"Das mangelnde Sicherheitsbewusstsein ist unglaublich"

"Das mangelnde Sicherheitsbewusstsein ist unglaublich"

FORMAT: Herr Havranek, wieso ist Wirtschaftsspionge, wie Sie sie in Ihrem Buch "Verraten & verkauft" bereits 2010 beschreiben, zur Kernaufgabe der Geheimdienste geworden?

Thomas Havranek: Das war im Grunde immer schon so, nur wurde die Lage bisher völlig falsch eingeschätzt. Der Wettbewerb um Dominanz und Ressourcen hat sich zudem spätestens seit Ende des kalten Krieges vom Schlachtfeld in die Wirtschaftsarena der Börse verlagert. Überdies ist durch das Internet das Katz-und-Maus-Spiel im Wettlauf um die bessere Technologie, entweder zum Spionieren oder zum Schutz davor, immer intensiver geworden.

Sitzen die Spione von heute nur noch am Computer oder gilt das alte Agenten-Klischee aus Romanen und Hollywood-Thrillern nach wie vor?

Havranek: Beides. Aber immer noch werden Firmenmitarbeiter auf herkömmlichem Weg zu Tätern gemacht – durch Erpressung, mit Hilfe hübscher Damen, die ihr Vertrauen erschleichen, oder ganz einfach dank ihrer unglaublichen Achtlosigkeit mit Internas oder Passwörtern. Der Computer-Hack, das hat schon der Urvater des Hackens, Kevin Mitnick, gesagt, ist bloß der letzte Schritt einer langen Reihe von Vorarbeiten, die Sicherheitsexperten als "Social Engineering“ bezeichnen.

Schildern Sie mal.

Havranek: Wir haben kürzlich die Sicherheitssysteme eines Automotive-Konzerns geprüft. Unser Zugang war klassisch, ohne Hacken und so. Ein Team aus Ex-Militärs und ehemaligen Polizisten hat zuerst einmal nur vier Tage lang beobachtet. Wo gehen die Leute ein und aus, wann machen sie ihre Rauchpause, solche Sachen. Einer wurde dann in einen Anzug gesteckt und mit einem gefälschten Ausweis eines Wirtschaftsprüfers ausgestattet. Der ist bis in den Motorenraum mit allen Entwicklungsdaten gekommen. Ein anderer hat sich in der Mittagspause unter die Belegschaft gemischt. Als Beweis haben wir kleine rosa Zettel hinterlassen. Kostenpunkt der ganzen Aktion: vielleicht 100.000 Euro. Potenzieller Spionage-Schaden: etwa zehn Millionen Euro.

Wie stark sind heimische Firmen von Wirtschaftsspionage betroffen?

Havranek: Na, was glauben Sie? Es gibt in Österreich ein breites Spektrum von Top-Unternehmen – von Glock über AVL-List bis zur FACC – die über brisante Daten verfügen. Alles, was sich bewegt, fährt, fliegt oder schwimmt, ist technologisch interessant für Industriespione.

Kennen Sie konkrete Fälle?

Havranek: Darf ich nicht nennen. Aber es mangelt allen Unternehmen extrem an Sicherheitsbewusstsein. Da werden Daten einfach in Mülleimer geworfen, Notausgänge mit Ziegelsteinen offen gehalten, Geheimcodes arglos auf herumliegenden Post-it-Zetteln notiert. Das ist unglaublich. So kommt dann der Schaden von fünf Milliarden im Jahr zusammen.

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