Helga Rabl-Stadler: "Gute Kleidung stärkt den Auftritt"
Nachgefragt bei Helga Rabl-Stadler. Die Präsidentin der Salzburger Festspiele erklärt, dass sie heute auch für viel Geld nicht mehr in die Politik gehen würde, wofür sie gerne Geld ausgibt und warum sie allen Frauen rät, niemals für einen Mann zu bürgen.
Helga Rabl-Stadler- Präsidentin der Salzburger Festspiele
trend:
Sie verstehen es, seit vielen Jahren den Sponsoren die Salzburger Festspiele als perfektes Investment zu vermitteln. Haben Sie privat auch eine so gute Hand fürs Geld? Interessieren Sie sich für die Börse oder diverse Anlagemodelle? Erledigen Sie Ihre Steuergeschäfte noch selbst?
Helga Rabl-Stadler:
Meine Steuergeschäfte erledige ich bereits seit meinem 30. Lebensjahr, als ich ins Geschäft meiner Mutter eintrat, nicht mehr selbst. Natürlich lese ich täglich die Finanzseiten der Medien, aber eher, um Ideen für neue Sponsoren und Mäzene zu gewinnen. Wie ich mein persönliches Geld anlege, bespreche ich mit meiner Bankberaterin und meinem jüngeren Sohn Sebastian.
Nach vielen Jahren in der Politik und als ehemalige Unternehmerin - was ärgert Sie am aktuellen Wirtschaftssystem?
Ziemlich alles. Die Leitlinie "Ökosoziale Marktwirtschaft", erfunden vom längst vergessenen ÖVP-Obmann Josef Riegler, wäre heute richtiger und wichtiger denn je. Es sind so viele Fehler gemacht worden, und es gibt so wenig Willen zur Reparatur. Zwei Beispiele: Es war damals falsch und verfrüht, China in die WTO aufzunehmen ohne Mindeststandards, was Demokratie, Menschen und Arbeitsrechte betrifft. Und von den guten Vorsätzen, jene Fehlentwicklungen zu bekämpfen, die die Finanzkrise 2008 ausgelöst haben, wurden erschreckend wenige verwirklicht. Aber um etwas Positives zu sagen: Der neue Arbeitsminister Martin Kocher gefällt mir sehr gut.
Welchen Grundsatz im Umgang mit Geld haben Sie vom Elternhaus mitbekommen?
Und was haben Sie Ihren Kindern diesbezüglich weitergegeben? Immer die Fixkosten niedrig und im Griff behalten, damit sie dich in schlechten Zeiten nicht umbringen, sagten meine Eltern als mittelständische Unternehmer. Und Schulden nie für kurzfristigen Konsum, sondern nur für langfristig richtige Investitionen wie Immobilien machen.
Was würden Sie auch für viel Geld nicht machen?
Heute Politikerin werden.
Es gibt aktuell reihenweise Ratgeber zu weiblichen Investmentstrategien. Haben Frauen Ihrer Erfahrung nach einen anderen Zugang zu Geld als Männer? Oder ist das bloß Klischee?
Das ist kein Klischee, sondern Realität. Weil wir Frauen nicht seit Generationen das Geld verwaltet haben, ist unser Zugang direkter, innovativer, ohne die nötige Sicherheit zu vernachlässigen.
Was halten Sie heute noch für ein sicheres, sinnvolles Investment?
Immobilien und Gold, obwohl Letzteres keinen Charme hat.
Was macht Geld mit Menschen?
Im besten Falle unabhängig, im schlechtesten gierig.
Als ehemalige Chefin eines Modehauses stehen Sie immer für den perfekten Auftritt. Wie viel ist ein gutes Outfit "wert"?
Gute Kleidung stärkt den persönlichen Auftritt. Meine teuren Akris-Jacken sind mir jeden Euro wert.
Wofür geben Sie noch gerne Geld aus? Und wofür sind Sie sich zu "neidig"?
Reisen, Bücher, Mode, Schuhe -dafür gebe ich gern und viel Geld aus. Für teuren Wein bin ich zu neidig. Ein Grüner Veltliner aus Niederösterreich tut's auch.
Was war das Verrückteste, das Sie sich je geleistet haben?
Dass ich gemeinsam mit dem damaligen Konzertchef Hans Landesmann für Markus Hinterhäuser und Tomas Zierhofer persönlich gebürgt habe, als die Subvention für das Zeitfluss-Festival nicht und nicht genehmigt wurde. Das habe ich gemacht, obwohl ich allen Frauen rate, niemals für einen Mann zu bürgen. Es ist gut ausgegangen! Die Subvention wurde bezahlt.
Karten- oder Bargeldzahlerin?
Beides - große Beträge mit der Kreditkarte, Beträge unter 100 Euro bar. Ich bin gegen die Abschaffung von Bargeld.
Hat sich Ihr Werteverständnis angesichts der Pandemie verschoben?
Es ist mir mehr bewusst geworden, dass im Leben nichts selbstverständlich ist. Nicht die Gesundheit, nicht die guten Freunde, nicht die wunderbare Familie, nicht der Wohlstand.
Was bedeutet Luxus für Sie?
Zeit haben für die Erfüllung der eigenen Wünsche.
Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?
Für meine Söhne.
Zur Person
Helga Rabl-Stadler . Die geborene Salzburgerin und promovierte Juristin war lange Jahre in der Politik und als Unternehmerin tätig. Seit 1995 ist sie Präsidentin der Salzburger Festspiele und wurde für ihre Rolle als Mutmacherin und Krisenmanagerin im Covid-Jahr 2020 vom trend zur "Frau des Jahres" gewählt.