David Schalko: "Ich finde, dass Glück überschätzt wird"

Mit Serienhits wie „Die Aufschneider“ oder „Braunschlag“ hat David Schalko Fernsehgeschichte geschrieben. Jetzt hat der vielseitige Produzent & Regisseur mit „Knoi“ seinen dritten Roman vorgelegt: Eine schräge Liebegeschichte über die Unmöglichkeiten der Liebe.

David Schalko: "Ich finde, dass Glück überschätzt wird"

FORMAT: „Knoi“ erzählt eine Liebesgeschichte mit vielen dunklen Momenten. Da geht es um Kompromisse, Schuld und sexuelle Obsessionen. – Ist das ein Männerbuch?

David Schalko: Interessant. Ich empfinde es eher als ein Frauenbuch. Schon allein der Sprache wegen. Auch wenn die Geschichte mit vielen dunklen Momenten durchzogen ist, habe ich das Gefühl, dass die Sprache sehr weiblich ist. Die männliche Sprache sucht immer die konkrete knappe Benennung. Die weibliche Sprache mäandert viel eleganter um die Dinge herum, nennt sie nicht gleich beim Namen. In „Knoi“ gibt es kaum Bildbeschreibungen. Vieles vermittelt sich über Gerüche und Assoziationen. Die Poesie des Buches soll einen ganz eigenen Sog entwickeln. Ich habe zwei Jahre dran gearbeitet, bis sich alles wie ein großes Mosaik zusammenfügt hat. Es ist ein Buch voller Abgründe, aber die Sprache fühlt sich an wie ein französischer Urlaubsfilm.

Mit Obsessionen, die einem stellenweise Angst machen. Ein Blick in die Abgründe des Autors?

Schalko: Es ist zwar kein autobiographischer Roman. Aber ich glaube jeder trägt diese Obsessionen in sich. Und ab einem gewissen Alter auch diese Frustrationen. Eigentlich geht es um die Liebesunfähigkeit dieser Menschen. Diese Obsession, dass da einer nur mit bewusstlosen Frauen schlafen kann, ist die totale Vergegenständlichung von Sexualität, das hat viel mit Liebesunfähigkeit zu tun und mit der Verzweiflung, immer nur auf sich selbst zurück geworfen zu sein. Letztendlich bleiben wir immer allein.

Wenn das nicht desillusionierend ist…

Schalko: Das kommt darauf an. Ich finde ja, dass der letzte Satz des Buches (Anm. der Red: „Letztendlich war es egal, wen man liebte.“) etwas Optimistisch und sehr Reifes hat. Es geht doch nicht immer um die Liebe zu einer bestimmten Person, sondern darum, ob jemand überhaupt fähig ist zu lieben. Für mich ist das die Quintessenz des Buches.

Wohl ein Lebensthema von uns allen…

Schalko: Das glaube ich auch. Der Roman will eine Reise in die dunklen Winkeln dieser Sehnsüchte unternehmen. „Knoi“ spielt im Vorstellbaren, auf den Inseln unserer geheimen Wünsche. Es ist kein realistischer Roman im klassischen Sinn, sondern er hat eher etwas von einem fiebrigen Traum und wendet sich an die Innenwelt des Lesers. Es ist übrigens auch ein lustiges Buch.

Woher stammen die Begriffe, mit denen das Kind die Erwachsenen einteilt, eben in den titelgebenden Knoi oder einen Zazuz?

Schalko: Die Idee war, dass ein Kind die Menschen ohne Filter sieht und dafür eine Phantasiesprache entwickelt. Wenn man das Wort Knoi hört, hat man schon irgendwie ein Bild vor sich. Das Wort ist irgendwann einmal in meinem Kopf aufgetaucht, vielleicht fühle ich mich selber wie ein Knoi…

„Sind wir bei Woody Allen? Oder schon bei Yasmina Reza? Oder längst unterwegs Richtung Michael Haneke?“ lautet die Verlags-Promotion. Kommt da nicht viel mehr Ihr innerer David Lynch zu Wort?

Schalko: Ich kenne zumindest meine dunkeln Seiten. Bücher sind ja auch dazu da, dass man nicht zum Mörder wird. Das ist doch der Sinn von Kunst. Und dass sie das Leben ent-banalisiert. Ich wollte ein Buch schreiben, dass sich wie eine Affäre anfühlt. Ein Buch, das einen in ein Zimmer lockt und hinter einem die Tür zusperrt.

Erspart Ihnen das den Therapeuten?

Schalko: Ich habe in der Tat bemerkt, dass Schreiben seelisch gut für mich ist und dass eine Stunde beim Therapeuten-Sitzen und mein Leben erzählen weit weniger bringt. Aber ich schreib nicht nur aus Therapiegründen. Es ist wie eine Besessenheit. Schreiben ist Teil meiner Wahrnehmung, wie ein sechstes Sinnesorgan.

In ihrem Roman ringen zwei Paare intensiv um ihre Beziehung. Bewältigen Frauen Krisen anders?

Schalko: Ich glaube, dass Frauen solche Krisen weniger laut angehen als Männer, die ja in der Regel 30 Jahre lang in der Midlife-Crisis stecken und das noch dazu ritualisieren. Andererseits denke ich, dass sich Frauen und Männer eigentlich weniger stark unterscheiden, als es im Allgemeinen behauptet wird. Ich glaube nicht, dass es sich um zwei völlig unterschiedliche Wesen handelt.

Aber es sind doch immer die Frauen, die über Probleme reden wollen…

Schalko: Es gibt auch viele Männer, die ständig über alles reden wollen. Wir sind noch dominiert von jenem Frauenbild, das durch die Unterdrückung der letzten Jahrhunderte entstanden ist. Das stimmt längst nicht mehr mit der Realität überein. Frauen sind gerade in sexuellen Belangen oft viel offensiver als Männer.

„Knoi“ thematisiert die permanente Glückssuche…

Schalko: Ich glaube ja, dass Glück überschätzt wird. Auch die Reiberei am Leben, das Sich-Abarbeiten an den Dingen, macht Sinn. Das vermittelt einem doch erst das Gefühl von Lebendigkeit. Das ständige Streben nach Glück finde ich widersinnig.

Was ist Glück?

Schalko: Die Abwesenheit von Unglück, glaube ich. Es wird uns immer vermittelt, dass es der Sinn des Lebens ist, glücklich zu sein. Das glaube ich nicht. Es gilt eher, der zu werden, der man ist. Bei sich zu sein, in der Gegenwahrt daheim.

Warum macht man dann gerade in Beziehungen so viele Kompromisse für das scheinbare Glück?

Schalko: Man will im großen Lügenwerk bestehen. Es wird einfach selten die Wahrheit gesagt. Aber auch das ist in Ordnung so. Mit der Wahrheit ist es wie mit dem Glück: sie wird überschätzt. Die Wahrheit ist ohnehin etwas Subjektives. Beziehungen sind nicht dazu da, um glücklich zu sein. Man führt auch keine Kriege um glücklich zu sein. Beziehungen funktionieren weil bei uns allen die Angst vor dem Alleinsein überwiegt, oder man sich nach Kindern sehnt. Oder nach einem Bild der Zweisamkeit. Auch das katholische Ehebild ist wider die Natur und funktioniert auf seine Weise trotzdem. Ich kenne jedenfalls keine Beziehung auf der ganzen Welt, die von sich behaupten kann durch und durch glücklich zu sein. Und das ist gut so.

Als Mastermind der heimischen TV-Landschaft sind Sie erfolgsverwöhnt, allein dass Gert Voss in Ihrer nächsten Serie „Altes Geld“ – um einen Milliardär auf Spenderlebersuche – mitspielen soll, macht schon Schlagzeilen. Rechnen Sie als Autor mit ähnlichem Erfolg?

Schalko: Die Serie ist noch nicht spruchreif. Ich will im Dezember mit dem Schreiben fertig sein, ab April 2014 soll gedreht werden. Ein Buch fühlt sich ja anders an als eine Serie. Dort schreibt man eine Gebrauchsanweisung für viele Beteiligte und ein Prosatext muss völlig alleine bestehen. Aber natürlich hoffe ich, dass „Knoi“ den Leuten gefällt.

Sind sie eitel?

Schalko: Wenn ich nicht eitel wäre, würden wir dieses Gespräch

David Schalko: „Knoi“, Jung und Jung, € 22
In der Liebesgeschichte über die Unmöglichkeiten der Liebe ringen zwei Paare um ihr Glück. Die penibel gearbeitete starke Sprache entwickelt dabei einen eigenen Sog: Jakob liebt die ätherische Rita, bis er ein Verhältnis mit der lebenslustigen Jennifer beginnt, die nach einem gemeinsamen Unfall im Rollstuhl landet. Jakob bleibt aus Schuldgefühlen bei ihr. Rita liebt ihn noch immer, ist aber nun mit dem Zahnarzt Lutz zusammen, mit dem sie einen Sohn hat. Lutz kann nur mit Frauen schlafen, die nicht bei Bewusstsein sind. Er beginnt ein Verhältnis mit Jennifer.

David Schalko liest am 22.8. bei den O-Tönen im MQ Haupthof aus dem Roman, die Buchpräsentation findet am 26. 9. im Rabenhof statt.

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