überzeugt, dass ihm die vom Klimawandel erzwungene Transformation der EU-Wirtschaft in die Hände spielen kann. Trotz der bestehenden Sanktionen gegenüber Russland - von denen er nicht betroffen ist - und der im Westen immer wieder erhobenen Forderungen nach einer schärferen Gangart: "Sanktionen sind schädlich, aber sie bewegen die russische Wirtschaft auch, nach neuen Lösungen zu suchen, was wiederum ein Pluspunkt ist. Als Unternehmer kann ich Sanktionen nicht beeinflussen und zerbreche mir deswegen auch nicht den Kopf darüber. Aber die russische Wirtschaft hat sie nicht verdient."


Das Porträt von Alisher Usmanov ist ursprünglich im trend. PREMIUM vom 14. Jänner 2022 erschienen.

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