Die neue Film-Sparte von Swarovski
Cannes ist gleich Michael Haneke ist gleich Österreich: Das war in der heimischen Wahrnehmung unterm Strich das Ergebnis der diesjährigen Filmfestspiele an der Côte dAzur. Doch da war noch mehr.

Nicht nur dass Fiona Pacifico Griffini-Grasser ohne ihren Göttergatten auf einer Promi-Juwelier-Gala in Cannes akklamiert wurde, auch das Unternehmen Swarovski trat bei dem Filmfestival auf - als Koproduzent einer neuen Version von Shakespeares "Romeo und Julia, von der erste Ausschnitte gezeigt wurden. Ein einminütiger Ausschnitt auf YouTube lässt auf ein historienschwangeres Werk mit opulenten Kostümen und schmachtenden Jungdarstellern (Hauptrollen: Douglas Booth und Hailee Steinfeld) in der Ästhetik der "Twilight-Filme schließen.
Dass ein Spezialist für den perfekten Schliff von Kristallen als Filmproduzent auftritt, war doch eher nicht zu erwarten. Die neu gegründete Swarovski Entertainment mit Sitz in London war die Idee von Konzernboss Markus Langes-Swarovski persönlich, sagt Nadja Swarovski-Adams. Sie ist nun dafür verantwortlich, die Idee zum kommerziellen Erfolg zu führen. Swarovski-Steine, so die Botschaft, bringen nicht nur die Storys der anderen zum Glitzern. Swarovski hat selbst die besten Storys zu erzählen.
Die Entertainment-Chairwoman pendelt zurzeit viel zwischen London und Los Angeles, um Verhandlungen mit Filmfirmen zu führen, wer "Romeo und Julia kaufen will. Je nach dem Ergebnis dieser Verhandlungen wird der Film dann im Februar oder November 2013 starten. Wahrscheinlicher Ort der Europa-Premiere: Wien.
Merchandising soll Geld bringen
Als sündteure Liebhaberei - die Produktionskosten werden auf rund 15 Millionen Dollar geschätzt - wird die Aktivität nicht gesehen. "Der Film soll sich aus dem Ticketverkauf refinanzieren, die Entertainment-Division ist als Profit-Center konzipiert, erklärt Swarovski-Adams. So richtig Geld verdienen will man dann mit Merchandising: einer eigens kreierten Romeo-and-Julia-Schmucklinie, der eine CD mit der Filmmusik, ja sogar eine eigene Duftlinie folgen könnte. "Dennoch sollen Filme, in die wir investieren, keine zweistündigen Swarovski-Werbefilme sein.
Der strahlenden Swarovski-Lady ist anzumerken, dass sie wild entschlossen ist, es nicht bei einem Experiment zu belassen. Die Vorarbeiten zu einem zweiten Film - der Streifen handelt von der Modebranche - gibt es bereits. Davor muss aber niemand Geringerer als James Bond wieder einmal die Welt retten - und nebenher die Tiroler Weltmarke weiter bekannt machen: Für den nächsten 007-Film "Skyfall, der hauptsächlich in China spielen wird, hat Swarovski die Lizenz zum Schmücken. Dafür wird sowohl eine Kristall- als auch eine Echtstein-Linie kreiert - ein klarer Hinweis, dass das Geschäftsfeld Echtschmuck deutlich ausgebaut wird, um sich von der zunehmend härteren Billigkonkurrenz abzugrenzen. Mit China ist gleich ein Markt konsumwilliger Kunden anvisiert.
Die Titelstory über die Pläne der fünften Swarovski-Generation im Kristall-Imperium lesen Sie ab 27.8. im neuen trend.