Frank Stronach schickt das Team Stronach in die Wüste

Frank Stronach schickt das Team Stronach in die Wüste

Es hätte eine weltweite Erfolgsgeschichte werden sollen, geworden ist daraus eine rein österreichische, innenpolitische Fußnote: Nur fünf Jahre nach seiner Gründung ist das Team Stronach des Magna-Gründers Frank Stronach wieder Geschichte. Dabei wollte der nach Kanada ausgewanderte und als Unternehmer zum Milliardär gewordene Steirer eigentlich Bundeskanzler werden und mit seinem Team die bestimmende Kraft in Österreich werden.

Im September 2012 hatte Stronach sein Team, das "Team Stronach" (TS) offiziell präsentiert und sich die politische Messlatte für die ein Jahr später anstehenden Nationalratswahlen sehr hoch gelegt. 20 bis 30 Prozent wolle er dabei erreichen. "Der 27. September 2012, da bin ich sicher, das ist ein sehr wichtiger Tag, der in die Geschichte Österreichs eingehen wird und der auch in die Geschichte der Welt eingehen wird", sagte der Unternehmer - als Politiker wollte er sich selber nicht bezeichnen - damals siegessicher.

Politische Mitstreiter lotste der Milliardär aus den hinteren Reihen etablierter Parteien mit großzügigen finanziellen Zuwendungen in sein Fahrwasser. Kritiker meinten daher schon damals, der Klubstatus im Nationalrat wäre lediglich erkauft.

Bescheidene Wahlerfolge

Bei der Landtagswahl in Kärnten erreichte der für das TS als Spitzenkandidat ins Rennen gegangene - und später wegen Amtsmissbrauchs zu sieben Monaten bedingter Haft verurteilte - Gerhard Köfer im März 2013 immerhin respektable 11,18 Prozent. In Niederösterreich kam Stronach kurz darauf selbst als Spitzenkandidat auf 9,84 Prozent, sein Mandat nahm er aber nicht an. Der Milliardär hatte schließlich größeres im Sinn.

Die ersten beiden Achtungserfolge sollten aber die größten bleiben, die die junge Fraktion je erreichen würde. Mit mitunter sehr schrullig bis skurrilen Aussagen und öffentlichen Auftritten - auch im Fernsehen - ramponierte Stronach seine eigene Partei und demontierte die Wählergunst nachhaltig. Mit 5,7 Prozent der Stimmen gelang dem TS im Herbst 2013 gerade noch der Sprung in den Nationalrat, was dem als Unternehmer erfolgsverwöhnten Senior sichtlich schlecht schmeckte.

Selbstzerfleischung und Auflösung

Das Team Stronach wurde danach zu einem zerstrittenen Haufen. Die Klubchefs im Nationalrat wurden binnen vier Jahren drei Mal ausgetauscht, die ÖVP machte das, was Stronach zuvor getan hatte und fischte beim TS wechselwillige Mandatare ab. Darunter auch Frank Stronachs bis dahin engste politische Vertraute Kathrin Nachbaur. Am Ende sollten nur mehr sechs Mandatare im Nationalrat sitzen, darunter die ehemalige Miss World Ulla Weigerstorfer.

Der Unmut wurde lauter, selbst mit Rücktrittforderungen der eigenen Leute sah sich der Parteigründer konfrontiert. Stronach reagierte mit permanentem Liebesentzug, was in seinem Fall bedeutete, dass er den Geldhahn abdrehte. Die nun von Klubchef Robert Lugar erklärte Auflösung der Partei und der Verzicht auf die erneute Kandidatur im Herbst sind bloß die letzten Konsequenzen eines gescheiterten, über-ehrgeizigen Projekts, die den Wählern bei der Nationalratswahl 2017 zu denken geben sollten. "Mir liegt Österreich sehr am Herzen, aber ich habe ein gewisses Alter", hatte der mittlerweile 84-jährige Stronach schon vor einem Jahr erklärt. Das war allerdings auch 2013 schon offensichtlich.

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