Der Nationalbank geht der Jobabbau in Banken viel zu langsam
Wien (APA) - In Österreich bauen die Banken Jobs ab, aber weniger stark als ihre europäische Konkurrenz und deutlich weniger als Wifo-Studien und Notenbankexperten es vorhergesagt haben. 2015 war erwartet worden, dass in Österreich binnen vier oder fünf Jahren ein Drittel aller Bankjobs, also rund 25.000, dem Rotstift zum Opfer fallen würden. Bisher traf es erst einen Bruchteil.
Unterm Strich sind, weil größeren Streichungen in einzelnen Häusern Personalaufbau in anderen Banken gegenüberstand, in den vergangenen zwei Jahren lediglich 1.300 Bankarbeitsplätze im Inland weggefallen, berichtete der Vizegouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Andreas Ittner, im Klub der Wirtschaftspublizisten. Härtere Schnitte bleiben ihnen nicht erspart. "Es muss den Mitarbeiterabbau geben." Der Strukturwandel gehe hierzulande erst sehr langsam. In Österreich seien die Kosten der Banken im Vergleich mit Banken in anderen Ländern nach wie vor zu hoch. Man müsse daher an dieser Schraube drehen.
In den heimischen Banken waren Ende des Vorjahres rund 73.700 Leute beschäftigt. In den zehn Jahren seit Ausbruch der Finanzkrise (2007) bis Ende 2016 haben die österreichischen Institute 6 Prozent der Jobs gestrichen, weniger als halb so viel wie im EU-Schnitt. Nur Frankreich habe unter den Euroländern noch weniger Stellen eingespart, sagte Ittner. Der Europa-Schnitt war allerdings auch von dramatischen Einschnitten in Griechenland, Spanien oder Irland geprägt, wo jeweils mehr als 30 Prozent der Bankangestellten ihre Arbeitsplätze verloren haben.
Ittner meint, dass die österreichischen Banken das momentan gute Konjunkturumfeld nützen müssten, ihre Geschäftsmodelle anzupassen, schneller zu agieren und veraltete IT-Strukturen zu erneuern. Die Institute bräuchten ein Fitnessprogramm und nachhaltige Ergebnisse. Digitalisierung und neue Konkurrenten brächten die größten Umwälzungen seit Jahrzehnten mit sich. Und die Kreditrisikokosten, die 2017 die Gewinne spürbar steigen ließ, würden nicht so niedrig bleiben. Im Aufschwung würden nämlich jene Risiken eingekauft, die in schlechten Zeiten wertzuberichtigen seien.
Nach vorläufigen Zahlen haben die heimischen Kreditinstitute 2017 einen Jahresgewinn (konsolidiert) von rund 6,6 Mrd. Euro ausgewiesen, rund 1,6 Milliarden Euro mehr als im Jahr davor. Profitiert haben die großen Häuser von den Osttöchtern. Es gab weniger faule Kredite, es konnten Kreditwertberichtigungen aufgelöst werden, für Beteiligungen gab es erstmals seit langem wieder Zuschreibungen statt Abschreibungen, und auch von einem großen Teil der österreichischen Bankenabgabe haben sich die Institute schon über Einmalzahlungen freigekauft. Auffallend war, dass die Provisionsergebnisse mittlerweile schon halb so hoch waren wie die Zinsergebnisse.
Mit 6,6 Mrd. Euro Jahresgewinn liegt die Branche jetzt wieder nahezu auf Vorkrisenniveau: 2007 waren es 6,8 Mrd. Euro gewesen. Ihr Kapital haben die Institute signifikant gestärkt, die harte Kernkapitalquote wurde seither von 8,1 auf im Schnitt 15,1 Prozent nahezu verdoppelt. Die Banken dürfen hier nicht nachlassen, sagt die Notenbank, einige seien da noch mehr gefordert, um im Ernstfall Engpässe zu vermeiden. Um die Kapitalpolster gefüllt zu halten, wäre aus Sicht der Notenbanker auch eine vorsichtige Dividendenpolitik angebracht.
Krisen halten die Häuser in Summe jetzt besser aus: Eine Simulation ergab, dass die Banken in Österreich in einem zweijährigen Stressszenario, das der Krise 2008 "nachempfunden" war, immer noch mit 12 Prozent Kernkapital aussteigen würden.