Türkische Zentralbank rührt Leitzins vor Stichwahl nicht an
Türkische Zentralbank rührt Leitzins vor Stichwahl nicht an
Die türkische Zentralbank hat ihre Zinsen kurz vor der mit Spannung erwarten Stichwahl um das Präsidentenamt trotz hoher Inflation nicht angehoben. Der Leitzins wurde bei 8,5 Prozent belassen. Sie hatten ihn im Vorjahr von 14,0 auf 9,0 Prozent gesenkt. Im Februar ging es dann nach dem verheerenden Erdbeben im Land noch einmal um 0,5 Prozentpunkte auf das aktuelle Niveau nach unten, um Konjunktur und Beschäftigung zu stützen.
Die Zentralbank kündigte an, der Schaffung günstiger finanzieller Konditionen Vorrang einzuräumen, um die ökonomischen Folgen der Katastrophe zu minimieren. "Es zeichnet sich ab, dass das Erdbeben mittelfristig keine dauerhaften Auswirkungen auf die Leistung der türkischen Wirtschaft haben wird", erklärten die Währungshüter zugleich.
Allerdings hat die vergleichsweise lockere Geldpolitik nach Einschätzung von Ökonomen erhebliche Nebenwirkungen, während weltweit die großen Notenbanken ihre Zinsen deutlich heraufgesetzt haben im Kampf gegen die Inflation. Die Landeswährung Lira hat dadurch drastisch abgewertet - um fast 80 Prozent zum Dollar binnen fünf Jahren. Das wiederum verschärft das Inflationsproblem, da die Türkei viele Waren und Rohstoffe importieren muss, die durch die schwache Lira teurer werden. Die Inflationsrate war im vergangenen Jahr bis auf 85 Prozent gestiegen, aktuell beträgt sie knapp 44 Prozent.
Hinter dem Kurs der Notenbank steht Präsident Recep Tayyip Erdogan, der sich selbst als "Zinsfeind" bezeichnet und mit billigem Geld die Wirtschaft anschieben will.