Grüne Energiewende erreicht sozialen Wohnbau

Einen Warnruf handelte sich Österreich vor Kurzem seitens der EU-Kommission ein: Wegen der unvollständigen Umsetzung der Energieeffizienzrichtlinie der EU wurde das Land vor dem EuGH geklagt. Es geht um die Einführungen eines Energieausweises für Gebäude und die regelmäßige Inspektion von Heizanlagen - hier müsste Österreich dringend die notwendigen Maßnahmen setzen.

Grüne Energiewende erreicht sozialen Wohnbau

Energieeffizienz ist ein Schlagwort, das derzeit Politik und Wirtschaft der EU gleichermaßen beschäftigt. Will Europa in Sachen Energie den Spagat zwischen Versorgungssicherheit, akzeptablen Preisen und ehrgeizigen Klimaschutzzielen schaffen, wird es nicht ohne Erhöhung der Effizienz gehen. In diesem Zusammenhang hat die Internationale Energieagentur IEA im Frühjahr Österreich aufgefordert, hinsichtlich einer Steigerung der Energieeffizienz mehr zu tun; es müsse nun in die Energienetze, in die Steuerung der Nachfrage und die Einbindung erneuerbarer Energie investiert werden.

Mit einem Umbau der Stromnetze zu sogenannten Smart Grids und mit Marketingkampagnen zum Stromsparen wird es aber nicht getan sein. Eine große Rolle werden energieeffiziente Häuser spielen und in weiterer Konsequenz die Energieversorgung bzw. -produktion ganzer Städte. "In Österreich müssen wir bei der Sanierung etwas tun", sagt Karl Höfler vom AEE - Institut für Nachhaltige Technologien mit Sitz in Gleisdorf. Neben der Beschäftigung mit Solarthermie und Industrieprozessen ist Forschung im Bereich Energie und nachhaltige Bauphysik das Kernthema dieser Forschungseinrichtung. Ziel von Sanierungsmaßnahmen für bestehende Gebäude sei es, mit möglichst wenig technischem Einsatz und minimalem Energieverbrauch hochwertige Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz eines Gebäudes durchzuführen.

Die bisher beliebte Variante, einfach Styroporplatten an die Fassade zu klatschen, um die Stromrechnung zu reduzieren, ist für Höfler eine günstige, aber fragwürdige Methode. "Da tauchen viele Fragen auf, etwa wie diese Systeme erzeugt wurden und wie sie entsorgt werden." Es sollten eher Maßnahmen angewendet werden, die den Aspekten der Nachhaltigkeit mehr Rechnung tragen. Höfler und sein Institut sind federführend bei einem Projekt des Infrastrukturministeriums BMVIT: Im Rahmen des Forschungsprogramms "Haus der Zukunft" wurden in den vergangenen 15 Jahren bereits rund 450 Projekte mit insgesamt 63 Millionen Euro gefördert. Bei der entsprechenden Umsetzung in die Praxis (siehe Artikel zum Wohnbau in Kapfenberg) werden unter anderem neue Lüftungssysteme mit einer Wärmerückgewinnung eingesetzt, es werden Leitungen reduziert, Solarzellen angebracht und vieles mehr. Wichtig ist der richtige Mix aus den verschiedenen Technologien, der für jedes Gebäude speziell passen muss.

Der Mix muss passen.

Auf die Mischung kommt es in einem größeren Maßstab auch bei der Konzeption von Smart Cities an. "Es ist natürlich leichter, wenn etwas von Grund auf neu geplant werden kann oder Bestehendes erneuert werden muss", sagt Höfler. In Zukunft werden Gebäudeverbände zu ganzen Stadtteilen zusammengefasst, was die Energienutzung erleichtert. Wenn nämlich Büro-, Gewerbe- und Wohnbauten gemeinsam Energie nutzen, können Zeiten extrem hoher oder extrem niedriger Auslastung vermieden werden. Siemens-Österreich-Chef Wolfgang Hesoun sagt: "Städte nehmen zwei Prozent der Erdoberfläche ein, beherbergen aber rund 50 Prozent der Bevölkerung, die wiederum 75 Prozent der Energie verbrauchen und 80 Prozent aller CO2-Emissionen verursachen.


"Die Sanierungsrate müsste in Österreich auf drei Prozent steigen"." Karl Höfler, AEE-Institut / Bild: © Getty Images

Damit haben Städte den höchsten Energieverbrauch pro Fläche auf der Welt." Folglich würden dringend "intelligente, energieeffiziente und nachhaltige Infrastrukturen für Gebäude, Transportwesen, Energie- und Wasserversorgung" benötigt. "Nur so kann die Lebensqualität in Städten bewahrt, die Konkurrenzfähigkeit sichergestellt und können gleichzeitig Rohstoffe und Umwelt geschützt werden."

In Österreich geschieht in dieser Hinsicht viel: Vor Kurzem wurde Graz als erste österreichische Stadt in ein UN-Programm namens "Smart urban solutions" aufgenommen. Die steirische Hauptstadt betreibt konkret zwei Großprojekte, in denen die Ideen einer nachhaltigen, ressourcenschonenden Stadtentwicklung verwirklicht werden: In der Smart City West (nahe des Hauptbahnhofs) und in den Reininghausgründen sollen neue Technologien in die Praxis umgesetzt werden. In der Smart City West wird es einen "Science Tower", Wohnbauten mit einer Gesamtfläche von 130.000 Quadratmetern, Bürogebäude sowie Infrastruktur für Verkehr, Kultur und Freizeit geben. Gerade die Mischung aus unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten ist von Bedeutung für die "kluge" Stadt der Zukunft.

Sanierung bleibt dennoch ein Kernpunkt: "Österreichweit liegt die Sanierungsrate derzeit bei einem Prozent, wir müssten auf drei Prozent kommen, um hier etwas bewegen zu können", sagt Höfler. Das hänge aber von den entsprechenden Förderungen ab. "Sanierung muss billiger werden", fordert er.

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