Credit Suisse mit bestem Jahresstart seit 2015
Zürich (APA/Reuters) - Nach einem über zweijährigen Konzernumbau nimmt die Credit Suisse (CS) Fahrt auf. Die zweitgrößte Schweizer Bank verbuchte zum Jahresstart 2018 das beste Quartalsergebnis seit dem Amtsantritt von Konzernchef Tidjane Thiam im Sommer 2015. Für Credit Suisse zahlt sich damit der radikale Schwenk von einer Investmentbank hin zu einem Vermögensverwalter für reiche Privatkunden aus.
"Wir reiten auf dem langfristigen Trend des weltweit zunehmenden Reichtums", sagte Thiam am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Die Credit Suisse lässt damit die Deutsche Bank alt aussehen, die ungefähr gleichzeitig eine Restrukturierung startete, jetzt bei der Strategie aber wohl erneut nachjustieren muss.
Im Startquartal 2018 steigerte Credit Suisse den Gewinn um 16 Prozent auf 694 Mio. Franken (581 Mio. Euro). Vor allem in der Vermögensverwaltung lief es rund. In dem Geschäft sammelte die Bank 14,4 Mrd. Franken an neuen Geldern ein und verwaltet nun rekordhohe 776 Mrd. Franken. Aufs Jahr hochgerechnet belief sich die Neugeld-Wachstumsrate damit auf sieben Prozent, doppelt so viel wie beim Marktführer UBS. "Wir glauben, dass das die beste Performance der Branche ist", sagte Thiam. 70 Prozent des Neugelds kommen von Superreichen. Die Bank hat vor allem Unternehmer in Schwellenländern wie Asien im Visier. Um ihre Bedürfnisse abzudecken, hat die Bank ihre Vermögensverwaltung eng mit dem Kapitalmarkt-Beratungsgeschäft verzahnt. Wenn etwa ein Unternehmer seine Firma mit Hilfe der Credit Suisse an die Börse bringt setzt die Bank darauf, das mit der Transaktion erlöste Geld weiter zu verwalten.
Das über den Erwartungen liegende Zwischenergebnis überzeugte auch die Anleger, die Aktie kletterte um vier Prozent. "Credit Suisse dürfte 2018 die Früchte des umfassenden Restrukturierungsprogramms ernten können", erklärte Baader-Helvea-Analyst Tomasz Grzelak.
Im Kapitalmarkt-Beratungsgeschäft tat sich die Bank im ersten Quartal dagegen schwer. Mit Fusionen, Börsengängen und anderen Wertpapier-Platzierungen verdiente das Institut um 60 Prozent weniger. Die Nervosität der Anleger in Zusammenhang mit dem drohenden Handelsstreit vereitelte Börsengänge und kostete Credit Suisse damit Gebühren-Einnahmen. Ein Teil der Transaktionen sei allerdings nur auf das zweite Quartal verschoben worden, hieß es. Im Aktien-Handel hinkte das Zürcher Institut zudem den großen US-Häusern hinterher.
Der Handel hat bei Credit Suisse ohnehin deutlich an Bedeutung verloren. Denn Thiams Ende 2015 formulierte Strategie zielt darauf ab, dieses riskante und stark schwankende Geschäft zu reduzieren. Seither hat sich die Bank aus Bereichen zurückgezogen und Tausende von Stellen gestrichen. Erwirtschaftete das Institut vor drei Jahren noch fast 60 Prozent des Ergebnisses im Handel, ist dieser Anteil nun auf ein Fünftel gesunken. Stattdessen verdient die Vermögensverwaltung inzwischen deutlich mehr. "Wie zogen aus, den Schwerpunkt der Gruppe völlig zu verlagern", sagte Thiam. "Heute sind wir sehr zufrieden, dass wir diese Verlagerung bewerkstelligt haben."
Im Gegensatz dazu ist die Deutsche Bank immer noch stark vom Investmentbanking und insbesondere vom Handel mit Rohstoffen, Anleihen, Aktien und Devisen abhängig. Allerdings sind die Frankfurter hier wie alle europäischen Häuser deutlich hinter die US-Häuser zurückgefallen. So mehren sich inzwischen Stimmen, die das Deutsche-Bank-Geschäftsmodell "Universalbank mit Kapitalmarktgeschäft" in Zweifel ziehen.
Am Ziel ist auch die Credit Suisse noch nicht, die Sanierung läuft noch bis zum Jahresende weiter. Bis 2020 peilt die Bank dann eine Gewinnsteigerung auf fünf bis 5,5 Mrd. Franken an. Dies entspricht einer Eigenkapitalrendite von elf bis zwölf Prozent, gegenwärtig liegt der Konzern bei 7,6 Prozent. Neben dem Wachstum des Vermögensverwaltungsgeschäfts und weiteren Kostensenkungen sollen die Verbesserungen von tieferen Finanzierungskosten und dem Ausstieg aus verlustbringenden Aktivitäten kommen.