Birgit Denk: "Besitz macht unfrei"

Die Sängerin und Moderatorin Birgit Denk erklärt, warum sie gerne Geld für andere ausgibt, an Green Investment interessiert ist und Wirtschaftskunde schon in der Volksschule einführen würde.

Birgit Denk: "Besitz macht unfrei"

Birgit Denk, ORF-Moderatorin und Sängerin.

trend: In Ihrer ORF-III-Talkshow "Denk mit Kultur" wird - immer bestens vorbereitet - bei den Gästen kein Thema ausgespart. Wie gut sprechen Sie Wirtschaft?
Birgit Denk: Auch die Vorbereitungen in Hinblick auf wirtschaftliche Leistungen werden bei mir gut ausgeführt. Ich lese mir viel an, bevor ich Geld wohin-oder abgebe, und überlege mir sogar genau, welcher Bank ich mein Geld anvertraue. Ich bin niemand, der sich mördergut auskennt, aber ich denke, als Einpersonenunternehmen hat man die Verpflichtung, sich zumindest mit den rudimentärsten Dingen der Selbstständigkeit auseinanderzusetzen. Es würde wohl vielen eine Menge Ärger ersparen, wenn man schon in der Schule lernen würde, wie angewandte Wirtschaft funktioniert. Ich wäre sogar schon für Wirtschaftskunde in der Volksschule. Das ist ein echtes Versäumnis in unserem Schulsystem. Ich kann alle Hauptstädte von Südamerika, aber das mit Netto und Brutto habe ich erst sehr spät verstanden.

Und was haben Sie von zu Hause aus im Umgang mit Geld mitbekommen?
Ich bin in einer Familie aufgewachsen, der in den 70er-Jahren finanziell nicht sehr viel möglich war. Und ich habe früh gelernt: Das Geld, das ich nicht habe, kann ich auch nicht ausgeben. Denn Kredite hat es bei uns nicht gegeben. Das ziehe ich bis heute durch. Mir würde es schon schlaflose Nächte bereiten, mein Konto zu überziehen.

Wissen Sie noch, womit Sie Ihr erstes Geld verdient haben und was Sie damit gemacht haben?
Ich habe schon als Kind beim Heurigen meiner Großeltern mitgearbeitet und das, was ich dafür bekommen habe, sofort auf die Seite gelegt. Später habe ich es dann in gemeinschaftliche Erlebnisse wie Konzertkarten investiert.

Was würden Sie als Künstlerin auch für viel Geld nicht machen?
Tatsächlich würde ich viele Dinge nicht für Geld machen. Ich bin jemand, der, wohl aufgrund seiner Sozialisation, mit sehr wenig Geld auskommt. Ich will auf Urlaub fahren können, wann ich will, aber sonst brauche ich nicht viel. Ich bin weder eine Schuhfetischistin, noch brauche ich die aktuellste Modekollektion. Deswegen kann ich zu ganz vielen Dingen, die ich nicht machen will, Nein sagen. Ich mache generell nur Dinge, die ich wirklich mag. Das leiste ich mir. Mir ist auch das Geld für einen Auftritt nicht so wichtig wie die Gaudi, die ich dabei habe.

Sie leben mit Ihrem Partner in einer Wohnung direkt am Neusiedler See. Stadtflucht oder doch auch Vorsorge?
Ich war ja nie eine Städterin. Ich bin in Hainburg geboren und in Schwechat aufgewachsen. Ich bin eine Kleinstädterin und mag das. Aber ich lebe gerne da, wo es schön ist, und in Neusiedl ist es schön. Aber ich habe die Wohnung nicht gekauft, weil ich denke: Besitz macht unfrei.

Wenn also nicht Betongold, was halten Sie denn heute für ein sinnvolles Investment?
Was mich im Moment interessiert, ist, mit meinem Geld beim Anlegen nicht nur Rendite zu erzielen, sondern auch etwas Positives für Umwelt und Gesellschaft zu bewirken. Also recherchiere ich sehr viel zum Thema Green Investment. Mich interessieren Projekte, bei denen gute Ideen umgesetzt werden, also wo mein Geld nicht nur mehr Wert bekommt, sondern auch anderen einen Mehrwert bringt.

Wofür geben Sie selbst gerne Geld aus?
Ich gebe sehr gerne Geld für Kunst und Kultur aus, für Konzertkarten oder Bücher. Und natürlich für Urlaube und gutes vegetarisches Essen. Außerdem schenke ich sehr gerne und gebe gerne Geld für andere aus. Aber ich brauche kein Auto oder das neueste E-Bike.

Und was bedeutet Luxus für Sie?
Wieder tun und lassen zu können, was ich will, ohne damit andere zu gefährden. Ich freue mich drauf, wieder Schulter an Schulter mit 20 Leuten beim Heurigen zu sitzen und beim laut Sprechen nicht überlegen zu müssen, ob Aerosole verstreut werden. Da hat sich für uns alle etwas verschoben. Luxus ist, wieder das normale Leben zurückhaben zu können.


Zur Person

Birgit Denk,50, Die in Hainburg geborene Sängerin und Songschreiberin war Sozialpädagogin, ehe sie im Jahr 2000 mit Bassist und Lebensgefährten Alex Horstmann die Band "Denk" gründete. Seit 2014 moderiert sie zudem das musikalische Talk-Format "Denk mit Kultur" auf ORF III. Ab 18. Juni ist sie mit Band und dem neuen Album "Erdbeeren und Musik" auf Tour.
Termine: bdenk.at.



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