Fachkräftemangel: Warum sich Arbeitgeber selbst an der Nase nehmen müssen

Branchenübergreifend mehren sich HR-Verantwortliche, die unter dem Fachkräftemangel stöhnen. Dabei braucht es oftmals einfach nur einen anderen, reflektierteren Zugang zu diesem Thema. Das eigene Recruiting zu optimieren anstatt zu jammern, beugt bereits vielen Problemen vor und kann helfen, kompetente Mitarbeiter:innen zu finden. Wer die aktuelle Situation für sich eher als einen Wettbewerb um die besten Fachkräfte begreift, übernimmt Verantwortung für sein Handeln, anstatt immer nur die Schuld bei den Umständen zu suchen.

Thema: HR-Management
Kai Erkelenz, Chief Human Resources Officer (CHRO) und Co-Gründer des Mobility-Start-ups 123-Transporter

Kai Erkelenz, Chief Human Resources Officer (CHRO) und Co-Gründer des Mobility-Start-ups 123-Transporter

Zunehmend klagen Arbeitgeber:innen darüber, kaum noch geeignetes Personal zu finden. Doch es trägt wenig zu einer Lösung des Problems bei, den Arbeitsmarkt schlecht zu reden und sich so der eigenen Verantwortung zu entziehen. Eher muss man sich dieser stellen und als Unternehmen „attraktiv“ auftreten. Wer mit den Mitarbeiter:innen gemeinsam langfristige Ziele entwickelt, jeden einzelnen individuell fördert und Perspektiven für Arbeitnehmer:innen schafft, der findet und bindet auch kompetentes Personal.

Außerdem sollte jedem Unternehmen bewusst sein, dass es insbesondere über den eigenen Online-Auftritt von potenziellen Arbeitnehmer:innen kritisch unter die Lupe genommen wird. Hier gibt es oft noch Luft nach oben.

Personalsuche: Ohne Wertschätzung geht es nicht

Damit die Personalsuche gelingt, ist es essenziell, jedem einzelnen Mitarbeiter dessen Bedeutung für das Unternehmen vor Augen zu führen. Beispielsweise durch das Ausleben flacher Hierarchien und dem Arbeiten auf Augenhöhe kann diese Wertschätzung vermittelt werden. Mitarbeiter:innen sollten sich nicht wie ein weiteres Zahnrad einer Maschinerie fühlen, sondern wie jemand, der persönlich und unternehmerisch mit der Firma mitwachsen kann, darf und soll.

Genau dort müssen Betriebe ansetzen, die Talente der jeweiligen Mitarbeiter:innen fördern und durch regelmäßige Feedbackgespräche die persönliche Weiterentwicklung unterstützen. Denn wenn zukünftig auch Jobs im Unternehmen entstehen, von denen man jetzt noch gar nichts weiß, ist ein hohes Maß an Mitgestaltungsmöglichkeiten und das Commitment der Belegschaft relevant.

Eine einfache Art und Weise Wertschätzung und Vertrauen auszudrücken ist die Möglichkeit, die Arbeitszeiten und den Arbeitsort wo sinnvoll möglich mitzubestimmen – Stichwort Homeoffice.

Arbeit: Auch Spaß muss sein

Bei allem an den Tag gelegten Ehrgeiz und ambitionierten Zielen sollte der Spaßfaktor bei der Arbeit beziehungsweise im Büro nicht in Vergessenheit geraten. Dies führt zu mehr Kreativität und trägt der Stimmung der Mitarbeiter Rechnung. Fakt ist, je größer die Freude an der Arbeit, desto mehr steigt die Produktivität und Ambition, was sich wiederum in guten Ergebnissen manifestiert. So wird auch das übergeordnete Ziel, nämlich das Miteinander und das Erreichen gemeinsamer Vorhaben, nicht aus den Augen verloren.

Arbeitgeber: Das Jammern sein lassen

Arbeitgeber sollten nicht den Großteil ihrer Energie damit verschwenden, über die Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt zu lamentieren. Denn es bringt niemandem etwas, nur darüber zu klagen, dass man keine geeigneten Mitarbeiter:innen findet. Viel mehr benötigt es unternehmerisches Selbstbewusstsein, sich entsprechend attraktiv zu positionieren und auf allen Ebenen sicherzustellen, dass motivierte Personen die vorhandenen Jobs gerne annehmen, diese dann auch mit Überzeugung ausfüllen und sich weiterentwickeln.

Wer oft und langfristig Probleme hat, geeignete Mitarbeiter:innen zu finden, sollte eventuell hinterfragen, ob das angebotene Gesamtpaket womöglich nicht attraktiv genug ist und gegebenenfalls nachschärfen.

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