Abschreibung auf Türkei-Tochter belastet UniCredit-Bilanz

Wien/Mailand (APA/dpa-AFX/Reuters) - Eine teure Abschreibung auf das Türkei-Geschäft von knapp 850 Mio. Euro hat die italienische Bank Austria-Mutter UniCredit im dritten Quartal fast in die roten Zahlen gedrückt. Außerdem musste die Mailänder Großbank auch wegen der schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen des Landes bei den Ertragszielen für das laufende und kommende Jahr zurückrudern.

Zudem werde heuer und 2019 nicht ganz so viel Kapital aufgebaut wie zuletzt noch erhofft, teilte die UniCredit am Donnerstag in Mailand mit. Zumindest beim Gewinn bleibt die Bank auf Kurs - dank der Kosteneinsparungen bestätigte das Geldhaus hier das Ziel eines Gewinns von 4,7 Milliarden Euro im kommenden Jahr. Um dieses Gewinnziel aber trotz unerwartet niedriger Erträge und des herausfordernden Umfelds zu erreichen, will UniCredit die Einsparungen um 200 Mio. Euro erhöhen.

Im dritten Quartal belastete heuer eine Abschreibung auf die 2005 erworbene Türkei-Beteiligung Yapi Kredi in Höhe von rund 850 Millionen Euro. Auch mit Kapital musste die Türkei-Tochter versorgt werden.

An der Börse wurden die UniCredit aber erst einmal für die gekappten Ertrags- und Kapitalprognosen sowie das Quartalsergebnis abgestraft. Die wegen der Wirtschaftskrise des Landes ohnehin seit Monaten unter Druck stehende Aktie gab 4 Prozent ab. Auf das Jahr gesehen summieren sich die Kursverluste auf fast 30 Prozent.

Zwischen Juli und Ende September verdiente die UniCredit 29 Mio. Euro und blieb damit knapp über der Nulllinie. Vor einem Jahr hatte die Bank noch einen Gewinn von 2,8 Mrd. Euro verbucht - damals konnte die UniCredit allerdings auch einen hohen Erlös aus dem Verkauf einer Sparte verbuchen.

Die Mailänder mussten die Türkei-Beteiligung in den vergangenen Monaten mit Kapital versorgen, nachdem der Lira-Verfall und die wirtschaftlichen Probleme in der Türkei für Probleme gesorgt hatten. Yapi ressortiert seit der Übertragung der Ostbanken von der Bank Austria direkt zur UniCredit. Vorher war die Bank in Wien für die Gruppe auch für das Türkeigeschäft zuständig gewesen.

Bankchef Jean Pierre Mustier bekannte sich am Donnerstag zu dem Engagement in der Türkei, er würde weiteres Kapital nachschießen, sofern das notwendig ist. Bereinigt um Sondereffekte sei der Gewinn der Bank im dritten Quartal ebenso wie die Erträge gestiegen.

Mustiers Kurs wurde an der Börse lange Zeit honoriert. So konnte sich das Papier bis zum Frühjahr dieses Jahres deutlich von den Rückschlägen seit der Finanzkrise erholen. Bis dahin konnte Mustier ein Kursplus von mehr als 100 Prozent in seiner Amtszeit verbuchen. Doch seit dem Frühjahr muss die Aktie wegen der Schuldenkrise des Landes sowie der Furcht vor hohen Abschreibungen auf italienische Staatsanleihen wieder deutlich Federn lassen. Die UniCredit gehört am Kapitalmarkt zu den größten Verlierern der Finanzkrise. Seit Mitte 2008 gab der Kurs fast 90 Prozent nach.

In Österreich hat die UniCredit-Tochter Bank Austria ihre Kostenquote heuer bis zum Herbst spürbar gedrückt. Im dritten Quartal 2018 kam die Österreich-Bank beim Verhältnis der Kosten zu den Erträgen mit 59,5 Prozent unter die 60-Prozent-Schwelle. Unterm Strich weist UniCredit für die Bank in Österreich für das Berichtsquartal und auch nach neun Monaten weniger Gewinn aus. Voriges Jahr hatten zu dieser Zeit allerdings Sondererlöse aus Immobilienverkäufen das österreichische Ergebnis gepusht.

In der UniCredit-Neunmonatsbilanz steht für die Österreich-Division ein Nettogewinn von 333 Mio. Euro, ein Rückgang um 29,3 Prozent. Der Betriebsgewinn war um 9,4 Prozent höher. Im 3. Quartal lag das Nettoergebnis der Österreich-Einheit mit 124 Mio. Euro um fast 35 Prozent unter dem Vergleichsquartalswert von 2017.

Immobilien: Wo Preise am besten verhandelt werden können
Immobilien: Wo Preise am besten verhandelt werden können

In welchen Bezirken in Österreich Käufer von Wohnungen und …