Der Weg zum Erfolg: Get started & Never give up [PODCAST]
Business Angel und Start-up-Investor Hansi Hansmann und Triathlon Profi Sebastian Kienle im trend-Podcast über die Kraft der Motivation, die vielen Parallelen zwischen dem Start-up-Business und dem Spitzensport. Und über den Weg zum Erfolg.
Start-up-Investor Hansi Hansmann und Triathlon-Profi Sebastian Kienle
Zu Gast im trend-Podcast sind der deutsche Triathlet Sebastian Kienle und Business Angel Hansi Hansmann.
Kienle hat im Triathlon auf der Mittel- und Langdistanz alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt. Er ist dreifacher Ironman-Europameister, Doppelweltmeister über die Ironman 70.3 Distanz und Sieger der Ironman Weltmeisterschaft in Hawaii.
Hansi Hansmann ist Österreichs wohl bekanntester Start-up-Investor. Er ist an über 50 österreichischen Start-ups beteiligt, darunter auch an Anyline, das eben am Sprung ist, in den US-Markt einzusteigen und mit seiner Technologie das Potenzial zum „Unicorn“, zu einem Start-up mit einer Bewertung von über einer Milliarde Dollar zu werden.
Thema des Gesprächs sind die vielen Parallelen zwischen dem Spitzensport und dem Start-up-Business.
Podcast: Get started & Never give up
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[TRANSKRIPT] Der Podcast zum Nachlesen
"Der Erfolg ist gnadenlos da oder nicht da"

Triathlon-Profi Sebastian Kienle
Sowohl im Start-up-Business als auch im Spitzensport führen nur der uneingeschränkte Wille und die Bereitschaft, alles zu geben zum Erfolg. Business Angel und Investor Hansi Hansmann und Triathlon-Profi Sebastian Kienle über das gnadenlos harte Leben der Selbst-Entrepreneure im Start-up und Sport-Business.
Das Gespräch fand im Rahmen eines Impulsvortrags von Sebastian Kienle beim Wiener Start-up Anyline statt.
Hansi Hansmann
Ich bin der Hansi Hansmann, ich bin Business-Angel. Ich bin in sehr viele Start-ups investiert, ungefähr 50. Und ich bin auch der erste Investor in Anyline. In diese Firma. Ich habe die Firma von Anfang an begleitet seit sie gegründet worden ist. Als Investor und als Mentor und als Freund und weiß, was da passiert. Das ist eine ziemlich coole Firma, für den Fall dass ihr das noch nicht mitbekommen habt. Die wird ganz groß.
Peter Sempelmann
Weißt du was die machen?
Sebastian Kienle
Ja ja, klar. Natürlich. Um meinen Kopf frei zu bekommen tu ich meinen Kopf normalerweise voll machen. Und das dann eher nicht mit Sport-verbandelten Sachen.
Peter Sempelmann
Was treibt dich eigentlich mehr an: Der Beste zu sein oder besser zu sein?
Sebastian Kienle
Das ist ein komplementäres Ziel, würde ich sagen. Wenn es dich nicht antreibt, immer besser zu werden, dann wirst du auch niemals der Beste sein. Ich glaube, um der Beste zu sein musst du immer daran glauben, dass du noch etwas besser machen kannst. Und wenn du der Beste bist und glaubst, du kannst nichts mehr besser machen, dann bist du nicht mehr lange der Beste. Gerade im Sport ist der Verdrängungswettkampf so hart. Es arbeiten gerade 30 Leute in dem – genau in dem Moment wo wir sprechen da dran, besser zu sein wie ich es bin. Das ist immer in meinem Hinterkopf. Deswegen sitze ich meistens auf heißen Kohlen und glaube immer etwas zu finden, wo ich es noch besser machen kann.
Peter Sempelmann
Das ist ja – wenn man an Start-ups denkt – man muss immer besser werden, um vielleicht einmal zum Erfolg hinzukommen.
Wenn du glaubst, nichts mehr besser machen zu können bist du nicht mehr lange der Beste.
Sebastian Kienle
Hansi Hansmann
Ja, unbedingt. Der Start-up-Gründer – vor allem der Gründer am Anfang, der also die Vision im Auge hat, der muss pausenlos an sich selber arbeiten, weil er ja kein erfahrener Manager ist. Das lernt er erst mit der Zeit, wenn überhaupt. Aber er hat die Vision, die Idee, etwas grundlegend zu verändern. Was ja die Grundlage des Start-ups ist. Und muss zusammen mit seinem Team an dem Produkt immer weiter verbessern und er darf nie aufhören. Das ist im Gegensatz zu früher in der Wirtschaft hat sich das geändert, weil früher war es so: Man hat irgendein ein Produkt vor 50 Jahren gehabt, das ist 30 Jahre im Markt und dann irgendwann hat es eine Neuerung gegeben und dann ist ein neues Produkt auf den Markt gekommen.
Heute ist es so, dass die Produkte, die in den letzten 10 Jahren aufgrund der technischen Innovation in den Markt gekommen sind, die dürfen nicht aufhören, weil die technische Innovation geht so schnell, dass drei, vier Jahre später bereits ein noch besseres, neueres innovatives Produkt auf den Markt kommen kann. Und die wirklich guten Gründer und Founder sind die, die nicht aufhören, an sich selbst und am Produkt und an der Art, wie sie es in den Markt bringen zu arbeiten. Das ist natürlich ein sehr komplexes Thema.
Peter Sempelmann
Kann man denn dann eigentlich einmal zufrieden sein mit einem Erfolg?
Sebastian Kienle
Ich denke es ist wichtig, auch mal zufrieden zu sein, weil ich glaube auf Dauer ist es so: wenn man ständig unzufrieden ist bedingt das natürlich immer auch so latent unglücklich zu sein und ich weiß, ich bin vor allem auch dann gut, wenn ich das was ich mache gerne mache. Dafür muss ich eben auch mal glücklich sein. Aber gleichzeitig ist es so: Ich kann mit einer Sache zufrieden sein, aber ich habe schon im Hinterkopf hundert andere Sachen, mit denen ich noch nicht zufrieden bin.
Peter Sempelmann
Da geht noch mehr…
Sebastian Kienle
Es geht immer … ich habe … es gibt nichts Perfektes … also im Sport … jeder, der sagt, er hat ein perfektes Rennen gemacht, der hat keine Ahnung oder lügt sich in die eigene Tasche. Es gibt immer etwas, das man nochmal besser machen kann. Das heißt aber nicht, dass man sich nicht erlauben kann, irgendwo auch mal mit etwas zufrieden zu sein oder auf etwas stolz zu sein.
Hansi Hansmann
Es ist in der ganzen Arbeitswelt so: Natürlich muss man ab und zu zufrieden sein. Jeder Mitarbeiter braucht ab und zu ein Lob. „Das hast du gut gemacht.“ Das heißt nicht, dass er am nächsten Tag nicht wieder voll gefordert wird. Aber du musst ihm dazwischen einmal sagen: „Das hast du toll gemacht. Das hast du gut gemacht. Da bist du besser geworden. Und genauso müssen die eigenen - die Start-up Entrepreneure, die Gründer mit sich selber umgehen. Die müssen ab und zu feiern und sagen: „Das habe ich gut gemacht.“ Der Unterschied zu dir ist der – weil sie ja nicht mit ihrem … ihren Körper in Hochform bringen müssen. Da gibt es den berühmten Spruch, der heißt „Work hard & party hard“. Also der Start-up-Gründer, der gerade eine Finanzierungsrunde abgeschlossen hat oder den ersten Großkunden gewonnen hat, der geht dann am Abend feiern, und da gibt es keine Gnade. Das machen die wirklich gnadenlos.
Sebastian Kienle
Gut so
Es gibt viel mehr Frustrationserlebnisse als Erfolgserlebnisse.
Hansi Hansmann
Hansi Hansmann
Ja, aber am nächsten Tag oder am übernächsten Tag geht es voll weiter und in die Arbeit. Aber dieser Um… Das ist ganz wichtig, weil es hat nämlich – und das ist vielleicht beim Spitzensport ähnlich: Man darf ja nicht Unternehmer und Start-up-Unternehmer vergleichen.
Das ist schon eine spezielle Art die Start-up Unternehmer, weil die machen etwas zum allerersten Mal, was keiner zuvor genauso gemacht hat. Das heißt du hast zuerst viele Frustrationen. Du machst irrsinnig viel, probierst nur aus. Probierst – geht nicht. Probierst – geht nicht. Du hast viel mehr Frustrationserlebnisse als Erfolgserlebnisse. Und wenn etwas gerade funktioniert so wie du es dir vorgestellt hast, beim 122. Fall, dann musst du das feiern. Dann musst du stolz darauf sein, weil das gibt dir die Kraft, die nächsten 100 Frustrationen in der nächsten Sache auszuhalten.
Das ist wahrscheinlich ein bisschen ähnlich, weil das Training ist ja nicht so lustig, kann ich mir vorstellen. Das Training ist ja beinhart
Und das Trainieren ist nicht immer lustig und nicht immer schön. Und genauso ist es bei den Start-up-Gründern. Die tägliche Arbeit ist meistens Frust.
Peter Sempelmann
Der Frust der da kommt? Wie gehen Sie mit Rückschlägen um?
Sebastian Kienle
Das kommt natürlich immer drauf an, was für eine Art von Rückschlag das ist. Ich glaube, da gibt es auch eine Parallele. Als Start-up-Unternehmen / Unternehmer ist man mit einem viel größeren eigenen Risiko in der ganzen Sache oft mit drin wie wenn das ist wenn man als Manager irgendwo angestellt ist. Ich sehe genug Manager, die haben vielleicht irgendwo in einem Konzern keinen so guten Job gemacht. Die kriegen trotzdem noch eine Anstellung in einem anderen großen Unternehmen und verdienen Geld. Es gibt genug Leute bei uns in der Arbeitswelt, die arbeiten jahrelang mit 70 Prozent Einsatz und das fällt nie auf. Im Gegenteil: Wenn sie mit 80 Prozent arbeiten würden, dann würden sich die Kollegen aufregen, weil die würden dann schlecht aussehen.
Ich glaube, das ist die Parallele von uns im Spitzensport zum Start-up-Unternehmen, dass natürlich das Erfolgserlebnis viel größer ist, wenn man etwas geschafft hat. Wie man weiß, was man selber da reininvestiert hat. Aber gleichzeitig das Risiko ungleich größer ist, wenn etwas schiefgeht. Aber genau davor darf man nicht Angst haben, weil das hemmt einen oft auch, etwas zu wagen.
Wenn ich gesagt hätte am Anfang: Ich mache hier jetzt einen Business-Case über meine Triathlon-Profi-Karriere. Ob das Sinn macht oder nicht… Ja – niemals hätte ich auch nur einen Fuß vor die Tür gesetzt, weil hätte überhaupt keinen Sinn gemacht. Deswegen muss man manchmal schon ein bisschen in Anführungszeichen wahnsinnig sein oder vielleicht auch einfach eben etwas machen, wo viele sagen: „Das ist Blödsinn“.
Aber du hast angesprochen … das ist ja genau die Definition auch eben von einem Start-up: etwas zu machen, was sonst niemand gewagt hat. Sich auf neues Territorium vorzuwagen. Und immer den gleichen, ausgetretenen Pfad zu gehen, das führt dann auch nicht zum Erfolg und auch nicht zum persönlichen Erfolg. Und dementsprechend: Das Risiko ist höher, aber entsprechend ein größeres Erfolgserlebnis im Falle eines Erfolgs.
Peter Sempelmann
Besessenheit und Sturheit, den Weg zu verfolgen?
Hansi Hansmann
Ja, und zu dem noch unterstützend dazu kann ich sagen: Das ist sehr ähnlich: Der Erfolg ist gnadenlos da oder gnadenlos nicht da. Das heißt: Wenn du als guter Manager, der vielleicht gescheit ist und zu 70 Prozent arbeitet und du irgendwo mitschwimmst und der Firma geht es insgesamt gut, dann bist du irgendwie auch gut. Ob du selber so super bist oder nicht spielt dabei gar keine Rolle.
Bei ihm ist es so: Wenn er seinen Job nicht gut gemacht hat und sich nicht gut genug vorbereitet hat oder blöderweise einen schlechten Tag erwischt oder so: Das ist gnadenlos. Du siehst es sofort. Er ist da, und das ist beim Start-up-Unternehmer natürlich ähnlich, weil der ist mit seinem eigenen Risiko da drinnen.
Und wenn das Produkt nicht funktioniert und die Leute kaufen es nicht, dann geht er zum Handelsgericht und sperrt zu. Da gibt es nichts anderes. Oder keiner gibt ihm mehr Geld.
Sebastian Kienle
So ist das glaube ich
Der Erfolg ist gnadenlos da oder nicht da.
Hansi Hansmann
Hansi Hansmann
Das ist einfach gnadenlos, und ich finde das ja OK. Mir gefällt das. Ich lebe auch lieber in so etwas, wo das was ich tu bewertet wird. Ganz offen und transparent.
Peter Sempelmann
Es ist eigentlich wie in der digitalen Welt: Es gibt nur Nullen und Einsen.
Sebastian Kienle
Also bei uns ist es schon so, dass 2 % Leistungsunterschied teilweise 98 % in der Bezahlung Unterschied machen. Das ist Wahnsinn, wenn man sich das überlegt, aber so hart würde ich es jetzt nicht formulieren, weil bei uns im Sport ist es zwar so: OK, du bist bei einem Rennen nicht vorne und dann hast du keine Aufmerksamkeit. Letztendlich wird deine Arbeit auch nicht belohnt, weil ich werde ja nicht bezahlt für das Trainieren, sondern ich werde bezahlt für die paar Stunden im Jahr, wo die Kamera da ist und ich einen Value bringen kann für meine Sponsoren und so weiter.
Aber dann gibt es eben auch ein nächstes Rennen und wenn ich bei einem Rennen versage, dann heißt es eben nicht, dass es die letzte Chance in meinem Leben war, sondern dann muss ich eben möglichst schnell daraus lernen und es eben beim nächsten Mal probieren, besser zu machen. Und wenn es halt ganz hart kommt und sehe, das hat keine Zukunft, dann muss ich eben auch bereit sein und den Stecker ziehen.
Peter Sempelmann
Ja, es kann jeder einmal einen Scheiß-Tag haben, an dem einfach nichts funktioniert.
Hansi Hansmann
Natürlich, ja. Aber vielleicht einen Unterschied noch, der mir jetzt gerade aufgefallen ist, wie du das erklärt hast: Wenn du dein Training super machst und es passiert nichts Technisches und du hast einen halbwegs guten Tag, dann kannst du deine Leistung ungefähr abrufen.
Deine Leistung ist halt 7:45 Stunden oder irgendetwas, was dann herauskommt. Und du weißt, mit der Zeit bist du da irgendwo vorne dabei, zwischen 1 und 5 in der Größenordnung. Du kannst auch die anderen abschätzen. Ganz egal was die anderen machen: Du bist auf jeden Fall vorne dabei wenn du deine Leistung abrufst.
Der Start-up-Gründer nicht. Da kommen noch andere Faktoren dazu, die dazu führen können, dass der Start-up-Gründer einen super Job macht, alles richtig macht, aber ein Geschäftsmodell hat, wo zufällig irgendjemand irgendwo auf der Welt die letzten drei Jahre jemand anderer an etwas ähnlichem gearbeitet hat, aber das Geschäftsmodell war vielleicht noch eine Spur besser, und der kommt einen Monat vor dir auf den Markt und deine letzten drei Jahre waren für den Hugo.
Die kannst du nicht mehr brauchen und du musst etwas Neues beginnen. Das ist echt hart. Das habe ich gesehen. Ich kenne solche Gründer. Das ist echt hart.
Sebastian Kienle
Bei uns gibt es einen ähnlichen Faktor: Es kann Probleme geben von außen, wie einen Rad-Defekt oder so etwas. Das gibt es auch. Aber es stimmt mit Sicherheit, dass es so ist, dass letztendlich die Leistung dann auch immer letztendlich zählt. Es kann eben anders wie eben bei anderen Profi-Sportarten – ich sage jetzt mal beim Fußball da bist du darauf angewiesen, dass dich die richtigen Leute entdecken, dich fördern usw. Das ist bei uns… ist es da schon einfacher sage ich mal. Du hast deine eigene Leistung, und die zählt am Tag X.
2 Prozent Leistungsunterschied machen 98 Prozent Unterschied in der Bezahlung.
Sebastian Kienle
Hansi Hansmann
Aber man braucht das Team … wenn dein Team nicht funktioniert, dann schaffst du das eher nicht. Das ist beim Start-up-Gründer natürlich genauso. Wenn das Team dahinter nicht funktioniert und nicht die Dinge so vorbereitet und abarbeitet wie der da oben das braucht, dann geht’s auch nicht.
Und noch … entschuldigung, ich muss das noch sagen, weil das ist mir eingefallen … wie er das … war auch eine gute Parallele
Du hast diesen Kona Marathon beschrieben, diese 15 Kilometer, wo man eigentlich nicht hinschauen soll, weil das „Fucks your brain“ oder so irgendwas. Da schaust du auf die ersten 15 Meter.
Das ist das was ich meinen Gründern pausenlos sage: Es ist schon toll, wenn man die Vision hat wo es hingehen soll. Aber du kannst nicht die ganze Zeit dran denken, dass du eigentlich 100.000 Kunden hast und 20 Millionen Umsatz machen wirst und irrsinnig erfolgreich – du musst eigentlich immer step after step machen und dich auf den nächsten Schritt fokussieren. Auf die nächsten 10 Meter.
Peter Sempelmann
Ich habe bei meinen Long-Distance-Bewerben auch immer gemerkt: Erst wenn man dann in Ziel-Nähe ist kann man sich dann denken: OK, jetzt sind es nur noch 20 Kilometer. Es sind nur noch 20 Kilometer - das mache ich bei einer Spazierfahrt locker.
Hansi Hansmann
Ja, aber es sind die letzten 20 Kilometer
Peter Sempelmann
Ja, es sind die letzten 20, aber die gehen immer noch. Egal wann ich das mache, das bringe ich ins Ziel.
Sebastian Kienle
Genauso bilde ich mir das auch immer ein. Also ja, man muss schon gut darin sein, sich selber auch mal anzulügen. Wenn ich eben in Frankfurt, wo vier Laufrunden sind, dann sage ich mir auch: Jetzt nur noch eine Runde. 10 Kilometer. Wie oft in deinem Leben bist du schon 10 Kilometergelaufen? Tausende von Malen. Das ist gar kein Problem. Ja, und dann bilde ich mir ein, wie wenn ich zuhause bei der Haustür rausgehe, gerade die Haustür aufmache und mit frischen Beinen in die letzten 10 Kilometer reinlaufe.
Hansi Hansmann
Cool
Peter Sempelmann
Ich habe dann immer so Distanzen, Strecken im Kopf die ich genau kenne.
Sebastian Kienle
Genau
Peter Sempelmann
Strecken, wo ich genau weiß, von diesem Baum bis zu dieser Brücke und noch einmal zurück.
Sebastian Kienle
Genau. Das hilft glaube ich immer, dem Kopf Portionen zu geben, mit denen er umgehen kann. Und deswegen sind diese Limits so kritisch, weil die Menschen immer Angst vor etwas haben, das sie nicht kennen. Deswegen geht es eben da drum, den Körper so vorzubereiten, dass er damit umgehen kann, aber nicht schon kaputt machen, weil man das Gefühl hat, man muss es mal ausprobiert haben.
Man muss gut darin sein, sich selbst anzulügen.
Sebsatian Kienle
Peter Sempelmann
Aber da hast du natürlich im Gegensatz zu Start-ups einen Vorteil weil – natürlich, die Strecken sind unterschiedlich, aber du kennst deine Distanzen. Du kennst die 3,8 Kilometer Schwimmen, du kennst die 180 Kilometer am Rad und du kennst auch die 42 Kilometer. Du weißt genau, wie weit es ist.
Hansi Hansmann
Guter Punkt
Peter Sempelmann
Und du weißt genau, was dich erwartet. Auch wenn beim Radfahren dazwischen vielleicht ein Hügel mehr ist, auf der Laufstrecke Kopfsteinpflaser. Aber dennoch: Du weißt wann das Ziel kommt. Das ist beim Start-up vielleicht…
Hansi Hansmann
Beim Start-up weiß das nicht. Es kann sein, dass du glaubst, du bist 10 Kilometer vor dem Ziel, und ganz plötzlich platzt deine Finanzierungsrunde von der du sicher bist, das du sie kriegst
Sebastian Kienle
Und das was du angesprochen hast ist: Ich weiß, wo meine Gegner sind. Beim Start-up kann es sein: Man sieht den Gegner noch nicht einmal, weil du gar nicht weißt, wer parallel… es geht ja niemand raus und sagt: Hier, daran arbeiten wir, wir sind in fünf Wochen fertig. Also wenn ihr gerade etwas Ähnliches macht, könnt ihr gleich wieder einstampfen. Das sagt dir ja niemand. Das wäre wie gegen einen unsichtbaren Gegner antreten. Also von daher habe ich auch massiv Respekt vor den Leuten, die da bereit sind…
Hansi Hansmann
Was wieder sehr ähnlich ist – wie du gesagt hast – da tun sich die Deutschen und natürlich auch die Österreicher sehr schwer damit – du hast eine Idee und willst das machen, hast ein Projekt und „Get started“. Das ist genau dasselbe. Ich kenne wirklich gute Leute, wo die potenziellen Ideen so vorüberziehen und sie immer zwei Wochen nachdenken, ob sie es vielleicht machen. Und dann machen sie es doch nicht. Der macht es halt nie. Obwohl er es vielleicht könnte, wenn er einfach nur einmal anfangen würde. Weil dann kriegst du, kommst du in eine Dynamik hinein und machst es. Machst eh einen Schritt nach dem anderen. Aber dieses „Get started“, an dem scheitern unglaublich viele. Einfach gar nicht anfangen.
Unglaublich viele scheitern, weil sie einfach gar nicht anfangen.
Hansi Hansmann
Sebastian Kienle
Auch. Ich glaube, das hat durchaus auch was … ist übrigens auch im Sport ein Problem. Ich will jetzt nicht generell sagen, dass das ein Mindset-Problem von Deutschen oder von Europäern oder Österreichern ist, aber man hat schon das Gefühl, dass bei uns in Europa Scheitern anders beurteilt wird wie das in den USA gemacht wird. Da wird halt auch mal Vollgas gegen die Wand gefahren.
Und … „Was – du hast 20 Millionen Schulden bei der Bank? Natürlich, dann geben wir dir nochmal 50, weil die ersten 20 hast du ja im Rekordtempo verbrannt. Deswegen scheint es offensichtlich nach vorne zu gehen. Du investiert ja was.
Und ... ich glaube, das ist im Sport, aber mit Sicherheit auch im Business so: wenn man sich fragt: warum kommen die ganzen Einhörner aus den USA und warum haben wir eigentlich in Europa wenig digitale Champions?
Hansi Hansmann
Es ist natürlich ein Mentalitätsproblem. Die Deutschen und die Österreicher haben das ganz speziell, die Europäer ganz allgemein im Vergleich zu den USA. Aber Deutschland und Österreich schon ein bisschen speziell.
Sie sind wirklich risikoavers grundsätzlich. Und das Scheitern ist im Start-up gar nicht einmal in der Größenordnug gar nicht einmal in der Größenordnung von 20 oder 50 Millionen Dollar, sondern Unternehmertum an sich ist nicht so toll angesehen. In Österreich hat der Unternehmer so ein bisschen das Bild des Ausbeuters der Massen, was grausam und furchtbar ist. Und wenn du gegen die eigene Familie, gegen die Verwandtschaft oder die Nachbarschaft eine Firma gründen willst…
Geh – jetzt warst auf der Uni und hast was gelernt und jetzt machst die Firma, statt dass du einen tollen Job annimmst. Gegen die Widerstände das zu machen ist viel schwerer. Aber gesetzt dem Fall es funktioniert nach einem halben Jahr nicht und er muss die Firma wieder zusperren, dann hat es natürlich jeder gewusst. Und der fängt normalerweise kein zweites Mal an, was total schade ist, weil der, der ein zweites Mal anfängt ist ja viel besser als der Erste.
Peter Sempelmann
Jetzt bist du als Triathlet quasi selbst Unternehmer in eigener Person. Man sucht sich zwar ein kleines Team rundherum, in Action, im Training und im Bewerb bist du aber völlig auf dich alleine gestellt, außer in Wechselzonen wo dir schnell jemand etwas reichen kann. Wie wichtig sind denn die Personen rundherum, um die Leistung in diesem einen Einsatz auf Strecke zu bringen?
Sebastian Kienle
Die Personen sind vielleicht im Rennen nicht körperlich da, um dir tatkräftig zu helfen, aber das ist ähnlich wie ein Mentor bei einem Unternehmen. Der Trainer und dein Umfeld – das beeinflusst auch wie du mental drauf bist so stark, dass die Leute natürlich bei dir sind. Ich denke im Rennen konstant an das, was mein Coach und meine Coaches in der Vergangenheit mir beigebracht und eingebläut haben. Dementsprechend…
Peter Sempelmann
Auch so etwas wie ein Business Angel dann für dich?
Sebastian Kienle
Ja, kann man schon sagen. Ich glaube, es ist extrem wichtig, dass man Leute im Umfeld hat, denen man vertraut und im entscheidenden Moment da höre ich dann die Stimmen sozusagen. Also die sind schon bei mir. Vielleicht nicht körperlich. Aber das Coaching das ich erfahren habe und was ich gelernt habe durch die Leute, das ist schon bei mir.
Es gibt Leute, die sich beharrlich weigern, aus Fehlern zu lernen.
Sebastian Kienle
Peter Sempelmann
Die Erfahrenheit zählt da sehr viel. Hansi Hansmann hat in über 50 Start-ups investiert. Dein Trainer ist auch schon seit vielen Jahren an deiner Seite. Kann man eine solche Erfahrung aufwiegen?
Sebastian Kienle
Ich kenne Leute, die sind unheimlich lange in dem Sport und scheinen trotzdem wenig gelernt zu haben. Es gibt tatsächlich Leute, die sich beharrlich weigern, aus Fehlern zu lernen und die bleiben im Normalfall auch nicht lange. Auch wenn sie sonst alles mitbringen an Talent usw. Deswegen: Erfahrung: Manche Leute denken Erfahrung ist per se immer gut. Aber manche Leute schaffen es tatsächlich, da nichts draus zu machen. Man muss schon auch willens sein, zu reflektieren und aus den Fehlern tatsächlich zu lernen oder Schlüsse zu ziehen.
Ich habe auch viele Fehler mit Sicherheit mehr als nur drei- oder viermal gemacht. Aber irgendwann habe ich es dann vielleicht doch gelernt. Ich würde daher sagen: Erfahrung ist wichtig, aber es ist eigentlich eher wichtig, wie schnell man lernt und wie sehr man eigentlich willens ist, auf Leute, denen man vertraut, zu hören.
Es gibt genug Leute, die eben die Erfahrung schon gemacht haben. Die es auch genau wissen, aber trotzdem scheint der Mensch immer erst seine eigenen Fehler machen zu wollen, ehe er auf andere hört. Dein Vater sagt dir: „Die Herdplatte ist heiß.“ Aber du langst trotzdem mindestens einmal drauf, um festzustellen: Tatsächlich. Sie ist wirklich heiß. Und es tut weh.
Hansi Hansmann
Also für mich ist das ein Synergiethema. Die jungen Gründer haben sehr viel was ich nicht habe. Sie sind voll Energie, voller Leidenschaft, voller Kraft.
Sebastian Kienle
(dazwischen) die spüre ich aber immer noch
Hansi Hansmann
Die haben eine Ausbildung im digitalen, im technologische Bereich, da kann ich nicht mithalten. Die wachsen ja als Digital Natives auf. Aber es fehlt ihnen natürlich die Erfahrung, wie man den ersten Kunden anspricht, wie man Mitarbeiter anstellt, wie man ihn kündigt, wie man den rauswirft, wie man bestimmte Dinge auch in zwischenmenschlich- organisatorischer Sicht lösen kann. Das habe ich eben schon tausendmal gemacht und kann ihnen das beibringen und kann versuchen, dass sie weniger Fehler machen im Unternehmensaufbau.
Je weniger Fehler sie machen, desto größer ist die Erfolgswahrscheinlichkeit. Das geht natürlich nur dort, wo die Gründer auch zuhören. Das geht nicht dort, wo die Gründer sagen … naja … der hat mir jetzt sein Geld investiert und jetzt erzählt er mir was, aber ich weiß schon, wie ich das machen muss.
Er muss schon seine eigenen Entscheidungen treffen. Das ist ein Thema, wo ich noch etwas dazu sagen möchte. Der Gründer muss - weil er ist der Unternehmer. Er muss die Entscheidungen treffen. Ich will bloß, dass er mir zuhört und darüber nachdenkt, was er mir sagt. Und wenn er sagt: Nein, danke. Habe ich mir überlegt – ich mache es trotzdem. Dann ist das total OK.
Ähnlich muss es natürlich da sein. Wenn er das größte Talent der Welt ist, das es je im Triathlon gegeben hat und der absolute Überfighter und jetzt beginnt, das ganz alleine machen will, wird er das nicht schaffen.
Es gibt einfach viele Leute, die über Triathlon sehr viel wissen, sehr viel gelernt haben über Radtechnik, über Wassertechnik, über die Koppelläufe, den Wechsel der Sportart und weiß ich, was es da alles gibt – da habe ich mich zu wenig damit beschäftigt – aber das sind Dinge, die musst du nicht alle selber erfinden und selber beibringen. Da hört man Leuten zu, die das können. Aber da muss man offen dafür sein, denen zuzuhören, die das gemacht haben und die das wissen und die einen auch mental coachen. Das meiste spielt sich ja im Kopf ab.
Es funktioniert dann, wenn der Athlet oder der Gründer bereit ist, zuzuhören. Machen muss er es selber. Er muss rennen, nicht der Coach.
Peter Sempelmann
Man muss natürlich Talent haben.
Hansi Hansmann
Klar
Peter Sempelmann
Man darf nicht überheblich sein dabei und man muss vor allem Respekt vor der Herausforderung haben.
Hansi Hansmann
Man kann nicht irgendeinen Typen nehmen und sagen: Du machst jetzt die Firma und ich helfe dir dabei. Der muss schon gut sein, der muss viel mitbringen, damit es überhaupt geht. Aber niemand hat alles. Nobody has everything und kann alles. Der kann irrsinnig viel und wenn er schlau ist, dann holt er sich das von jemand anderem. Vom Richtigen. Genau wie bei dir.
Viele Leute haben irgendwie keinen Anspruch in ihrem Leben und auch keine Ziele.
Sebastian Kienle
Sebastian Kienle
Ins Ziel kommen. Bei den meisten Leuten hapert es eigentlich schon an dem Einstieg und das ist ein komplett falsches Ziel. Entweder ein Ziel, das viel zu niedrig ist und dementsprechend werden die immer unter ihren Möglichkeiten bleiben, weil sie sich einfach ein Ziel setzen, das so leicht zu erreichen ist, das keine Herausforderung darstellt. Er wäre so als wenn man sagt: Sie haben den Ötztaler geschafft, aber statt sich dafür anzumelden sind sie eben zum Prater hin und zurück gefahren.
Das ist das erste Problem: Viele Leute haben irgendwie keinen Anspruch in ihrem Leben und auch keine Ziele. Dann wird es auch schwierig werden. Man muss sich schon auch Ziele setzen, wo man selber vielleicht manchmal Angst hat zu scheitern. Sonst ist es auch kein lebenswertes Leben und kein groß genuges Ziel meiner Meinung nach.
Gleichzeitig gibt es aber genauso viele Leute – und die sind auch bei uns im Sport sehr viele unterwegs, die scheinen konstant auf dem Superman-Heft zu schlafen wie wir sagen. Die scheinen in einer anderen Realität zu leben wie die Realität wie ich sie wahrnehme und sich einfach Ziele zu setzen, die einfach so viel zu hoch sind, dass sie entweder schon irgendwann realisieren: Das ist ein Ziel, das ich niemals erreichen kann und komplett aufgeben und gar nicht mehr probieren, den Weg zu gehen und deswegen sowieso scheitern.
Oder dann konstant unglücklich sind, weil sie ein Ziel haben, das so hoch ist, dass sie es nicht erreichen und immer nur dem Ziel hinterher laufen und dann verletzt sind usw.
Das sind eigentlich die Probleme, die ich da sehe. Deswegen ist das schon ein relativ wesentlicher Aspekt, sich einfach ein richtiges hohes, aber realistisches Ziel zu setzen.
Peter Sempelmann
Bei Start-ups?...
Hansi Hansmann
Bisschen anders bei Start-ups würde ich sagen.
Sebastian Kienle
Da weiß man manchmal noch gar nicht, was das Ziel eigentlich ist.
Hansi Hansmann
Genau. Eigentlich geht es beim Start-up darum, dass du ein Problem lösen willst. Irgendein Problem das möglichst viele Leute haben. Und wenn du das gescheit und anders löst als es bis jetzt gelöst worden ist, dann sind die Leute bereit dafür zu bezahlen. Und wenn das viele Leute sind, dann gibt es einen großen Markt. Das ist sehr simpel die Grundlage eines jeden Geschäftsmodells dargestellt.
Die große Vision haben die wirklich guten alle, auch wenn 90 Prozent scheitern und sie nie erreichen. Aber wenn du diese große Vision nicht hast, dann kommst du nicht einmal annähernd dorthin. Du hast nur die Chance aufs Einhorn oder Unicorn zu gehen, wenn du von vornherein diese Vision hast: Ich sehe das, wie alle Leute mit diesem Problem auf der Welt das verwenden.
Das ist ganz wichtig, auch wenn es in ganz wenigen Fällen funktioniert ist es ganz wichtig, das zu haben.
Sebastian Kienle
Deswegen unterscheide ich zwischen verschiedenen Zielen. Ich sag mal (lacht) – bei uns im Studium - da muss ich auch lachen, weil das tatsächlich eine Parallele in der Business-Welt eigentlich gibt – so eine Art Mission Statement. Das kann ich so soft definieren, dass ich das Ziel niemals erreichen werde.
Zum Beispiel wenn ich einfach sagen würde: Mein Ziel wäre es, glücklich zu sein. Das ist natürlich echt ein Ziel, das man nicht messen kann und auch nicht weiß, welche Schritte man in die Richtung des Ziels jetzt machen muss.
Aber ich brauche so ein übergeordnetes Ziel, das ich nicht direkt messen kann. Was nicht mit der Stoppuhr im Schwimmbad gemessen werden kann ob ich es erfüllt habe oder nicht.
Dazu brauche ich aber knallharte Ziele, die nicht irgendwo in meinem Kopf herumspuken. Die sind aufgeschrieben. Da steht ein Datum dahinter. Dann wird das Ziel überprüft ob ich es erreicht habe.
Ich finde, es braucht einfach beides. Knallharte Zwischenziele, längerfristige und mittelfristige Ziele, die dann auch nicht nur von meiner Leistung abhängen können, sondern zum Beispiel auch von dem Wettbewerb. Während eine Zeit nur meine eigene Leistung widerspiegelt spiegelt eine Platzierung den Wert meiner Leistung im Konkurrenzumfeld wider. Das ist dann so ein mittelfristiges Ziel.
Wenn ich ein Ziel erreicht habe, heiß das nicht, dass ich mir nicht ein neues Ziel setzen kann. Das ist das Schöne – sowohl in der Geschäftswelt als auch in der Sportwelt: Es gibt immer genug Wettbewerb. Es gibt immer genug Leute, die das wollen was du jetzt gerade hast oder die das gemacht hast noch besser machen wollen.
Wenn ich anfange Mathematik zu lernen, dann fange ich auch nicht damit an, mir jeden einzelnen Satz, der jemals von einem Mathematiker hergeleitet worden ist selber herzuleiten. Nee. Ich lese ein Buch, was alle Leute, die jemals über Mathematik gedacht haben schon vor mir entdeckt haben.
Genau das machen die Leute, die hinter dir stehen, in deinem Windschatten sind, ja auch. De profitieren von den Entwicklungen, die du maßgeblich mitgetrieben hast. Und deswegen müssen die nicht den Weg gehen, den du gegangen bist, sondern die haben den Weg schon einfacher, weil der schon entdeckt worden ist. Weil man schon weiß, wie man dorthin kommt. Weil du es schon gemacht hast.
Aber dann können die auch einen Schritt weitergehen, und genau das wird auch immer passieren. Deswegen geht die Konkurrenz nie aus.
Warum sollte man etwas neu erfinden, das es schon gibt?
Hansi Hansmann
Hansi Hansmann
Beim Start-up ist es noch besser möglich, die Dinge zu quantifizieren. Beim Start-up – vor allem im technischen Bereich – geht es um die KPIs, die Key-Performance-Indicators, die in jeder Phase des Start-ups andere sind. Am Anfang, wenn es noch keine Umsätze gibt, sind es eben: Wie viele User verwenden das, wie lange verwenden sie das wenn sie reingehen: Eine Minute, drei Minuten, fünf Minuten?
Dieses Quantifizieren wird bis zum Exzess gemacht – zumindest in den Start-ups, die gut geführt werden und die nicht nur nach dem Bauch geführt werden.
Und natürlich: Das was man macht beruht auf dem gesammelten Wissen, das es bis jetzt gibt. Ganz klar. Es ist ja alles im Internet nachzulesen was offiziell ist. Ob das Patente sind oder Anwendungen, Applikationen – man schaut sich ja an: was machen die anderen?
Jeder macht das. Warum soll man das neu erfinden, das gibt es ja schon?
Früher haben sich einzelne Industrien ganz für sich entwickelt. Es gab eine Silo-Entwicklung. Die Versicherungsbranche hat sich für sich entwickelt, die Banken, die produzierende Industrie…
Jetzt ist es so mit der Digitalisierung, dass man immer mehr draufkommt:
Die Banken – da gibt es irgendwelche Start-ups, die irgendwelche Teile der Banken besser organisieren, effizienter, schneller, billiger und, und, und…
Das ist ganz cool wie die das machen – hey, das kann ich in der Versicherungsbranche auch ganz genauso anwenden.
Und ganz plötzlich hast du ein völlig neues Geschäftsmodell. Das braucht man gar nicht von vornherein entwickeln. Du nimmst eines, das es gibt und tust es ein bisschen abändern. Ist das in eurem Sport auch so, dass Dinge, die ganz wo anders passieren, dass man sagt: Das könnten wir bei uns auch anwenden?
Sebastian Kienle
Ja, absolut. Genau. Das ist eine 100-Prozent-Parallele. Triathlon ist da natürlich absolut prädestiniert dafür, Triathleten waren immer schon sehr innovativ. Oft sind auch von unserer Sportart Innovationen in die drei einzelnen Sportarten sozusagen gewandert. zunehmend passiert es natürlich auch umgekehrt, weil wir schauen, was die Spezialisten in den einzelnen Disziplinen machen, weil die natürlich noch mehr Zeit in ihrer Spezialdisziplin verbringen. Dann wird das sofort adaptiert.
Peter Sempelmann
Es gibt beim Triathlon ein sehr strenges Reglement.
Sebastian Kienle
Auch da gibt es die Parallelen. Das Reglement gibt es natürlich in der Geschäftswelt auch. Es gibt Gesetze, es gibt Patente usw.
Hansi Hansmann
Es gibt Spielregeln, ich persönlich bin davon überzeugt, dass man einen gewissen Spieltrieb braucht in sich – sowohl als Spitzensportler als auch als erfolgreicher Unternehmer. Spielen heißt, du musst die Regeln kennen. „Know the rules oft he game“. Die musst du wirklich gut kennen, weil du weißt, die anderen kennen sie auch. Und dann versuchst du, in diesem Spiel besser zu sein als andere. Und da gehst du natürlich ans Limit und reizt das aus. Und wenn sich eine Regel ändert solltest du wenn du aufpasst der erste sein, der das mitbekommt und die neue Regel neu definieren und für dich ausnutzen.
Immer wenn sich die Regeln ändern gibt es eine neue Chance.
Sebastian Kienle
Sebastian Kienle
Das ist die besondere Chance immer dann, wenn sich die Parameter von dem Spiel ändern. Dann wird es eigentlich interessant, weil man kann immer davon ausgehen weil jeder von jedem Spieler lernt wissen irgendwann genau das gleiche und dann wird es immer schwieriger, irgendwo noch einen Vorteil zu haben. Und wenn dann irgendwo sich eine Regel ändert oder bei uns es dann irgendwo ein neues Rennen gibt mit einer anderen Strecke usw, dann hast du auch wieder eine neue Chance.
Peter Sempelmann
Zum Schluss noch: Gibt es vielleicht drei Ingredienzen, die man definieren kann, die zum Erfolg führen?
Sebastian Kienle
Für mich ist es definitiv erstmal der Mut, den ersten Schritt zu machen, die Beharrlichkeit, alle weiteren Schritte zu machen und die Möglichkeit zu haben, dir einzugestehen, dass du zwischendurch mal nach dem Weg fragen musst. Also dass du nicht alles selber weißt, sondern dass du manchmal Leute brauchst, die dir von außen sagen, wo du lang laufen musst.
Peter Sempelmann
Kann man auch das vielleicht auf Start-ups umlegen?
Hansi Hansmann
Ja, natürlich. Ich würde es ein bisschen anders ausdrücken vielleicht. Ich würde sagen: Es ist natürlich gut, etwas zu machen, wofür man Talent hat. Ganz egal ob im Spitzensport oder im Unternehmertum. Wenn du dafür nicht grundsätzlich Talent hast mache es besser nicht. Aber für das was einen beim Talent fehlt – und da fehlt immer irgendwas – soll man halt andere fragen, dass man das komplettieren kann. Das zweite um erfolgreich zu sein, und zwar sowohl als Unternehmer als auch als Spitzensportler braucht man glaube ich eine ausgeprägte Persönlichkeit und ein nicht zu kleines Ego. Du musst einfach auch in der Lage zu sein, ich will das, ich mache das, ich gehe vor. Sonst wirst du nie Spitzensportler, sonst wirst du nie ganz erfolgreicher Unternehmer. Und das dritte – das hast du eh auch erwähnt – ist klar: du musst auch wenn du das Talent hast und das gesunde Ego und du lässt dir helfen – einfach auch konsequent „Never give up.“ Konsequent weiterarbeiten, bis man dorthin kommt, wo man hinkommen will. Nie aufgeben.
Peter Sempelmann
Auch nicht, wenn mal Weihnachten ist…
Hansi Hansmann
Nein, natürlich nicht. Klar.
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