Antisemitische Schmierereien gegen jüdische Unternehmer in Rom
Die Schmierereien mit Hakenkreuzen in Rom erinnern an den Aufruf "Kauft nicht bei Juden!" der Nationalsozialisten in Deutschland, ab 1. April 1933 jüdische Geschäfte zu boykottieren. An 70 Häusern in Rom wurde eine "Schwarze Liste" mit Namen und Adressen von Geschäften und Unternehmen plakatiert. Die Verhandlungen im Gaza-Konflikt drohen indes zu platzen. Es wird weiter geschossen.

Rom/Gaza. Plakate mit Appellen zum Boykott jüdischer Geschäfte, Unternehmen, Restaurants und Hotels sorgen für Empörung in Rom. Unbekannte haben die Wände von mehreren Gebäuden mit einer "Schwarzen Liste" von Geschäften in jüdischer Hand plakatiert, die boykottiert werden sollten.
Dabei wurden genau Name und Adresse der Shops und Unternehmen veröffentlicht. "Jedes Unternehmen in jüdischem Besitz zahlt Israel einen Prozentsatz seines Umsatzes für den Erwerb von Waffen, die dazu dienen, diejenigen zu töten, die in ihrer Heimat leben wollen", hieß es auf den Plakaten. Darauf wird aufgefordert, "das Massaker des palästinensischen Volkes zu stoppen".
Unbekannte hatten bereits vor zehn Tagen die Wände von mehreren Gebäuden in Rom mit antisemitischen Parolen, Hakenkreuzen und pro-palästinensischen Slogans verunstaltet. Vor allem Geschäfte jüdischer Kaufleute gerieten ins Visier der Täter. Insgesamt wurden 70 Schmierereien gezählt.
Der römische Bürgermeister Ignazio Marino ordnete die Säuberung der beschmierten Mauern an. Die jüdische Gemeinschaft warnte vor eine Klima der Intoleranz, das eine Gefahr für das demokratische Leben darstelle. Premier Matteo Renzi drückte dem Präsidenten der jüdischen Gemeinschaft in Italien, Riccardo Pacifici, seine Solidarität aus.
Verhandlungen droht Abbruch
Bei den Bemühungen um eine Entschärfung des Gaza-Konflikts zeichnet sich kein Durchbruch ab. Der Leiter der palästinensischen Delegation bei Gesprächen in Kairo drohte am Sonntag mit der Abreise, sollte Israels Delegation nicht zurückkommen. Israel dürfe dabei keine Bedingungen stellen, sagte Azzam al-Ahmad der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa.
Israel will nicht in Kairo über eine Waffenruhe mit den militanten Palästinensern verhandeln, solange die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen andauern. Nach einer ruhigen Nacht feuerten militante Palästinenser am Sonntag in der Früh erneut drei Raketen auf Israel ab. Zwei seien in der Nähe des Ortes Kerem Shalom eingeschlagen, sagte eine Armeesprecherin in Tel Aviv. Dort gibt es einen Grenzübergang, der zum Warentransport dient. Ein weiteres Geschoß sei bei Kissufim eingeschlagen.
Angriffe gegen weiter
Auch die israelische Luftwaffe setzte in der Nacht auf Sonntag ihre Angriffe im Gazastreifen fort, ein Palästinenser wurde dabei getötet. Es seien 17 Ziele bombardiert worden, bestätigte die Sprecherin in Tel Aviv. Seit dem Ende der Feuerpause am Freitag seien es 150 Ziele gewesen.
Moussa (Mussa) Abu Marzuk, ein ranghoher Funktionär der radikal-islamischen Hamas, warf Israel mangelnde Ernsthaftigkeit bei den Bemühungen um eine dauerhafte Waffenruhe vor. "Wir werden nicht mehr lange bleiben, wenn es keine ernsthaften Verhandlungen gibt", sagte er der palästinensischen Zeitung "Al-Quds" am Samstagabend. Die kommenden 24 Stunden seien entscheidend, sagte Abu Marzuk.
Delegationsleiter Ahmad wollte am Sonntag den ägyptischen Geheimdienstchef General Mohammed Farid al-Tohami treffen. Die Palästinenser fordern unter anderem eine Aufhebung der Blockade des Gazastreifens durch Israel und Ägypten sowie die Freilassung von Häftlingen.
Nach Ablauf einer dreitägigen Feuerpause hatten die militanten Palästinenser am Freitag den Raketenbeschuss auf Israel wieder aufgenommen. Israel zog daraufhin seine Verhandlungsdelegation aus Kairo ab und bombardierte als Antwort auf die Raketenangriffe Ziele im Gazastreifen.
Deutschland, Frankreich und Großbritannien zeigten sich sehr besorgt über das Wiederaufflammen der Gewalt im Gazastreifen. "Wir rufen beide Seiten auf, unverzüglich zur Waffenruhe zurückzukehren", hieß es am Samstag in einer gemeinsamen Erklärung ihrer Außenminister. Auch US-Präsident Barack Obama und der britische Premier David Cameron forderten nach einem Telefongespräch eine Waffenruhe.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als einem Monat sind nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums mehr als 1.900 Palästinenser getötet und knapp 10.000 verletzt worden. Auf der israelischen Seite starben 64 Soldaten und drei Zivilisten, mehr als 500 Menschen wurden verletzt.