Daniel Kehlmanns neuer Roman "F erzählt von drei Brüdern und dem Schicksal
Weit ausholend, tiefschürfend und ironisch erzählt Kehlmann, 38, die Geschichte dreier Brüder.

Martin, der älteste, ein ungläubiger Priester, Iwan, ein begabter Maler und Kunstmarkt-Insider, der im Geheimen sehr erfolgreich als Kunstfälscher agiert, und sein Zwillingsbruder Eric, ein von Wahnbildern verfolgter, hoch verschuldeter Finanzberater, den der Börsencrash des Jahres 2008 vor Strafverfolgung und Gefängnis rettet. Alle drei sind Männer, bei denen Selbst- und Fremdwahrnehmung radikal auseinanderklaffen. Auf komplizierte Weise balancieren sie als gewitzte Heuchler, Hochstapler und Betrüger auf einem schmalen Grat. Ihre unbehausten Leben sind jederzeit vom Absturz gefährdet. Durch ihre ständigen Täuschungsmanöver sich selbst und der Welt entfremdet, behaupten sie sich dennoch glänzend, weil sie mitspielen und Erwartungen erfüllen.
Je ein Kapitel widmet Kehlmann jedem der ungleichen Brüder, tief taucht ein in in ihre Köpfe, ihre Nöte und ihr Hadern. Ein windiger Hypnotiseur spielt eine ebenso wichtige Nebenrolle wie der Vater der drei, der sich aus dem Staub gemacht hat und in den Köpfen seiner Söhne umso präsenter bleibt. Gibt es ein Schicksal? Straft es, belohnt es? Die Falschen? Ist alles Zufall? Nicht umsonst heißt einer der Brüder Iwan - Kehlmanns Hinweis auf Dostojewskis große Schicksalssymphonie "Die Brüder Karamasow, eine wichtige Inspiration für "F.
Manchmal wird es einem richtig schwindlig von der Intensität der inneren Zerrissenheit dieser neuen Kehlmann-Figuren. Eine unheilschwangere Stimmung hängt über dem Roman, in dem Kehlmann sich nach dem Welterfolg "Die Vermessung der Welt (2005), der sich allein auf Deutsch 2,3 Millionen Mal verkaufte, in 46 Sprachen übersetzt und verfilmt wurde, erneut als erstklassiger Erzähler zeigt.
Der Autor präsentiert sein Buch am 8. 9. im Theater in der Josefstadt, 11 Uhr.