G0 Klima Indikator: Die Vermessung von minus 55 Prozent

Die europäischen Klimaziele sind für tausende Klein- und Mittelbetriebe kaum zu fassen. Jetzt will eine Wiener Initiative unternehmerische CO2-Reduktionen mit einem neuen Gütesiegel sichtbar machen.

Petra Hartl, Gründerin Move Forward

Petra Hartl, Gründerin Move Forward

Dass sich Ökonomie und Ökologie nicht ausschließen, ist nach Jahren der Klimadiskussion mittlerweile ziemlich fest im Bewusstsein vieler Unternehmer verankert. Ein wenig wackelig jedoch ist nach wie vor die Messbarkeit dieses Anspruchs, gerade auf der grünen Seite. Speziell für Klein- und Mittelbetriebe (KMU), die nicht so wie berichtspflichtige Großunternehmen auf standardisierte Klimachecks zurückgreifen können, wie das komplexe Greenhouse Gas Protocol (GHG) der UNO, der KlimaAktiv-Pakt des Umweltministeriums, oder eine ISO-Norm (14.001).

Das Problem könnte bald entschärft werden, denn unter dem Namen G0 Klima Indikator hat die Move Forward GmbH, ein Wiener Startup, ein verlässliches und branchenübergreifendes Label für eine Art Treibhausgasbilanz von KMUs entwickelt. Ziel ist nicht weniger als dessen EU-weite Etablierung, legt sich Petra Hartl, Move Forward-Gründerin und Projektinitiatorin die Latte höher als Windräder im Burgenland: „Trotz bald verbindlicher EU-Klimaziele wird es für KMU noch lange keine offiziellen einheitlichen Vorgehensweisen geben. Dabei sind sie es, die als Lieferanten in der Wertschöpfungskette zunehmend kritisch betrachtet werden oder bei Banken mit Nachhaltigkeits-Themen konfrontiert werden.“

Von Adamah bis Simacek

Hartl versteht den Klimaindikator als Kern ihrer umfassenderen Kampagne „Let´s Go for Zero“. Und tatsächlich – die Response ist beachtlich.

Die ersten Teilnehmer haben die Idee der früheren Werbeexpertin bereits aufgegriffen. Sie reichen von der Lebensmittelbranche (etwa Biopionier Adamah, Wolf Nudeln, Küchenausrüster Riess/Kelomat, Haka Küchen) über Dienstleister (GFB Wirtschaftsberatung, IT-Riese ACP-Süd, Wirtschaftskammer Salzburg) und Energieunternehmen (Windkraft Simonsfeld, Holzfachhandel Weiss), bis hin zu tausenden Mitarbeiter großen Unternehmensgruppen wie Facilitymanager Simacek oder Aluminiumhersteller SAG aus Salzburg. SAG-Vorständin Karin Exner-Wöhrer: „Wir unterstützen als erster Industriebetrieb die Initiative und wollen damit auch ein Zeichen für die nachhaltige Senkung des CO2-Fußabdrucks in Produktionsbetrieben setzen.“

Das Besondere – der G0 Klima Indikator gibt keine absoluten CO2-Footprint-Ziele vor, die kaum auf jeweilige Branchensituationen Rücksicht nehmen. Er stellt vielmehr auf individuelle, unternehmensinterne Verbesserungsprozesse ab und fokussiert auf ein paar wenige, leicht implementierbare Klimamesslatten für Unternehmen aller Größenordnungen. Basisjahr ist 2019 – jedes Prozent minus wird als Erfolg gewertet. Unternehmen können mit zwei wichtigen Bereichen der CO2-Bilanz beginnen, „Mobilität bis 3,5 t“ und „Energie“. Im Laufe der nächsten Jahre werden diese Kategorien ergänzt, Ziel ist eine Übersicht, die mit allen – kommenden – gesetzlichen Vorgaben abgestimmt ist.

Jedes Prozent minus zählt

Anhaltspunkt und Vergleichswerte für das Label sind die EU-Reduktionsziele, derzeit wird eine Erhöhung auf minus 55 Prozent bis zum Jahr 2030 diskutiert. Sollte sich das ändern, wird auch der G0 Klima Indikator nachgeschärft. Die Überprüfung erfolgt entweder im Rahmen einer herkömmlichen Zertifizierung eines bekannten, aber weit schwammigeren Umweltmanagementsystems (wie etwa EMAS) oder in Zusammenarbeit mit dem TÜV-Austria, eine staatlich zertifizierte Kontrollstelle, der Reduktionserfolg wird mit einer Plakette dokumentiert. Hartl: „Unser Zeichen ist insofern einzigartig, als es sich entweder alleine einsetzen lässt, oder als Add-on für jeden Umweltstandard und jedes Umweltzeichen. Damit kann sich jedes Unternehmen aber sofort auf einen fundierten Zielpfad in Richtung Klima-Nettoneutralität machen.“

trend Climate-Tip: Der G0 (sprich: G-Null) Klima Indikator ist ein (finanziell wie organisatorisch) niederschwelliger Zugang für KMUs ins Thema Ökobilanz, scharf festgemacht an zwei gut abgegrenzten Kernbereichen der CO2-Unternehmensemissionen.

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