Klimastrategie - Experten fordern ambitioniertere CO2-Reduktionsziele
Wien (APA) - Höhere CO2-Reduktionen und eine klare Verantwortlichkeiten für Bund und Länder haben am Montag Experten des Climate Change Center Austria (CCCA) im Zuge des Konsultationsprozesses zur Klima- und Energiestrategie eingefordert. Das laut CCCA-Obmann "Sprachrohr der österreichischen Klimaforschung" äußerte zudem Zweifel an der Vereinbarkeit des Staatsziels Wirtschaftsstandort mit dem Umweltschutz.
Der Entwurf selbst würde zwar richtige Ziele beinhalten, erläuterte Karl Steininger, Klima-Ökonom der Uni Graz. Man fühle sich, was das Ambitionsniveau der Emissionsreduktion betrifft, aber verpflichtet, erneut darauf hinzuweisen, dass die EU-2030-Ziele insgesamt nicht ausreichend sind, um die Pariser Ziele zu erreichen, hieß es in der heute vorgestellten Stellungnahme an die Bundesregierung. Die EU-Vorgabe an Österreich, die CO2-Emissionen um 36 Prozent gegenüber 2005 reichte daher ebenfalls nicht aus, ergänzte Gottfried Kirchengast vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel (WEGC). Stattdessen wären mindestens 42 Prozent notwendig, und 90 Prozent bis 2050. Das Bekenntnis zu den Pariser Klimazielen sei in dem Entwurf "zu lose" ausgefallen, stellte der Klimaphysiker fest.
Im Vergleich mit den anderen 27 EU-Staaten ist der heimische Status jedenfalls eindeutig ein schlechter: In Österreich hat demnach der CO2-Ausstoß im Zeitraum von 1990 bis 1999 im Schnitt jährlich 79,7 Millionen Tonnen ausgemacht. Damit erreichte man ähnliche Werte wie Dänemark (77,8) oder Ungarn (79,5). Doch während diese beiden Staaten dann in den Jahren 2010 bis 2016 eine Reduktion von minus 31 bzw. minus 23 Prozent erreichen konnten, stieg der Ausstoß in Österreich hingegen noch um ein Prozent an. Damit befinde man sich auch fernab vom EU-Schnitt, der ein Minus von 16 Prozent aufweist, verwies Kirchengast auf aktuelle WEGC-Zahlen. Bei der für die Zukunft anvisierten Reduktion brauche es nun ein laufendes Monitoring, das anders als bisher auf einer Treibhausgasbilanz basiert, die konjunkturell und um die Heizgradtage bereinigt ist und somit Transparenz verspricht.
Was die rechtliche Basis, also das Klimaschutzgesetz betrifft, so forderte die CCCA-Rechtsexpertin Eva Schulev-Steindl, dass dieses ebenfalls bereits das Jahr 2050 statt nur 2030 anpeilt, wie dies etwa in Deutschland und Schweden bereits der Fall sei. Auch fehle im aktuellen Klimaschutzgesetz ein umfassender Verantwortungsmechanismus zwischen Bund und Ländern. Und was das Staatsziel Wirtschaftsstandort betrifft, so würde dieses laut Schulev-Steindl den "Umweltschutz ausheben oder neutralisieren". Dies sei aus der Sicht des 28 heimische Wissenschaftsinstitutionen umfassenden Netzwerks nicht adäquat, denn "Wirtschaftswachstum soll in eine nachhaltige Entwicklung eingebettet sein". Mehr Wohlstand könne man damit generieren, wenn man über die Mindeststandards beim Klimaschutz gehen würde, ergänzte der Physiker Kirchengast.
(S E R V I C E - Die CCCA-Stellungnahme zum Entwurf der Klima- und Energiestrategie: http://go.apa.at/Y2by79Xn)