Neonicotinoide - NGOs begrüßen Verbot, Insektizid-Hersteller warnen
Wien (APA) - Global 2000 und Greenpeace haben am Montag die Ankündigung von Umwelt- und Agrarministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) begrüßt, dem EU-weiten Verbot dreier Neonicotinoide zuzustimmen. "Die Probleme der österreichischen Rübenbauern sind ernst zu nehmen", sagte Helmut Burtscher von Global 2000, nachdem Köstinger am Sonntag vor den Auswirkungen des Verbots auf deren Produkt gewarnt hatte.
Umwelt und Landwirtschaft dürften niemals gegeneinander ausgespielt werden, stellte Burtscher fest. Er wies darauf hin, dass die Probleme auf die niedrigen Weltmarktpreise und die Abschaffung der Zuckerquote zurückgehen. Die Insektizid-Hersteller wiesen hingegen auf eine steigende Import-Abhängigkeit als Folge eines Verbots von Neonics hin. Dadurch "sinken die Erträge der EU-Landwirtschaft und die Importe aus Ländern mit niedrigeren Standards in der landwirtschaftlichen Produktion steigen", sagte Christian Stockmar, Obmann der IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP). Die würde etwa bei Mais, Raps und Kartoffeln der Fall sein.
Was die Zuckerrübe betrifft, so sinke bei einem Neonic-Verbot die Wirtschaftlichkeit, weshalb mit einem dramatischen Sinken der Anbaufläche zu rechnen ist. "Gehen die Neonicotinoide als Beizmittel verloren, fehlt der Rübe vor allem in der sensiblen Wachstumsphase der notwendige Schutz gegen Schädlinge", argumentierte Stockmar. Der Befall mit dem Rübenrüsselkäfer, gegen den es gegen den es keine effiziente und nachhaltige Alternative gebe, sei heuer etwa derart massiv, dass man in einzelnen Regionen ohne entsprechende Pflanzenschutzmittel und ohne gebeiztes Saatgut wahrscheinlich einen Totalausfall zu beklagen hätte.
Die Landwirtschaft brauche keine Neonicotinoide, lautet hingegen die Sichtweise der Umweltschutzorganisation Greenpeace. Dass es auch bei Zuckerrüben möglich sei, ohne die Gifte anzubauen, beweise der erfolgreiche Anbau von Bio-Zucker in Österreich, der ganz ohne chemisch-synthetische Pestizide auskomme, so die Aussage von dem Agrarsprecher der NGO, Sebastian Theissing-Matei.
Konträr zu den Pestizidherstellern ist auch die Sichtweise von Global 2000, denn ein Neonicotinoid-Verbot allein sei noch nicht ausreichend, um das Bienen- und Insektensterben zu stoppen, sondern nur ein erster Schritt. "Wir brauchen für Österreich einen Bienenaktionsplan mit einem Bündel von Maßnahmen", sagte Burtscher. Anreize für eine bienenschonende Bewirtschaftung von Acker und Grünland" seien dabei zentral und sollten unter Einbindung der Landwirte erfolgen. Man arbeite mit diesen in verschiedenen Bereichen seit Jahren konstruktiv an derartigen Lösungen und nehme die Einladung der Ministerin zu einem Krisengipfel gerne an.
Im Dezember 2013 wurde der Einsatz der Neonics Imidacloprid, Clothianidin, Thiamethoxam EU-weit beschränkt, ihr Einsatz in Österreich bereits mit Oktober zum Teil untersagt. Grundlage für den Vorschlag der EU-Kommission, das Verbot nun auf nicht Bienen-attraktive Pflanzen und Saatgut auszuweiten, ist eine Risikoanalyse der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), die Neonicotinoide für bienengefährlich hält. Die Abstimmung erfolgt am 27. April.