Verena Altenberger: "Geld ist Sicherheit"
Salzburgs neue Buhlschaft Verena Altenberger spricht über ihr Verhältnis zum schnöden Mammon und warum sie eine harte Verhandlerin für den eigenen Marktwert ist.
trend:
Sie spielen die Buhlschaft im "Jedermann", wo alle vom schnöden Mammon getrieben sind. Welche Rolle spielt Geld in Ihrem Privatleben?
Verena Altenberger:
Eine etwas zwiespältige. Ich verstehe die Wichtigkeit von Geld nur zu gut, gleichzeitig möchte ich dem schnöden Mammon -sehr bezeichnend - diese Wichtigkeit nicht zugestehen. Geld bedeutet für mich aber einfach auch Sicherheit und die Möglichkeit, zu helfen. Und dafür ist es nun mal wirklich gut, auf Geld zugreifen zu können.
Sind Sie eine gute Verhandlerin für den eigenen Marktwert?
Ja, ich verhandle klar und hart für meinen Marktwert. Und das ist mir immer noch wahnsinnig unangenehm, aber da bin ich hart zu mir selber. Für den eigenen Preis einzustehen, ist auch eines der Dinge, die ich meinen Freundinnen gebetsmühlenartig vorbete. Gerade wir Frauen müssen das tun! Wenn es mir mal wieder zu blöd erscheint, denke ich mir manchmal: "What would a man do?", und dann geht's wieder. Wobei, ich merke gerade, dass mein eigenes Mantra Blödsinn ist - ein Mann müsste vermutlich gar nicht so kämpfen, der bekäme seinen Marktwert ja ohnehin sehr viel selbstverständlicher zugestanden ...
Was ärgert Sie am Wirtschaftssystem?
Dass es auf permanentes Wachstum ausgerichtet ist. Dass es unfair ist. Dass es vor allem diejenigen stützt, die die Stütze ohnehin nicht bräuchten, und dass es ein Wirtschaftssystem ist, für das der Startvorteil so wahnsinnig maßgeblich ist, Stichwort "erben".
Was haben Sie von zu Hause aus im Umgang mit Geld mitbekommen?
Sitz nicht auf deinem Geld und verprasse dein Geld nicht (nur) sinnlos. Ich würde sagen, meine Eltern, in dem Fall vor allem mein Vater, haben mir einen sehr vernünftigen und tendenziell großzügigen Umgang mit Geld vermittelt und vorgelebt.
Was würden Sie als Künstlerin auch für viel Geld nicht machen?
Mein Kollege Lars Eidinger hat das ganz trefflich formuliert: nichts, was ich nicht auch ohne Geld machen würde.
Ist für Sie als erfolgreiche freiberufliche Künstlerin finanzielle Absicherung bzw. Vorsorge noch Thema, oder sind Sie eher der Risikotyp?
Selbst wenn ich bei meinem derzeitigen Einkommen als junge Frau und Selbstständige gut vorsorge - was ich tue -, lebe ich immer noch riskant, finanziell gesehen. Da rede ich jetzt vor allem über mangelnden Arbeitslosengeldanspruch, keine Sicherheiten wie Karenzgeld, keine hohe staatliche Rente als Selbstständige, die Selbstversicherung etc. Ich sorge privat gut vor für mich, so weit ich kann, aber Sicherheit fühlt sich anders an. Und, bitte mich nicht falsch zu verstehen: Mir ist durchaus bewusst, dass allein die Tatsache, dass ich derzeit privat für mich vorsorgen kann, schon wahnsinnig privilegiert ist.
Der perfekte Auftritt spielt auch abseits der Bühne eine Rolle. Geben Sie gerne Geld für Mode aus?
Nein. Ich mag Mode, beschäftige mich auch nicht ungern damit, aber ich leihe meine Klamotten vor allem. Privat trage ich dann doch immer dasselbe. Hierbei ist mir vor allem Nachhaltigkeit wichtig - die hat ihren Preis, und den zahle ich, das ist aber immer noch wenig im Vergleich zu Luxusartikeln, die ja zumeist überhaupt nicht nachhaltig produziert werden.
Wird man bei den Preisen rund um die Salzburger Festspiele zur Lebefrau oder zur perfekten Rechnerin?
Ich darf den Luxus leben, nicht nachdenken zu müssen, was ich mir zum Abendessen bestelle, und auch die Möglichkeit zu haben, die Kolleginnen mal einzuladen. Ich würde aber halt auch nie auf die Idee kommen, die Magnumflasche Champagner zu bestellen.
Wofür geben Sie lustvoll Geld aus?
Tatsächlich gebe ich gerne Geld für gutes Essen aus. Zu neidig bin ich vielleicht bei Hotelzimmern. Ich würde gerne manchmal so ein richtig tolles Zimmer nehmen, denke dann aber, so viel Geld, und man verschläft's in einer Nacht - ach nein.
Was war das Verrückteste, das Sie sich je geleistet haben?
Selbstständige Schauspielerin zu werden.
Was bedeutet Luxus für Sie?
Als Kind dachte ich, Luxus bedeutet, dass man in jedes Geschäft gehen kann und kaufen, was man will, ohne nachdenken zu müssen. Heute ist mir bewusst, dass so richtiger Luxus bedeutet, sich keine finanziellen Sorgen machen zu müssen, wenn man zum Beispiel krank wird oder in einen Rechtsstreit gerät. Geld ist Sicherheit, und wirkliche Sicherheit ist leider immer noch Luxus, der nicht allzu vielen Menschen lebbar ist.
Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?
Was für eine schwierige Frage. Für einen Anruf zuhause vielleicht?
Zur Person
Verena Altenberger, 33. Die Schauspielerin aus dem Pongau wurde durch ihre eindringliche Darstellung einer drogenabhängigen Mutter im Film "Die beste aller Welten" 2017 zum Shooting-Star der heimischen Filmszene und auch via TV mit der RTL-Sitcom "Magda macht das schon" oder "Polizeiruf 110" bekannt. Aktuell ist sie die neue Buhlschaft der Salzburger Festspiele und im Kino in David Clay Diaz' Tragikomödie "Me We" zu sehen.