Landeshauptfrau Gabi Burgstaller: "Es gibt eine Sehnsucht nach Politikern auf Augenhöhe"
Die Salzburger Landeshauptfrau über die Landtagswahl, ihren Politikstil und ihre Erfahrungen mit Banken.
FORMAT:
Frau Landeshauptfrau, werden Sie, eine ehemalige Ministrantin, am Sonntag in die Kirche gehen und Gottes Hilfe erbitten?
Gabi Burgstaller:
Ich gehe am Sonntag nicht in die Kirche, sondern wählen. In die Kirche gehe ich nur zu besonderen Anlässen wie nächste Woche zur Erstkommunion meiner Nichte oder um manchmal Ruhe zu finden an einem stillen Ort.
FORMAT:
Alle sprechen von einem Wohlfühlwahlkampf in Salzburg. Welche Themen haben ihn geprägt?
Burgstaller:
Die Wirtschaftskrise, die auch Salzburg eingeholt hat. Seit einigen Monaten haben viele Unternehmen Schwierigkeiten, und ich habe deshalb viele Termine. Die Krise beherrscht unseren Alltag. Es ist nicht so, dass ich die ganze Zeit durch die Gegend toure und Wahlgeschenke verteile, sondern es steht der Kampf um jeden Arbeitsplatz im Vordergrund.
FORMAT:
Wie hoch wird Ihr Wahlsieg ausfallen?
Burgstaller:
Die Voraussetzungen für die SPÖ sind gut, aber ich warte den Sonntag mit einer gewissen Unruhe und Demut ab. Mein Ziel ist, für Salzburg weiter arbeiten zu können und dafür auch gestärkt in die Regierungsverhandlungen gehen zu können.
FORMAT:
Der Wahlkampf der SPÖ war ganz auf Ihre Person zugeschnitten, Sie besitzen persönlich unglaublich hohe Sympathiewerte. Was macht das Phänomen Gabi aus?
Burgstaller:
Meine Stärke ist meine Normalität. Ich bin ein völlig normaler Mensch, und ich glaube, es gibt in der Bevölkerung eine Sehnsucht nach Volksvertretern, die auf Augenhöhe mit den Menschen sind. Ich gehe immer auf die Probleme und Anliegen meiner jeweiligen Gesprächspartner persönlich ein und bin nicht abgehoben, wie das die Salzburger mit der ÖVP jahrzehntelang erlebt haben. Diese Eigenschaften sind gefördert worden durch meine bescheidene Herkunft, meine vielen Geschwister und durch frühe Übernahme von Aufgaben als Fürsprecherin für andere.
FORMAT:
Welche Menschen und Erlebnisse haben Sie politisch geprägt?
Burgstaller:
Nicht das Elternhaus, weil dort waren alle beim Bauernbund. Allerdings habe ich die vielen Reibebäume in der Familie sehr genossen. Prägend war in der Kindheit Bruno Kreisky und später ein Studienaufenthalt in Großbritannien. Ich war damals in Wales in einer Region mit 25 Prozent Jugendarbeitslosigkeit.
FORMAT:
Zurück zur Krise. Welche Maßnahmen können Sie aus regionaler Sicht ergreifen?
Burgstaller:
Zum einen werden wir die Instrumente am Arbeitsmarkt ausweiten müssen. Zum Beispiel ein stärkeres Einsetzen der Bildungskarenz in Verbindung mit Arbeitslosigkeit. Auf EU-Ebene müsste die Union dafür sorgen, dass die Banken nicht mehr bei der EZB anlegen, sondern Kapital wieder in die Unternehmen fließen lassen. Was ich in Verhandlungen mit den Banken nicht mit allen erlebe, ist sehr unerfreulich. Viele Unternehmen wollen ihre Mitarbeiter behalten, bekommen aber ohne hohe Besicherungen keine Kredite mehr.
FORMAT:
Ihre Meinung zu den Postamtsschließungen?
Burgstaller:
Ich wünsche mir ein kreatives Management, das sich überlegt, wie man neue Geschäfte aufbauen kann, bevor man Filialen schließt. Ich bin enttäuscht, dass das so wenig passiert.
Interview: Silke Pixner und Markus Pühringer