Wiener Start-up mySugr von Pharmariese Roche geschluckt

Nur zwei Jahre nach dem Einstieg des Pharmariesens Roche wird nun das Diabetes-Start-up mySugr komplett von den Schweizern geschluckt. Im Jahr 2015 hatte sich Roche gemeinsam mit einem Venture-Capital-Unternehmen iSeed mit 4,2 Millionen Euro an dem Diabetes-App-Hersteller beteiligt.

Wiener Start-up mySugr von Pharmariese Roche geschluckt

Der Schweizer Pharmariese Roche macht offenbar Nägel mit Köpfen, um die Digitalisierung voranzutreiben und auch in mobile IT-Anwendungen zu investieren, die Privatpersonen direkt angeboten werden. Nur zwei Jahre nachdem der Schweizer Pharmakonzern 12,3 Prozent der Anteile des Wiener Diabetes-IT-Dienstleisters mySugr übernommen hat, haben die Schweizer das Start-up nun komplett geschluckt.

Im März 2015 hatte Roche gemeinsam mit iSeed jeweils 12,3 Prozent der Anteile von mySugr übernommen. Wie viel Geld nun Roche nachgelegt hat, um das Unternehmen komplett zu schlucken, wurde nicht mitgeteilt. Nach dem Einstieg von Roche und iSeed im Jahr 2015 war das Unternehmen rund 17 Millionen Euro wert.

mySugr hat mit der Finanzierungsrunde im März 2015 seine Expansion vorangetrieben. Die Gründer bekamen finanzielle Anschubhilfe unter anderem von den Finanzinvestoren Johann Hansmann, iSeed Ventures und dem Roche Venture Fund (siehe Grafik unten). Das Start-up beschäftigt derzeit 47 Mitarbeiter in Wien und San Diego. Die mySugar-App ist in 52 Ländern und 13 Sprachversionen auf dem Markt.

Für den über 120 Jahre alten Schweizer Pharmariese Roche ist die Übernahme ein Teil der Digitalisierungsstrategie des Konzerns. Der Tiroler Roche-Vorstandschef Severin Schwan hat im trend-Exklusiv-Interview auch von einer "unaufhaltsamen Transformation seiner Branche" gesprochen. "Extrem interessiert" ist Roche-CEO Schwan an Unternehmen à la mySugr.

mySugr soll auch künftig ein juristisch unabhängiges Unternehmen bleiben, hat Roche in einer Aussendung mitgeteilt. Für Roche ist das im Jahr 2012 gegründete Wiener Startup nun "wesentlicher Bestandteil der neuen patientenzentrierten digitalen Diabetesmanagement-Lösungen". mySugr hat eine Smartphone-App für Diabetiker entwickelt, mit der die Blutzucker-Messungen erfasst und verwaltet werden und direkt via Smartphone die Daten an den Arzt verschickt werden können. Das Unternehmen liefert dazu Tipps für Diabetiker und Therapiemanagement. Weltweit sollen eigenen Angaben zufolge bereits mehr als eine Million Diabetiker die App "nutzen und lieben". Vor gut zwei Jahren wurde die App 200.000 Mal auf Smartphones weltweit geladen. Nach Angaben von mySugr sind weltweit über 400 Millionen Menschen von Diabetes betroffen.

Dem Wiener App-Hersteller werden von Roche freilich Rosen gestreut. „Die seit 2014 bestehende Partnerschaft mit mySugr hat gezeigt, dass unsere Unternehmenskulturen perfekt zusammenpassen. Denn beide Unternehmen setzen sich leidenschaftlich dafür ein, das Diabetesmanagement weiterzuentwickeln und zu verbessern“, Roland Diggelmann, CEO von Roche Diagnostics. Von den Schweizern wird vor allem die Einfachheit der App-Anwendung geschätzt.

„Wir haben mySugr gegründet, um Alltagsprobleme zu lösen und die Diabetestherapie durch die Verwendung von Smartphones zu verbessern“, meint mySugr CEO Frank Westermann. Im Jahr 2012 hatte er gemeinsam mit Fredrik Debong, Gerald Stangl und Michael Forisch das Unternehmen in Wien gegründet.

Tiefrote Zahlen

Im Jahr 2015 hat das Unternehmen noch einen Bilanzverlust von 4,47 Millionen Euro bilanziert - fast doppelt so viel wie im Jahr 2014 mit einem Verlust von 2,35 Millionen Euro. Das Kapital war mit 0,8 Mio. Euro auch im Jahr 2015 wie auch im Jahr 2014 mit 0,7 Mio. Minus erneut negativ. Die Zahlen für 2016 liegen nicht vor.


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