Pioneers Festival: Start-ups erobern die Hofburg
Das Pioneers Festival, eine Konferenz für Start-up-Unternehmen, geht am 24. und 25. Mai in die fünfte Runde. Austragungsort ist zum wiederholten Male die Wiener Hofburg. Die Szene feiert sich selbst, Gründer und Investoren vernetzen sich in den feudalen Hallen. Doch ein US-amerikanischer Milliardär findet in seiner Eröffnungsrede auch mahnende Worte.
Das Pioneers Festival am 24. und 25. Mai macht die Wiener Hofburg zur Hochburg der Start-up-Szene.
Nur einen Tag nachdem Österreich einen neuen Bundespräsidenten gewählt hat, ziehen die jungen Kreativen in die politisch heiß umkämpfte Hofburg ein: Zum fünften Mal findet hier am Dienstag und Mittwoch die Start-up-Konferenz „Pioneers Festival“ statt, die Firmengründer aus aller Welt in die österreichische Bundeshauptstadt lockt. Inmitten der feudalen Hallen treffen junge Gründer auf großzügige Investoren und internationale Medien. Verpflichtend ist dabei, dass man sich betont locker gibt.
„Dies ist ein Festival, keine gewöhnliche Konferenz“, ruft Moderator Daniel Cronin gleich zu Beginn der Veranstaltung in die Menge. Jeden Gast begrüßt er mit einem „High Five“ – passend zum fünfjährigen Jubiläum der Eventreihe. Eröffnet wird das zweitägige Event, indem Pioneers-Chef Andreas Tschas mit den Vertretern der Hauptsponsoren – Konica Minolta, PWC und Cisco – auf die Bühne gebeten wird. Die Vertreter der Old Economy betonen unisono, wie wichtig für sie der Kontakt zu den neuen Geschäftsfeldern ist. Von PWC etwa wird eine Studie genannt, laut der etablierte Banken künftig 28 Prozent ihres Umsatzes an Fintechs – also Start-ups aus dem Finanzsektor – verlieren werden. Konica Minolta sponsert die Veranstaltung seit dem Beginn im Jahr 2012 – und betont, dass man seitdem viel gelernt habe und etwa Inkubationszentren in aller Welt eingerichtet habe.
Neue Förderungen werden präsentiert
In eine ähnliche Kerbe zur Förderung der Start-ups setzen auch andere Vertreter auf der Bühne. Tschas etwa hat mit seinem Team das Konzept der „Pioneers 500“ ins Leben gerufen – der Name ist eine Anspielung auf die „Fortune 500“. Unterstützt werden 500 ausgewählte Start-ups in der „Early Stage“-Phase, also in der frühen Phase in ihrer Unternehmensgründung.

Renate Brauner holt internationale Start-ups nach Wien
Im Namen der Stadt Wien trat Vize-Bürgermeisterin und Finanzstadträtin Renate Brauner auf die Bühne, um zu verkünden, dass die Stadt mit dem „Vienna Startup Package“ zehn ausländische Start-ups fördere: Sie bekommen An- und Abreise, eine Wohnung, einen Arbeitsplatz in einem Gemeinschaftsbüro und Beratung durch Mentoren von der Stadt Wien bezahlt. Von der Weltraumstation ISS wurde das Video eines ESA-Astronauten gezeigt, um zu verkünden, dass auch die Europäische Weltraumagentur (ESA) einen Inkubator in Wien einrichtet, in dem zehn Start-ups unterstützt werden. Insgesamt will die ESA 20 Millionen Euro pro Jahr in die europäische Gründerszene pumpen.
Mahnende Töne von einem Milliardär
Mahnende Worte für die Szene hat gleich der erste Vortragende der Konferenz, Manoj Bhargava von Living Essentials. Der US-amerikanische, in Indien geborene Milliardär investiert sein Vermögen, um die drängenden Probleme dieser Welt zu lösen: Strom, Wasser und ein gesundes Leben jenen Menschen ermöglichen, die keinen Zugriff auf diese Möglichkeiten haben. Dies tut er, indem sein Team entsprechende Lösungen schafft: So wurde ein Fahrrad erfunden, mit dem in ländlichen Gebieten Strom erzeugt werden kann. „Eine Schule in Indien, die zuvor lediglich eine Tafel hatte, hat durch unsere Lösung nun Zugriff auf das Web“, sagt Bhargava.

Manoj Bhargava: Bei Exit-Plänen wird er skeptisch.
Bhargavas Erfolgsgeheimnis ist, dass er sich bei seinen Projekten immer die gleiche Frage stellt: Stiftet es einen Nutzen? Viele Start-ups, so seine Kritik, lösen keine Probleme und stiften keinen Nutzen für die Gesellschaft – in manchen Fällen schaden sie sogar Menschen, wenn die Gründer etwa nicht klug wirtschaften und daher nach ein paar Monaten Mitarbeiter kündigen müssen.
Harte Worte findet Bhargava für das Silicon Valley. „Wirtschaft funktioniert so, dass man billig einkauft und teuer verkauft“ , sagt der US-Milliardär, „im Silicon Valley hingegen kauft man teuer, verkauft billig und zieht dazwischen einem Investor das Geld aus der Tasche.“ Bhargava hat Skepsis gegenüber Gründern, die sich selbst als „Risk-Taker“ bezeichnen, ebenso wie bei jenen, die bereits einen Exit-Plan haben. „Warum sollte ich jemandem Geld geben, der schon jetzt vor hat, den Plan nicht bis zum Ende durchzuziehen?“, fragt er provokant in den Saal, der mit Business Angels und Risikokapitalgebern gefüllt ist.
Die Lösung für ein gutes Business ist dem Milliardär zufolge, echte Probleme zu lösen, Risiken nach Möglichkeit zu vermeiden und mit einer starken Ausdauer seine Ziele zu verfolgen.