EZB-Währungshüter wägen Kurs nach der Zinswende ab
Volkswirte erwarten für 2022 eine Teuerungsrate im Euroraum von 5,1 Prozent
EZB-Währungshüter wägen Kurs nach der Zinswende ab
Angesichts des Ukraine-Krieges muss die EZB laut Chefökonom Philip Lane nach einer möglichen Zinswende im Sommer im Herbst flexibel über den weiteren Kurs entscheiden. Was dann komme, sei von der "Lage der Dinge" abhängig, sagte der Ire. Die Unsicherheit wegen des bewaffneten Konflikts in Osteuropa und die damit verbundene Ungewissheit über die weitere Entwicklung der Inflation erforderten von der EZB "Optionalität, Flexibilität und stufenweises Vorgehen".
Zugleich betonte Lane, dass sich die Inflation trotz der derzeitigen Rekordmarke von 7,4 Prozent im Euroraum mittelfristig wohl auf das von der EZB angestrebte Niveau von 2,0 Prozent zubewege. Die Volkswirte der Zentralbank erwarten für 2022 eine Teuerungsrate im Euroraum von 5,1 Prozent. 2023 soll sie bei 2,1 Prozent liegen und 2024 dann auf 1,9 Prozent nachgeben.
Laut EZB-Chefin Christine Lagarde dürften Negativzinsen bis Ende des dritten Quartals wohl Geschichte sein und weitere Anhebungen folgen. Der Einlagensatz der EZB liegt derzeit bei minus 0,5 Prozent. Dies bedeutet, dass die Banken Gebühren für das Parken von Bargeld bei der Zentralbank zahlen müssen.
In der Führungsetage der EZB wird kontrovers darüber diskutiert, wie stark die Zinszügel im Zuge der geldpolitischen Normalisierung angezogen werden sollten. EZB-Direktor Fabio Panetta wandte sich gegen das von Lagarde in einem Blog skizzierte Szenario von Zinsschritten in Richtung eines neutralen Niveaus, das die Wirtschaft weder bremse noch anschiebe. "Normal bedeutet nicht neutral", sagte Panetta dazu. Der niederländische Notenbankchef Klaas Knot sagte auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, er stehe inhaltlich voll hinter dem, was Lagarde in dem Blog skizziert habe.