Wahlen in Großbritannien: May-Day im Juni
In Großbritannien finden heute vorgezogene Wahlen zum Unterhaus statt. Die Wahllokale schließen um 23.00 Uhr. Ergebnisse werden am Freitag vorliegen. Die letzten Umfragen deuten auf einen Ausbau der Mehrheit der konservativen Partei von Theresa May hin.

In Großbritannien finden Parlamentswahlen statt. Nach den Anschlägen in Manchester und London läuft die Stimmabgabe in den 650 Wahlkreisen vielerorts unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen. Premierministerin Theresa May stellte die vorgezogene Parlamentswahl bei der Ausrufung im April unter das Motto, dass das Land eine starke Führung für die Verhandlungen für den Austritt aus der EU benötige.
Die letzten Umfragen vor der Wahl deuten überwiegend auf einen Ausbau der Mehrheit der konservativen Partei von Regierungschefin Theresa May hin. Von den sechs am Tag vor der Wahl - noch veröffentlichten Erhebungen sagten die meisten voraus, dass die Tories auf deutlich mehr als die derzeitige Mehrheit von 17 Sitzen im Parlament setzen können. Käme es so, hätte May ihr Ziel erreicht: sie wollte sich durch die im April ausgerufenen Neuwahlen für die Brexit-Verhandlungen mit der EU den Rücken stärken lassen und Kritikern aus den eigenen Reihen den Wind aus den Segeln nehmen. In den vergangenen Wochen hatten einige Umfragen aber Zweifel aufkommen lassen, ob das gelingt. Das britische Mehrheitswahlrecht macht jedoch Erhebungen schwierig und unzuverlässig.
"Maybot" gegen Labour
Neben dem Brexit hatten zuletzt auch die Anschläge von Manchester und London sowie Mays Rolle als langjährige Innenministerin den Wahlkampf beherrscht. Die Labour-Partei von Jeremy Corbyn konnte deshalb Boden gutmachen. In den Umfragen war der Abstand in den vergangenen Wochen aber geschmolzen. Von einem Erdrutschsieg war keine Rede mehr. Corbyn erhielt bei Wahlkampfkundgebungen überraschend großen Zulauf, während May auf zumeist streng abgeschirmten Veranstaltungen ihre Botschaften für einen harten Kurs in den Brexit-Verhandlungen wiederholte und in den Medien dafür den Spitznamen eines wenig inspirierenden "Maybot" erhielt.
Das Institut ICM sagte dennoch einen klaren Wahlsieg für die Tories voraus. Demnach kämen sie einen Stimmenanteil von 46 Prozent und Labour auf rund von 34 Prozent. Damit käme May im Parlament auf eine Mehrheit von 96 Sitzen - nach 17 bislang. Die Zeitung "Independent" sagte für May bei einer Umfrage des Instituts ComRes eine Mehrheit von 74 Sitzen voraus.
Die Wahllokale schließen um 23 Uhr österreichischer Zeit. Mit einem Ergebnis wird in der Nacht zum Freitag gerechnet.
Der unklare Ausgang der britischen Parlamentswahl veranlasst Banken und Brokerhäuser zu Vorsichtsmaßnahmen. Ohne klare Mehrheiten im britischen Unterhaus drohen Verzögerungen bei den anstehenden Brexit-Verhandlungen. Damit könnte das Vereinigte Königreich nach dem endgültigen Ausscheiden aus der EU in zwei Jahren ohne Vertrag über die künftigen Wirtschaftsbeziehungen zur Staatengemeinschaft dastehen, wodurch das Britische Pfund in erhebliche Turbulenzen kommen könnte.