Europas Yachten des Jahres 2021: Die Straße der Sieger

Da die boot Düsseldorf nicht zum gewohnten Termin hatte stattfinden können, wurde den siegreichen Werften heuer per Video-Botschaft gratuliert. Das ändert nichts an der Bedeutung der EYOTY-Awards – sie sind und bleiben die wichtigste Auszeichnung, die die Yachtbranche zu vergeben hat. Yachtrevure-Chefredakteur Roland Duller stellt die fünf Gewinner vor.

Europas Yachten des Jahres 2021: Die Straße der Sieger

Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Die Testfahrten für die Wahl zu Europas Yachten des Jahres 2021 fanden nicht, wie sonst üblich, an zwei, sondern an drei Destinationen statt, nämlich Kiel-Schilksee, Cannes und La Rochelle. Die Termine in Frankreich hätten jeweils im Anschluss an die dort angesetzte Messe über die Bühne gehen sollen, beide Veranstaltungen mussten aber abgesagt werden.

Das war – neben den diversen Lockdowns – mit ein Grund, warum vier von 19 nominierten Modellen nicht gesegelt werden konnten; manchen Werften war es nicht gelungen, die Yachten rechtzeitig fertig zu stellen und an einen der drei Teststandorte zu bringen. Die Ausfallsquote war damit zwar höher als gewohnt, aber immer noch geringer, als angesichts der schwierigen Lage zu erwarten war.

In der Kategorie Blauwasseryachten fehlte die Viator Explorer 42DS, bei den Spezialyachten die Mojito 650. Besonders schmerzhaft empfand die 12-köpfige Jury die Ausfälle von Corsair 880 und Grand Soleil 44 Performance, denn damit blieb bei den Performance-Cruisern nur ein einziger Kandidat, nämlich der Dragonfly 40 übrig. Formsache war sein Sieg aber nicht. Hätte der Tri nicht überzeugt, wäre der Award in dieser Kategorie gar nicht vergeben worden.

Tatsächlich war das Gegenteil der Fall: Der Dragonfly 40 hielt die Jury im windigen Kiel mit fantastischen Segeleigenschaften in Atem und wurde von dieser mit Lobeshymnen bedacht.


Die fünf Gewinner am EYOTY-Award 2021



Sieger Fahrtenyachten – Bavaria C42

Starke Rückkehr

Richtungsweisend. Bavaria hat seine Hausaufgaben gemacht, bewährte mit neuen Tugenden kombiniert und eine in allen Belangen gute Fahrtenyacht geschaffen

Klarer Sieg. Die Bavaria C42 punktete mit tollen Segeleigenschaften, feinem Rudergefühl, viel Platz und sehr gutem Preis-Leistungsverhältnis.


Die vom italienischen Konstrukteur Maurizio Cossutti gezeichnete Bavaria C42 überrascht mit einem eigenständigen Rumpfkonzept, bestehend aus Hardchines, der enormen Breite von 4,29 m und einem voluminösen Vorschiff, das Bavaria V-Bug nennt. Dennoch setzt Cossutti auf ein tiefgehendes Spatenruder statt auf zwei Ruderblätter. Das ermöglicht eine bessere Manövrierbarkeit unter Motor (Stichwort Eindampfen) und funktioniert zur allgemeinen Überraschung auch bei Wind jenseits der 20 Knoten ausgezeichnet.

Überhaupt ist das Steuern reiner Genuss und gefühlsmäßig annähernd am Niveau eines modernen Performance-Cruisers. Die C 42 wird serienmäßig mit Selbstwendefock und Standardgroß ausgeliefert, gegen Aufpreis gibt es eine optionale Genua oder ein Rollgroß. Das mit EPEX-Membransegeln von Elvström ausgestattete Testschiff segelte bei allen Bedingungen sehr gut: Bei Leicht- und Mittelwind sorgte die üppige Segelfläche für tolle Am-Wind-Geschwindigkeit, bei Starkwind spielte der gut ausbalancierte Rumpf seine Stärken aus.

Weitere Vorzüge resultieren aus dem voluminösen Rumpf: Das Cockpit mit L-Sitzbänken, ordentlichem Tisch, ergonomisch gut geformten Sülls und mächtiger Sprayhood wirkt wie von einem deutlich größeren Schiff. Ein ähnliches Gefühl stellt sich im Inneren ein, wo der Größenunterschied im Vergleich zur alten Cruiser 41 kaum zu fassen ist. Highlight sind die breiten Doppelkojen. Weitere Pluspunkte: Sorgfältige Verarbeitung und ordentliche Holzqualität (Mahagoni, Eiche oder Walnuss).


Bavaria C42
Rumpflänge: 11,98 m Breite: 4,29 m
Tiefgang: 2,10 / 1,70 m Gewicht: 9,67 t
Großsegel: 54 / 51 m² Genua: 46,8 m²
Selbstwendefock: 39 m²
Konstrukteur: Maurizio Cossutti
Preis (exkl. MwSt.): 157.900 €
Bavaria Yachts www.bavariayachts.com
www.yachten-meltl.de

Die Nominierten


Sieger Spezial-Yachten – Saffier SE 27

Am Puls der Zeit

Breitensportlerin. Die holländische Werft trifft mit ihrem jüngsten Daysailer den Geschmack einer breiten Klientel und ist auf fast zwei Jahre hinaus ausverkauft.

Glücksgriff. Die Saffier 27 ist ein eleganter, moderner und solo segelbarer Daycruiser mit guter Segelleistung und einem attraktiven Preis.


Dean und Dennis Hennevanger, die Chefs der holländischen Werft Saffier Yachts, haben vor zwölf Jahren erstmals in dieser Kategorie den Sieger gestellt und es auf zahlreiche Nominierungen gebracht. Die Saffier SE 27 ist das jüngste Modell der Elegance-Reihe und gefällt aufgrund des sehr modernen Stylings auch außerhalb der Niederlande. Ob aus Italien, Spanien oder Deutschland stammend, die Jurymitglieder waren sich einig – der Daysailer ist schön und verfügt über jene Tugenden, für die die holländische Werft seit über einem Jahrzehnt bekannt ist, nämlich exzellente Verarbeitung und Solo-Tauglichkeit.

Die Entscheidung für Steuerrad statt Pinne hat mit der Zielgruppe zu tun. „Die meisten potenziellen Eigner kommen aus dem Big-Boat-Bereich und die bevorzugen ein Rad“, erläutert Dennis Hennevanger.

Die Yacht wird serienmäßig mit einer Selbstwendefock ausgeliefert. Der Traveller kostet Aufpreis, ebenso die Rewind-Winschen. Beim Test vor La Rochelle wehte es mit 15 bis 20 Knoten und die Atlantikwelle war für einen Daysailer eine echte Herausforderung. Dennoch segelten wir erstaunlich trocken, mit einer Am-Wind-Geschwindigkeit, die je nach Wellensituation zwischen 5,5 und 6,6 Knoten pendelte.

Unter Gennaker pfiffen wir mit rund 13 Knoten übers Wasser. Die Yacht ist prinzipiell gutmütig und einfach zu segeln, weil alle Beschläge dort sind, wo sie hingehören. Die Ergonomie im Cockpit ist gelungen, unter Deck geht es spartanisch zu. Kojen und ein Chemie-WC sind vorhanden, die Kopffreiheit kann nur als sehr bescheiden bezeichnet werden – Schönheit hat eben ihren Preis.


Saffier SE 27
Rumpflänge: 8,2 m Breite: 2,6 m
Tiefgang: 1,4 / 1,05 m Gewicht: 1,9 t
Großsegel: 24 m² Genua: 18 m²
Selbstwendefock: 15 m² Motor: E- oder Dieselmotor
Konstrukteur: Dean Hennevanger
Preis (exkl. MWSt.): 77.500 €
Saffier Yachts www.saffieryachts.com
Österreichimporteur ist Yachtservice Gebetsroither www.yacht.co.at

Die Nominierten


Sieger Blauwasseryachten – Boreal 47.2

Eisbrecher

Weltenbummler. Die ultimative Fahrtenyacht für all jene, die sich auch in extreme Regionen wie Arktis oder Antarktis vorwagen wollen

Globetrotter. Sieht aus wie ein Panzer, ist robust wie ein Panzer, vermittelt entsprechende Sicherheit und segelt viel, viel besser als erwartet.


Bevor Jean-Francois Delvoye und seine Frau 2005 die Werft gründeten, segelten sie mit ihren vier Kindern auf einem Eigenbau sechs Jahre lang um die Welt; ein Jahr davon verbrachte die Familie in der in Antarktis – allerbeste Voraussetzungen, um funktionelle Blauwasseryachten zu konzipieren. Die Boeral 47.2 hat einen breiteren Rumpf als die Vorgängerin. Der Freibord ist im Vergleich zu modernen Yachten extrem niedrig, weil nicht zu viel Windangriffsfläche geboten werden soll, der Rumpf besteht aus vier bis zehn Millimeter dickem Alu, das mit acht Zentimeter dicken Isolationsmatten versehen ist.

Anders als die Vorgängerin hat die neue Yacht zwei Steuerräder, ein Singleruder und beidseits davon ein Schwert, das der Einstellung des Ruderdrucks dient. Fährt man unter Autopilot, reduziert man ihn auf ein Minimum und verbraucht so weniger Strom. Dank Schwenkkiel und Innenballast kann die Yacht auch trockenfallen. Das Rigg ist massiv verstagt, der Durchmesser der Stage und Wanten ebenso überdimensioniert wie die Klampen und Haltegriffe. Subjektiv fühlt man sich wie auf einem Rettungskreuzer, steht man am Rad, ist man überrascht von der Feinfühligkeit der Ruderanlage.

Das Cockpit ist von einem Deckshaus geschützt, in dem sich auch ein Kartentisch findet. Die Pantry ist für rauwasseroptimiertes Kochen ausgelegt. Drei Kajüten stehen zur Wahl, das gesamte Schiff wird per Dieselofen geheizt, wobei der Diesel vom Haupt- in einen kleinen Tank gepumpt wird und die Radiatoren über Hitzetauscher wartungsfrei versorgt werden. Durchdacht und ausgereift in jedem Detail – Bravo.


Boreal 47.2
Rumpflänge: 14,36 m Breite: 4,39 m
Tiefgang: 1,02 – 2,48 m Gewicht: 13,65 t
Großsegel: 45 m² Genua: 55 m²
Selbstwendefock: 26 m³
Konstrukteur: Jean-Francois Delvoye
Preis (exkl. MwSt.): 541.620 €
Boréal Yachts www.boreal-yachts.com

Die Nominierten


Sieger Performance-Cruiser – Dragonfly 40

Tempomacher

Horizonterweiterung. Der Trimaran sprengt in vielen Bereichen die Vorstellungskraft und agiert auf höchstem Niveau – das gilt allerdings auch für den Preis

Spaßmacher. Die Segelleistung ist Weltklasse, das Coclpit überraschend breit, die Verarbeitung sehr gut, der Preis leider exorbitant hoch.


Die dänische Werft Quorning Boats hat mit dem Nachfolgemodell des Dragonfly 1200 einen Quantensprung getan. Der mit 8,40 Meter extrem breite Trimaran lässt sich innerhalb von zwei Minuten auf marinataugliche 4 Meter zusammenfalten; das System funktioniert (wie von Dragonfly gewohnt) perfekt und natürlich auch umgekehrt genau so schnell.

Der Tri ist in einer Touring- und in der getesteten Ultimate-Version erhältlich, Letztere verfügt über ein mächtiges Groß und eine Genua statt der serienmäßigen Selbstwendefock. Für maximalen Genuss sollten Code 0 und Gennaker geordert werden. Beim Test vor Kiel segelte der Dragonfly 40 bei 8 bis 15 Knoten wahrem Wind raumschots genauso schnell wie der Wind, manchmal sogar schneller, und übertraf in starken Böen locker die 20-Knoten-Marke. An der Kreuz geht es bei diesen Bedingungen immer im unteren zweistelligen Bereich dahin, aufgrund der engen Schotwinkel und der flach geschnittenen Segel muss allerdings sehr aufmerksam gesteuert werden.

Im Mittelrumpf gibt es erstaunlich viel Platz, auch wenn man im direkten Vergleich mit einem modernen Monohull natürlich Abstriche machen und sich mit einem Raumangebot begnügen muss, das etwa dem einer 35-Fuß-Yacht entspricht. Die Verarbeitung ist auf sehr hohem Niveau, die Atmosphäre hell und der Durchgang zur Bugkajüte ein enges Oval.

Grund: Das Schott muss einen Druck bis 25 Tonnen verkraften, da geht sich kein größerer Durchbruch aus. In einer eigenen Liga spielt der Preis: 559.000 Euro ohne Steuer für die nackte Basisversion sind definitiv kein Schnäppchen.


Dragonfly 40
Rumpflänge: 12,40 m Breite: 8,40 – 4,0 m
Tiefgang: 0,70 – 2,20 m Gewicht: 5,8 t
Großsegel: 66 / 75 m² Genua: 33 / 38 m²
Konstrukteur: Quorning/Olson
Preis (exkl. MwSt.): 570.000 € / 595.000 €
Dragonfly www.dragonfly.dk

Die Nominierten


Sieger Luxusyachten – Contest 55CS

Hollywood-Schaukel

Unsichtbar wunderbar. Viele Qualitäten der Contest 55 liegen im Verborgenen, sie versteht es aber auch mit vordergründigen Features zu punkten

Weltenbummlerin. Überragende Verarbeitung, cooles Styling und harmonische Schiffsbewegungen - das gibt Segelgeenuss auf höchstem Niveau.


Die Linien der von Judel/Vrolijk & Co. stammenden Konstruktion sind klassisch: Das Vorschiff ist schlanker als heutzutage üblich, der Steven steil, aber nicht senkrecht, das Heck breit, aber dennoch ein wenig verjüngt. Der Tiefgang ist mit 2,55 Metern moderat und alternativlos, ganz im Sinne einer Langfahrtyacht. Das modifizierte Mittelcockpit ist im vorderen Bereich frei von segelrelevanten Einrichtungen, dahinter sind die beiden Steuerstände mit Konsolen und Winschen positioniert. Die erhabene Steuerposition gewährt einen guten Blick nach vorne, aber nicht in die Segel. Macht aber nichts, denn eine Yacht dieser Ausrichtung wird in der Regel ohnehin vom Autopiloten gesteuert. Das Rigg ist kraftvoll, ein Kutterstagsegel vorhanden, ebenso ein Bugspriet sowie ein riesiger Segelstauraum im Vorschiff, Crashbox inklusive.

Das Layout sieht drei Kajüten vor, wobei die Achterkajüte alle Stücke spielt. Besonders nett: Die Luke im Heck, durch die man nach draußen sieht, wenn die Klappe der Dingigarage offen ist. Die Holzverarbeitung ist überragend, das Styling geschmackvoll und die Detailverliebtheit beeindruckend. Beispiele gefällig? Die Borddurchlässe wurden auf ein Mindestmaß reduziert, indem man viele Schläuche in ein Stehrohr im Maschinenraum führt, die Schallisolierung im Motorraum lässt das Aggregat regelrecht verstummen und der Treibstofftank verfügt an seiner tiefsten Stelle über eine Pumpe, die dort angesammelte Wasser entfernt. Zum Segeln: Die Contest 55 bewegt sich agiler als erwartet und im Rauwasser wie eine Sänfte.


Contest 55CS
Rumpflänge: 17 m Breite: 5,02 m
Tiefgang: 2,55 m Gewicht: 24,9 t
Großsegel: 92,75 m² Genua (106%): 71m²
Konstrukteur: Judel/Vrolijk & Co
Preis (exkl. MwSt.): ab 1.523.109 €
Contest Yachts www.contestyachts.com

Die Nominierten


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