Überblick: Die bisherigen Hilfsprogramme für Griechenland
Vom ersten bilateralen Hilfsprogramm 2010 über den Schutzschirm EFSF bis zum ESM: Ein Überblick über die bisherigen Finanzspritzen für Griechenland.
Der deutsche Bundestag stimmt am Mittwoch über das dritte Hilfsprogramm für Griechenland ab. Es gilt als sicher, dass eine deutliche Mehrheit der Abgeordneten den Weg dafür frei machen wird. Es folgt ein Überblick über die bisherigen Hilfen für das südeuropäische Krisenland, das derzeit auf einen Rekordschuldenberg von über dem Doppelten seiner Jahreswirtschaftsleistung zusteuert.
DIE AUSGANGSLAGE
Die griechische Wirtschaft hatte in den 2000er Jahren nicht zuletzt wegen kräftiger Lohn- und Preissteigerungen massiv an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Der Staat hatte Jahr für Jahr seine Leistungen und seine vergleichsweise üppig mit Personal besetzte Verwaltung immer stärker mit neuen Krediten finanziert. Das Budgetdefizit stieg auf über 15 Prozent im Jahre 2009, die Staatsverschuldung in diesem Jahr auf fast 130 Prozent der Jahres-Wirtschaftsleistung. Griechenland stand vor Pleite.
DAS ERSTE BILATERALE HILFSPROGRAMM 2010
Das erste Hilfsprogramm für das Mittelmeer-Land wurde 2010 mit einem Volumen von ursprünglich bis zu 110 Milliarden Euro geschnürt. Letztlich ausgezahlt wurden zwischen Mai 2010 und Dezember 2011 davon rund 73 Milliarden Euro. Damals fehlte noch ein Euro-Schutzschirm, so dass die Hilfen bilateral von den Euro-Ländern, also Land für Land, an Hellas gingen. 52,9 Milliarden Euro des im Rahmen des erste Hilfspakets ausgezahlten Betrages trugen die Länder der Eurozone; 20,1 Milliarden Euro steuerte der Internationale Währungsfonds (IWF) bei. An den IWF wurden von Griechenland mittlerweile knapp 16 Milliarden Euro zurückgezahlt. Allerdings überwies das Land die beiden letzten Raten erst verspätet mit europäischer Hilfe.
DAS ZWEITE RETTUNGSPROGRAMM ÜBER DEN SCHUTZSCHIRM EFSF
Ein zweites Rettungsprogramm im Gesamtvolumen von 173,6 Milliarden Euro löste im Februar 2012 das noch laufende erste ab. Anders als sein Vorgänger hatte sich die Eurozone inzwischen ein Instrument geschaffen, über den es die Hilfen abwickelte: den vorläufigen Euro-Rettungsschirm EFSF. Auf diesen entfielen aus dem neuen Programm 144,5 Milliarden Euro und auf den IWF 28,7 Milliarden Euro. Begleitet wurde es von einem umfassenden Schuldenerlass für das Land im Volumen von über 100 Milliarden Euro durch seine privaten Gläubiger, also zumeist Banken.
Der europäische Teil des zweiten Programms sollte ursprünglich Ende des vergangenen Jahres auslaufen, wurde aber nach dem Amtsantritt der neuen linksgeführten Regierung zwei Mal verlängert, weil Griechenland die Auflagen für die letzte Auszahlung nicht erfüllen konnte und wollte.
Ausgezahlt aus diesem Paket wurden damit letztlich 130,9 Milliarden Euro vom EFSF und 11,8 Milliarden Euro vom IWF, dessen Programm normalerweise noch bis Ende März 2016 gelaufen wäre. Der europäische wie der IWF-Teil des Programms wurden vorzeitig abgebrochen. Die verbleibenden Mittel von 16 bis 17 Milliarden Euro aus dem IWF-Teil könnten nun auf das dritte Programm übertragen werden. Rückzahlungen hat Griechenland aus dem zweiten Programm bisher keine geleistet. Die Laufzeit der EFSF-Kredite beträgt inzwischen im Durchschnitt 32,5 Jahre.
DAS DRITTE GRIECHENLAND-PROGRAMM
Das dritte Griechenland-Programm soll, wie schon die Hilfen für Zypern und für Spanien, über den auf Dauer angelegten Euro-Rettungsfonds ESM laufen. Es soll einen Finanzbedarf Griechenlands von 91,7 Milliarden Euro für drei Jahre abdecken. 6,2 Milliarden Euro davon soll das Land selbst aus dem Verkauf von Staatsbesitz decken. Damit bleiben für die europäischen Partner und - was noch offen ist - gegebenenfalls den IWF 85,5 Milliarden Euro an Hilfen. Ob und je nach dem, in welcher Höhe sich der in Washington ansässige Fonds an dem neuen Programm beteiligt, sinkt der Anteil der Europäer. Entscheiden will der IWF darüber im Herbst. Überträgt der Fonds beispielsweise aus seinem abgebrochenen zweiten Programm die verbleibenden 16 bis 17 Milliarden Euro auf das neue, kämen die Euro-Länder auf eine Kredithilfe von rund 70 Milliarden Euro.