Xbox One: Die neue Spielkonsole von Microsoft im ersten Test

Hundert Euro Preisunterschied zu Sonys Konsole PlayStation 4 gelten als Nachteil im Kampf um Marktanteile – Kinect-Sensor mit starker Kamera und Etablierung der Xbox One als Entertainment-Center fürs Wohnzimmer sollen die Käufer überzeugen. Was ist für Microsoft möglich?

Xbox One: Die neue Spielkonsole von Microsoft im ersten Test

Microsoft versus Sony – so lautet das große vorweihnachtliche Duell auf jenem Markt, der für beide Konzerne wichtig ist: Spielkonsolen tragen einen nicht unwesentlichen Anteil des Umsatzes. Nun bringen beide die nächste Generation ihrer Konsolen heraus. Microsoft hat seine Xbox 360, von der bisher weltweit rund 80 Millionen Stück verkauft wurden, von Grund auf überarbeitet und daraus die Xbox One gemacht – übermorgen, Freitag den 22. November, startet der Verkauf. Sony hat seine PlayStation 4 schon seit voriger Woche in den USA im Handel, in Europa geht es am 29. November los.

FORMAT konnte vorab die Xbox One unter die Lupe nehmen. Christian Wenzl, Marketing-Manager Xbox erläuterte die Funktionen des Geräts, das in den letzten Stunden vor dem Start noch diverse Software-Updates erhält und daher nur eine Beta-Version darstellt. Trotzdem: Es war möglich, einen ersten Überblick über die Fähigkeiten der Xbox One zu erhalten.

Zunächst die Optik: Die neue Xbox ist größer und klobiger als das abgerundete Vorgängermodell. Der dazugehörige Kinect-Sensor inklusive aufgerüsteter Kamera ist ebenfalls eckig gestaltet und kann nun nur noch händisch verstellt werden. Design ist Geschmackssache, wahnsinnige Begeisterung über das Aussehen des Spiele-Kastls wird es aber relativ selten geben. Wobei das relativ egal ist, denn die Xbox wird meist in einem Fernseh-Schrank verschwinden. Die Lüftungsgeräusche waren bei unserem Test kaum zu hören, was sich aber bei längeren Probeläufen noch beweisen muss.

Spiele und mehr?

Zunächst war die Xbox One von Microsoft als Entertainment-Zentrale fürs Wohnzimmer verkauft worden, ein weiterer Versuch, eine frühere Idee von Bill Gates endlich in die Tat umzusetzen. Die ersten Reaktionen darauf waren auch wegen Datenschutzbedenken vorwiegend negativ, nun beeilt man sich den Spiele-Charakter der Xbox zu betonen. „Die Konsole hat viele Möglichkeiten, etwa bezüglich der Online-Nutzung. Doch nun wollen wir vor allem Gamer erreichen“, sagt Christian Wenzl. Genau in dem Punkt hat Microsoft aus vergangenen Fehlern gelernt: Zum Start gibt es durchaus Blockbuster-verdächtige Spiele, etwa „Ryse: Son of Rome“ oder die Zombie-Schlachtplatte „Dead Rising 3“. Auch das als PC-Spiel erfolgreiche Game „Zoo Tycoon“ gibt es für die Xbox, ebenso wie diverse Sportitel, etwa NBA 2K14 und FIFA 14.


Screenshot vom Spiel "Ryse: Son of Rome"

Beim Testen der Spiele zeigt sich die enorme Rechenpower der Xbox One: „Ryse“ zum Beispiel ist von der Grafik her beeindruckend. Kein Wunder: Das Vorgängermodell Xbox 360 hatte 512 MB Arbeitsspeicher, die Xbox One hat acht GB fürs Arbeiten zur Verfügung. Es gibt nur eine Version der Konsole, nämlich mit 500 GB Festplatte, eine Erweiterung wäre etwa über externe Festplatten möglich. Im Paket mit dem Kinect-Sensor, einem Headset, einem HDMI-Kabel und einem Controller kostet die Xbox One 499 Euro, im Paket mit dem Spiel „Call of Duty Ghosts“ 529 Euro.

Lieferengpässe zu erwarten

Wird es ausreichend Geräte für Käufer vor Weihnachten geben? Microsoft verweist darauf, dass es für Käufer, die vorbestellt haben, gut aussieht – allen anderen kann nicht garantiert werden, dass das Christkind das Ding noch parat haben wird. „Wir erleben einen großen Ansturm“, behauptet der Marketing-Manager.

Weiter mit dem Praxistest: Die Oberfläche sieht jener der Xbox 360 sehr ähnlich, die Anordnung ist aber übersichtlicher und die Menüführung logischer. Hin- und Herschalten zwischen diversen Anwendungen wie Spielen oder Skype-Anrufe gehen rasch und einfach, zumindest bei unserem Test mit der Beta-Version der Konsole. Nette Zusatz-Features wie die Möglichkeit, Videoclips von Spielen aufzunehmen, zu bearbeiten und weiterzugeben (Game DVR), sind vorhanden, müssen aber erst im echten Praxistest ausprobiert werden. In der Theorie sieht etwa auch die Möglichkeit, eine Anwendung rechts anzudocken, während eine andere weiterläuft, gut aus. Das Menü ist in die drei Bereiche „Pins“ (schnelles Starten von zuletzt genutzen Anwendungen), Hauptscreen und Store (Musik, Filme, Spiele) unterteilt. Die Verbindung mit der Cloud-Plattform Sky Drive ist sinnvoll, die Einsatzmöglichkeiten müssen sich aber erst beweisen.


Menü der neuen Xbox One-Oberfläche

Starker Sensor, starke Kamera

Wichtigstes Argument von Microsoft gegenüber Sony ist indes der Kinect-Sensor, der nun über eine stärkere Kamera verfügt. Die Bewegungen der Nutzer werden mittels Infrarot-Sensor gemessen, im Test wurde etwa ein Nutzer sofort mit Namen erkannt. Teilweise sind die Möglichkeiten dieses Sensors verblüffend bis unheimlich: Sogar der Puls soll bei einem Fitness-Game gemessen werden können. Die Messung ist nun unabhängig von der Beleuchtung; sowohl grelles Licht als auch Dunkelheit sind dem Kinect-Sensor egal. Die starke neue Kamera macht beispielsweise Skype-Videokonferenzen in 1080p möglich.

Hier hat Microsoft eine „Waffe“ in der Hand, die aber bei einigen Kunden gar nicht gut ankommen könnte: Man hat mitten im Wohnzimmer eine Kamera und einen Sensor stehen, der im Prinzip alles sieht. Klar kann man den auch ausschalten, doch der bekannt fahrlässige Umgang mit solchen Dingen durch viele Anwender ist bekannt.


Kamera des neuen Kinect-Sensor

In der Praxis sind die Möglichkeiten vom rein spielerischen Standpunkt groß – schon die bisherigen Kinect-Spiele der Xbox 360 waren witzig bis einfallsreich. Das Potenzial für echte Interaktivität ist groß, nun bleibt es abzuwarten, wie die Spiele-Hersteller diese Möglichkeiten nutzen können und wollen.

Verbindung ans Fernsehen

Im Test noch nicht funktioniert hat die TV-Anbindung via Xbox. Schließt man einen Receiver über einen der HDMI-Anschlüsse an die Konsole an, läuft das TV-Bild darüber und man kann sich beispielsweise während des normalen Fernsehens Nachrichten einblenden lassen oder mit anderen chatten. Hier gibt es aber noch nicht die endgültige Software oder Microsoft zögert wegen der vorhin erwähnten Probleme mit der Positionierung als Entertainment-Zentrale. Speziell in Europa könnte der Gedanke, dass ein US-Konzern hier offensiv tätig wird, nicht so gut ankommen.

Fazit: Für Gamer und Freunde interaktiver Spiele macht die Xbox generell Sinn. Die Verknüpfung mit der Microsoft-Welt – Stichwort Windows Phone und Windows 8 – ist in Ansätzen vorhanden, aber noch kein Killerargument. Ob man 100 Euro mehr zahlen will als für die PS4 ist letztlich Geschmackssache. Und ob die Xbox One dereinst als echte Entertainment-Zentrale das Wohnzimmer beherrschen wird, bleibt abzuwarten. Die Konsole an sich ist ein leistungsfähiges Spiele-Instrument, derzeit nicht mehr, aber auch nicht weniger.


Controller der neuen Xbox One

Die ersten Games für die Xbox One

Diese Titel sind zum Start verfügbar:

• Assassin's Creed IV Black Flag (Ubisoft, Ubisoft)
• Battlefield 4 (DICE, Electronic Arts)
• Call of Duty: Ghosts (Infinity Ward, Activision)
• Crimson Dragon (Grounding/Land Ho!, Microsoft Studios)
• Dead Rising 3 (Capcom Vancouver, Microsoft)
• FIFA 14 (EA Sports, Electronic Arts)
• Fighter Within (AMA Ltd., Ubisoft)
• Forza Motorsport 5 (Turn 10 Studios, Microsoft Studios)
• Just Dance 2014 (Ubisoft Paris, Ubisoft)
• Killer Instinct (Double Helix, Microsoft Studios)
• Lococycle (Twisted Pixel, Microsoft Studios)
• Madden NFL 25 (EA Sports, Electronic Arts)
• NBA 2K14 (Visual Concepts, 2K Sports)
• NBA LIVE 14 (EA Sports, Electronic Arts)
• Need for Speed: Rivals (Ghost Games, Electronic Arts)
• Powerstar Golf (Zoe Mode, Microsoft Studios)
• Ryse: Son of Rome (Crytek, Microsoft Studios)
• Skylanders: Swap Force (Vicarious Visions, Activision)
• Zoo Tycoon (Frontier Developments Ltd., Microsoft Studios)
• Zumba Fitness: World Party (Zoë Mode, Majesco)

Robert Prazak

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