BlackBerry bläst Käufersuche ab Investoren stellen Finanzspritze auf
Großaktionär Fairfax und andere Investoren pumpen rund eine Milliarde Dollar in das Unternehmen. Zugleich muss der deutsche Konzernchef Thorsten Heins nach noch nicht einmal zwei Jahren im Amt seinen Hut nehmen.

Erst im August hatte der frühere Siemens -Manager den angeschlagenen Smartphone-Pionier zum Verkauf gestellt. Übergangsweise übernimmt nun der erfahrene Software-Spezialist John Chen das Ruder und versicherte, trotz allen Gegenwindes das Handy-Geschäft nicht dichtmachen zu wollen. Seit Jahren können die Kanadier im Wettbewerb mit Apple und Samsung nicht mehr mithalten. Gavin Graham vom Pensionsfonds Integris gibt BlackBerry auch mit dem neuen Finanzpolster maximal noch eineinhalb Jahre als unabhängiger Konzern. Denn allein im abgelaufenen Quartal fiel ein Verlust von fast einer Milliarde Dollar an.
An der Börse sorgten die Nachrichten für einen regelrechten Absturz der BlackBerry-Aktie. Sie gab in New York rund 13 Prozent nach.
Analysten bezeichneten die Finanzspritze, an der sich über eine Wandelanleihe der Großaktionär Fairfax und andere, nicht näher genannte Investoren beteiligen sollen, bestenfalls als Notlösung. "Wir sind zurück in der Abwärtsspirale", sagte etwa Colin Gillis vom Wertpapierhaus BGC Partners. "Die Zeit arbeitet gegen BlackBerry." Der Konzern werde weiterhin versuchen, mehr Smartphones zu verkaufen und dabei viel Geld verbrennen.
Handy-Fachmann geht, Software-Spezialist kommt
Lange galt Heins bei BlackBerry als Hoffnungsträger. Nun verlässt er den Konzern zur Unzeit. Ähnlich glücklos agierte zuletzt der frühere SAP -Chef Leo Apotheker bei Hewlett-Packard. Mit dem deutschen Softwarekonzern kennt sich auch BlackBerrys neuer Interimschef Chen aus. Dieser ist als Chef des US-Software-Entwicklers Sybase bekanntgeworden, den SAP im Frühjahr 2010 für umgerechnet 4,6 Milliarden Euro erworben hat.
Chen gab sich in einem Telefoninterview mit Reuters zuversichtlich, dass BlackBerry "über ausreichend Zutaten verfügt", um die Trendwende zu schaffen. Dafür werde man ungefähr zwei Jahre Zeit haben. Zudem kündigte Chen an, neue Spitzenkräfte ins Unternehmen zu holen.
Fairfax ist bereits mit rund zehn Prozent an BlackBerry beteiligt. Ursprünglich hatte der kanadische Finanzdienstleister vorgehabt, den Konzern komplett zu kaufen, und dafür eine 4,7 Milliarden Dollar schwere Offerte unterbreitet. Anleger und Branchenkenner überzeugte das Angebot allerdings nie. Sie zweifelten daran, dass die Mittel ausreichen würden, um das Ruder bei BlackBerry herumreißen zu können. Zudem war bis zuletzt unklar, ob Fairfax den Milliardenbetrag überhaupt aufbringen könnte.
Interessiert sollen Insidern zufolge auch SAP, Google und der Netzwerkausrüster Cisco gewesen sein. Ein Blick in die Bücher habe diese Unternehmen aber offenbar nicht davon überzeugt, dass sie für ihr Geld einen ausreichenden Gegenwert erhalten würden, sagte Analyst James Cordwell vom Wertpapierhändler Atlantic Equities.
BlackBerry verliert immer mehr den Anschluss an die Rivalen Apple und Samsung. Alle Versuche, Boden gutzumachen, scheiterten zuletzt. Es gab Verzögerungen bei der Einführung neuer Modelle, dazu kamen Management-Probleme, eine drastische Gewinnwarnung und ein imageschädigender Stellenabbau - jeder dritte der knapp 13.000 Mitarbeiter muss gehen. Im August zog BlackBerry dann die Reißleine und stellte sich selbst zum Verkauf.