EET: Kickstarter-Funding für steirisches Balkon-Stromkraftwerk
Das Grazer Start-up Efficient Energy Technology GmbH (EET) hat mit SolMate ein Sonnenkraftwerk für den Balkon entwickelt. Nach einer erfolgreichen Crowdinvesting-Kampagne geht es nun in die Serienproduktion.
Das EET-Gründerteam Stephan Weinberger, Christoph Grimmer und Florian Gebetsroither (von links).
Die wichtigsten Entscheidungen werden für gewöhnlich in der Küche getroffen. Start-ups machen vieles anders und wählen auch andere Orte der Ideenfindung. So wie Efficient Energy Technology – kurz EET. Das Grazer High-Tech-Jungunternehmen hat sich auf den Balkon zurückgezogen. Und dort wurde das Gründerteam Christoph Grimmer, Stephan Weinberger und Florian Gebetsroither auch gleich fündig. Was tun mit dem Platz und den Flächen rund um Terrassen und Balkone? Die Lösung: Man hängt ein Solarpaneel auf und installiert ein Solarkleinkraftwerk am Balkon. Der Name: SolMate.
Kraftwerksbetrieb in Balkonien
Was braucht man für SolMate? Idealerweise einen Balkon mit einer freien Fläche von mindestens zweieinhalb Quadratmetern und eine Steckdose. Dann kann die Stromproduktion für den eigenen Haushalt auch schon los gehen. „Über das ganze Jahr kann man damit rund 25 Prozent des Strombedarfs abdecken“, sagt Christoph Grimmer.
SolMate folgt dabei dem Prinzip einer Photovoltaikanlage: Über Paneele marschiert das Sonnenlicht in die Speichereinheit und über den Zugang zur Steckdose misst das Gerät, wie viel Strom im Haus aktuell benötigt wird. Im Bedarfsfall kann der Strom eingespeist werden. „Ist der Verbrauch hingegen niedrig, dann wird der Sonnenstrom im Kleinkraftwerk gespeichert und erst später freigegeben“, erklärt Geschäftsführer Grimmer. Die dahinterliegende firmeneigene Messtechnologie war die größte Herausforderung, die EET meistern musste und ist nun das Herzstück des Produkts: Damit wird auch in Mehrparteienhäusern garantiert, dass der produzierte Strom nur in den jeweils eigenen Räumen zur Verwendung kommt.

Das Herzstück von "SolMate": Die selbst entwickelte Konsole zum Management der von den Solarpaneelen gelieferten Energie.
Plug & Play
Im Gegensatz zu komplexen Photovoltaikanlagen sind bei SolMate keine besonderen Kenntnisse zur Inbetriebnahme nötig. Das System kann, so die Gründer, auch von Laien in etwa 30 Minuten installiert werden. Diese "Plug & Play" Funktionalität war den Erfindern auch wichtig, um das Produkt für die Bewohner von Balkonwohnungen größerer Städte attraktiv zu machen. Dem Trend zum Grünstrom entsprechend will EET auch ökobewusste Menschen mit ihrer Innovation ansprechen. Für die Umsetzung sind die EET-Unternehmer auch Kooperationen mit österreichischen Energieversorgern eingegangen: Über Klaus Fronius, Eigentümer des gleichnamigen Technologie-Konzerns, und Michael Koncar, Gründer der VTU-Gruppe, kann EET auf industrielles Know-how im Hintergrund setzen. Im Gegenzug hat sich das Investoren-Duo mit 20 Prozent an EET beteiligt.
Kick aus der Crowd
Damit das Solarkraftwerk für den Balkon in Serie gehen kann, wird gerade über eine Crowdfunding-Kampagne bis 23. November 2018 frisches Kapital eingesammelt. Das Limit lag bei 50.000 Euro, eine Schwelle, die nach weniger als viereinhalb Stunden erreicht war. Mittlerweile (Stand: 7. November) wurden bereits 166.000 Euro eingesammelt. Auf der Online-Plattform kickstarter.com kann SolMate schon ab 2.100 Euro vorbestellt werden. „Damit geht unser steirisches Kraftwerk fix in die Serienproduktion und treibt unser Unternehmen ordentlich voran“, sagt Grimmer.
Bei der Anschaffung sollte man sich aber über eines im Klaren sein: Geschenkt ist der grüne Strom auch nicht. Ein durchschnittlicher Haushalt (zwei bis vier Personen) verbraucht in etwa 3.500 bis 5.000 KW/h Strom pro Jahr. Dafür sind – etwa in Graz oder Wien – rund 1.000 Euro zu bezahlen. Der reine Strompreis macht, neben den Netzgebühren und Abgaben, aber nur die Hälfte aus. Über SolMate lassen sich also rund 125 Euro jährlich an Stromkosten einsparen, womit die Amortisation des Mini-Kraftwerks aus Graz also bei aktuellen Strompreisen etwa etwa 17 Jahre dauert. Dafür rechnet sich gleich das grüne Gewissen und die Tatsache, dass man selbst Strom über die Sonne produziert. Und das ist auch etwas wert.
Vielen Dank für die inhaltliche Unterstützung an die SFG
