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Erneuerbare Energie: Gasverband verbreitet Fehlinformationen

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Erneuerbaren-Verband: Gebäudesanierungen wären "Ohnehin-Kosten"
©APA/APA/dpa/Andreas Arnold
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Mit seiner Kritik am geplanten Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG) hat der Fachverband der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmen (FGW) für Aufregung und Ärger gesorgt: Martina Prechtl-Grundnig, Geschäftsführerin des Dachverbandes Erneuerbare Energie Österreich, wirft FGW-Geschäftsführer Michael Mock vor, mit Fehlinformationen "das so dringend zu beschließende Erneuerbare-Wärme-Gesetz zu einem Schreckgespenst zu verzerren".

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Mit seiner Kritik am geplanten Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG) hat der Fachverband der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmen (FGW) für Aufregung und Ärger gesorgt: Martina Prechtl-Grundnig, Geschäftsführerin des Dachverbandes Erneuerbare Energie Österreich, wirft FGW-Geschäftsführer Michael Mock vor, mit Fehlinformationen "das so dringend zu beschließende Erneuerbare-Wärme-Gesetz zu einem Schreckgespenst zu verzerren".

Von hohen volkswirtschaftlichen Kosten der Wärmewende und Technologieverboten, die das Erneuerbare-Wärme-Gesetz mit sich bringen würde, kann nach Ansicht von Prechtl-Grundnig nämlich keine Rede sein. Dem Vertreter der Gasbranche dürfte der Text des seit über einem Jahr fertig ausverhandelten Gesetzes nicht bekannt sein, "denn anders lässt sich nicht erklären, weshalb Mock derart falsch daraus zitiert", meinte sie in einer Stellungnahme gegenüber der APA.

Dass das Gesetz fertig ausverhandelt sei, sehen ÖVP und Grüne aber anders. ÖVP-Energiesprecherin Tanja Graf hatte vor kurzem im "Kurier" erklärt, "das Gesetz wurde von der Struktur her falsch aufgebaut, da hat man nicht alles mitgedacht". Nun wird wieder zwischen den Regierungsparteien verhandelt. "Im März waren wir fast schon so weit", sagte der grüne Energiesprecher Lukas Hammer zur APA. Die Einigung sei dann aber an der SPÖ gescheitert. Es gebe zwar die Regierungsvorlage, "am Ende des Tages brauchen wir ein Paket, auf das sich alle drei Parteien einigen können".

Jedenfalls sehe der bisher bekannte Entwurf kein Totalverbot von Gasheizungen vor, betont Prechtl-Grundnig. "Gasheizungen dürfen laut EWG auch nach 2040 weiter mit gasförmigen erneuerbaren Brennstoffen betrieben werden, also wenn es sich nicht um einen fossilen Brennstoff, also um Erdgas, handelt." Ebenso sei es eine Fehlinformation, dass der Ausstieg aus Gasheizungen 80 Miliarden Euro kosten würde. Bei der Zahl handle es sich nicht nur um Kosten des Ausstiegs aus Gasheizungen, darin enthalten seien auch sämtliche Investitionen in die Sanierung und den Erhalt der alten Gebäudesubstanz.

"Diese Gesamtkosten für die Erhaltung eines Gebäudes allein dem Ausstieg aus Gas umzuhängen, ist ähnlich 'seriös', als würde man für die Umstellung auf Elektro-Mobilität auch die Kosten für die Erhaltung der Straßen (sogenannte "Ohnehin-Kosten") der Elektromobilität alleine umhängen", zeigt sich Prechtl-Grundnig verärgert. Von den genannten 80 Mrd. seien nur 20 Mrd. Euro Kosten, die nicht ohnehin durch periodische Heizungsumstellungen und Sanierungen der Gebäudehülle anfallen.

Eine Studie des Instituts für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW) quantifiziere die Kosten der vollständigen Heizungsumrüstung in Wohn- und Dienstleistungsgebäuden bis 2040 mit voraussichtlich 34 Mrd. Euro, durchschnittlich also 1,7 Mrd. Euro pro Jahr. Die über die ohnehin anstehenden Heizungstäusche und Umrüstungen hinausgehenden Kosten würden davon 30 bis 40 Prozent ausmachen, also 10 bis 14 Mrd. Euro. Der Produktionswert für die Wohngebäudesanierung in Österreich habe 2021 vergleichsweise 6,8 Mrd. Euro ausgemacht.

Beim Versprechen des Grünen Gases für alle Haushalte blende der FGW einfach aus, dass Grüngas ganz dringend für Bereiche benötigt werde, wo es nicht so leicht und effizient durch Alternativen ersetzt werden könne wie im Raumwärmebereich - etwa für die Industrie, wo man Gas für hohe Temperaturen benötige, und für Kraft-Wärme-Kopplungen, um im Winter erneuerbare Fernwärme und erneuerbaren Strom zu produzieren.

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