Wie ein kleines tschechisches Dorf zum Zentrum des Vinyl-Booms wurde

Ein kleines Dorf in Tschechien steht im Zentrum des weltweiten Booms um Vinyl-Schallplatten. Jahrzehntealte Maschinen pressen dort alles - von Madonna bis zu den Rolling Stones. Trotz des Siegeszuges von CDs und digitaler Musik hielt GZ Media aus dem unweit von Prag gelegenen Lodenice an seinen alten Maschinen fest und produziert jetzt Millionen Schallplatten für den gesamten Globus.

Wie ein kleines tschechisches Dorf zum Zentrum des Vinyl-Booms wurde
Wie ein kleines tschechisches Dorf zum Zentrum des Vinyl-Booms wurde

Eine frische Schallplatte kommt aus der Presse. Im tschechischen Lodenice wird mit alten Maschinen der Weltmarkt beliefert.

Sammler und Hipster aus den westlichen Industrieländern und Japan haben Vinyl in letzter Zeit zu einem Comeback verholfen. Sie bevorzugen Schallplatten nicht nur, weil sie schöner anzuschauen sind als CDs, sondern auch weil ihr Klang wärmer sein soll - angenehmer zu hören. Rund sieben Prozent aller verkauften Musikalben - abgesehen von digitaler Musik - wurden 2014 in Tschechien auf Vinyl gepresst. In den USA, dem größten Markt für Schallplatten weltweit, waren es im gleichen Zeitraum sechs Prozent.

"Vergangenes Jahr haben wir rund 14 Millionen Platten gepresst, mehr als jede andere Firma weltweit", sagt Michal Nemec, der Marketing- und Verkaufschef von GZ Media. Trotz des CD-Booms in den 80er- und 90er-Jahren habe "jemand mit Weitsicht" entschieden, die alten Vinylpressen zu behalten und sie einzulagern. "Eine gute Entscheidung", sagt Nemec.

So kommt es, dass ein Großteil der neuen Schallplatten - egal, ob von Michael Jackson, Queen, U2 und anderen Top-Musikern - aus dem kleinen tschechischen Örtchen mit 1.800 Einwohnern stammt. Bereits seit 1951 stellt GZ Media Schallplatten her..

150 Tonnen Gewicht pressen die Schallplatte

Die Produktionshalle in Lodenice erinnert an ein U-Boot, an der Decke verlaufen zahlreiche Röhren und Leitungen, es ist laut und tropisch heiß. In regelmäßigen Abständen füttern die Angestellten die hydraulischen Pressen mit Vinyl. Das, was zunächst wie ein runder Keks aussieht, wird innerhalb von wenigen Sekunden mit einem Druck von 150 bis 200 Tonnen zu einer Scheibe gepresst.

"In den vergangen vier Jahren sind wir jährlich zwischen 25 und 30 Prozent gewachsen", sagt Nemec. "Wir glauben nicht, dass sich dies dramatisch verändert - zumindest in den nächsten zwei Jahren nicht." Genaue Zahlen zu Umsatz und Gewinn will er allerdings nicht nennen. Nur so viel: Der größte Auftrag bisher sei eine "Deluxe-Kollektion" von rund 30 Rolling-Stones-Alben für Fanclubs gewesen.

"Vinyl-Fans sind nicht einfach nur nostalgisch", erklärt Nemec. Es gebe inzwischen viele junge Leute, die aus Überzeugung Schallplatten hörten. "CDs konnten Vinyl nicht ausradieren, genau wie E-Books Papierbücher nicht den Garaus machen konnten."

Trotz Vinyl-Boom nur ein kleiner Markt in Österreich

Allein in den USA wurden 2014 rund 9,2 Millionen Platten verkauft, was einem Anstieg von 52 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Trotz dieses gewaltigen Booms bleibt Vinyl insgesamt gesehen ein verhältnismäßig kleiner Markt: Rund zwei Prozent von rund 14 Milliarden Euro Umsatz macht die Musikindustrie weltweit mit Schallplatten.

In Österreich verkaufen sich Schallplatten sensationell: 2014 stieg der Umsatz mit Vinyl um 60 Prozent auf vier Millionen Euro an. Doch auch hierzulande machen die Plattenverkäufe nur ein klitzekleines Stück vom Kuchen aus: Der Umsatz von gespressten Scheiben macht lediglich 3,5 Prozent am Gesamtmarkt aus, noch immer sind mehr als die Hälfte aller verkauften Tonträger CD's.

Auch die Märkte in Großbritannien und Deutschland sind für GZ Media wichtig. Nummer eins bleibt aber der US-Markt. "Jeden Freitag hebt ein Flugzeug in Richtung Kalifornien ab, das acht bis zehn Tonnen Schallplatten geladen hat", sagt Jana Brezinova von GZ Media. Die Ladung des Flugzeugs sei übrigens nicht nur schwarz. Rund ein Viertel der von GZ Media hergestellten Platten ist bunt. Eine US-Rockband habe sie sogar gebeten, die Asche eines verstorbenen Bandmitglieds mit in die Schallplatte zu pressen.

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