Power-Posen für die Karriere
Körperhaltung, Mimik und Gestik machen bis zu 90 Prozent der menschlichen Kommunikation aus. Umso wichtiger, die richtigen Signale auch im Job zu senden. Darüber hinaus können Sie Ihr Selbstvertrauen und Ihre Ausstrahlung mit ein paar Minuten Training nachhaltig beeinflussen.
Sich Gehör verschaffen, Eindruck hinterlassen und gut Rüberkommen wollen alle - besonders im Job. Speziell vor einem Bewerbungsgespräch oder einer Präsentation sind das Selbstvertrauen und die Performance stark gefordert. So oberflächlich es klingt, aber 80 Prozent der Einstellung einer anderen Person gegenüber, manifestiert sich in den ersten vier Minuten der Begegnung.Umso wichtiger ist es, einen guten ersten Eindruck zu machen.
Gerade als Führungskraft oder auf dem Weg in das Management, ist es wichtig, sich Gehör verschaffen zu können und ernst genommen zu werden. Vor allem wenn Veränderungen anstehen, müssen Kollegen und Mitarbeiter für das Neue zu gewonnen werden. Allan Pease ist der australische "Mr. Bodylanguage" und weiß, wie man mit bewusster Körpersprache Menschen zum "Ja-Sagen" bewegen kann.
Sag's mit den Handflächen
Es gibt kein anderes Körperteil, das mehr Verbindungen zum Gehirn hat, als die Handflächen.Wenn es um ein wichtiges Gespräch oder eine Präsentation geht, feilen viele Menschen an ihren Sätzen, kaufen sich einen neuen Anzug und legen sich die Haare zurecht – was die Hände tun sollen bleibt oft vernachlässigt. Die erste Begegnung startet häufig mit einem Händedruck. Zwei Regeln stellt Pease für den optimalen "Handshake" auf: Halten Sie die Hand so gerade wie möglich und geben Sie soviel Druck, wie Sie bekommen. Lassen Sie den anderen nicht "die Oberhand gewinnen" und seien Sie nicht zu lasch. Der Händedruck beeinflusst das Bauchgefühl. Ist der andere zu dominant oder scheu, beeinflusst das die Wahrnehmung der Persönlichkeit.
Das gezielte Gestikulieren mit offenen Handflächen macht den Sprecher freundlich, entspannt, humorvoll und engagiert. Wer Anweisungen oder Aufforderungen auf diese Art untermalt, wirkt positiv. Die Angesprochen sind viel eher bereit, auf das Gesagte einzugehen. Menschen fühlen sich von dieser Art der Kommunikation angezogen. Pease zitiert in seinem TEDx-Talk eine Studie, in der Menschen, die mit offenen Handflächen gestikulieren 40 Prozent mehr Aufmerksamkeit geschenkt bekommen als Gestikulierer mit nach unten gerichteten Handflächen. Die Zuhörer erinnerten sich viel besser an die besprochenen Inhalte.
Medial bekannt ist die einladende Handbewegung des US-Präsidenten Barack Obama. Der sogenannte Obamahug erinnert an eine Umarmung und zieht die Zuhörer an.
Aus Vorschlägen werden Befehle
Das Gegenteil bewirken nach unten gerichtete Handflächen. Sie sind ein Zeichen für Autorität und fordern Unterwerfung. Die Zuhörer haben das Gefühl, Anweisungen zu bekommen. Hier wirkt die Körpersprache aufdringlich. Anweisungen führen intuitiv oft zu Ablehnung des Gesagten und der Person.
Noch weniger Verständnis und Gehör finden Menschen mit ihren Anliegen wenn mit dem gestreckten Zeigefinger auf den Gesprächspartner gezeigt wird. Der Zeigefinger vermittelt Angriffslust und ein hohes Maß an Aggressivität. In der Kommunikation begibt man sich in die Rolle des Herausforderers. Zustimmung und Verständnis wird so nur schwer gewonnen. "Der will mir sagen, was und wie ich etwas zu tun habe, der glaubt ich bin ein Idiot" beschreibt Allan Pease die innerliche Reaktion der Zuhörer auf die Befehlshaltung. Die Probanden der Studie konnten sich bei den "Zeigefingern" am schlechtesten an die Inhalte des Gesagten erinnern, zudem wurden die Sprecher mit den negativsten Adjektiven beschrieben.
In der Raute liegt die Kraft
Ein besonderer Trick, sich selbst und damit andere zu "überlisten", nennt Allan Pease die "Pose des Überlegenen". Medial ist sie auch bekannt als "Merkel-Raute". Vor einer Präsentation oder währenddessen, hilft das Zusammenlegen der Hände und das leichte Grinsen in sich hinein, das Selbstvertrauen zu stärken und Nervosität zu senken. "Ich bin smart, überlegen, habe die Kontrolle und bin kompetent" - die Körperhaltung hat nachweislich Einfluss auf unser Denken und Fühlen. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel ist international bekannt für diese typische Gestik. Sie erklärt ihre Haltung mit dem Argument, dass sie so einen aufrechten Rücken beibehalte.

Die Kanzlerin und die "Merkel-Raute"
Mit Power-Posen in die Chefetage
Wer glaubt, als selbstsicherer und sympathischer Mensch wird man geboren, liegt falsch. "Fake it 'til you make it" lautet die Devise der US-Sozialpsychologin Amy Cuddy. Ihre Forschungen ergaben, dass mit gezieltem Einsatz von Körpersprache, den sogenannten Power-Posen, die Wahrnehmung der Umgebung beeinflusst werden kann. Sogar das eigene Gehirn kann mit der Körperhaltung überlistet werden. So reduzieren Power-Posen in wenigen Minuten Angst, Unsicherheit und erhöhen die Risiko-Bereitschaft. "Alpha-Posen" erhöhen den Testosteronspiegel und senken das Stresshormon Cortisol signifikant im Körper. Die Körperhaltung kann Macht, Überlegenheit und Kompetenz nicht nur anderen vermitteln, sondern auch dem eigenen Gehirn. Mit nur zwei Minuten Posen wirken Menschen in Bewerbungsgesprächen selbstbewusster und kompetenter, auch die Angst vor öffentlichen Auftritten sinkt.

Mick Jagger in Power-Pose auf der Bühne.
Power-Posen sind offen und ausladend. Der Körper nimmt Raum ein und wird gestreckt. Vor Präsentationen, Bewerbungsgesprächen - oder einfach immer dann wenn Nervosität und Unsicherheit aufkommt - kann jeder Mensch mit ein paar Minuten in Power-Pose seine Selbstsicherheit stärken.

Power-Pose alleine im Büro oder am Schreibtisch
Suchen Sie sich Freiräume: Im Aufzug, auf der Toilette oder im Treppenhaus - integrieren Sie Power-Posen in Ihren Alltag. Schauen Sie vor einem Bewerbungsgespräch nicht gekrümmt auf dem Sessel auf Ihr Smartphone. Bleiben Sie in Bewegung, strecken Sie Arme und Beine in Siegerpose und breiten Sie sich aus.

Superheldin Wonder Woman in Power-Pose.