WM 2022 im Winter? Public Viewing wird schwierig...

Meisterfeier kurz nach dem Oktoberfest, Public Viewing im Pelzmantel und der WM-Titel unter dem Christbaum: Die geplante Verlegung der Weltmeisterschaft 2022 in den Dezember hätte massive Folgen, der Fußball in Deutschland stünde sogar vor einer Revolution.

WM 2022 im Winter? Public Viewing wird schwierig...

Der Spielkalender würde aller Voraussicht nach erstmals an das Jahr angepasst, wie es in vielen Ländern bereits üblich ist. Die Bundesliga würde demnach 2022 von Februar bis Oktober spielen. Die Entscheidung um den Titel fände entsprechend bei kühlem Herbstwetter statt. Im Oktober, spätestens November nähme die deutsche Nationalmannschaft die Vorbereitung auf das WM-Turnier in Katar auf. Und bei der WM selbst würden die Menschen dick vermummt über Mario Götze, Julian Draxler und Co. jubeln.

Dass eine Fußball-WM im November/Dezember 2022, wie FIFA-Präsident Joseph S. Blatter jetzt andeutete, auch die traditionellen Winter- und einige Hallensportarten erheblich beeinträchtigen würde, käme noch erschwerend hinzu. Lediglich eine Kollision mit Winter-Olympia 2022, das im Februar geplant ist und um das sich wahrscheinlich auch wieder München bewerben wird, ist bei diesem Termin nicht zu befürchten.

Bedenken beim DFB

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach dennoch leichte Bedenken an. "Wir durchbrechen einen seit Jahren, seit Jahrzehnten bewährten Rhythmus, auch von Europa- und Weltmeisterschaften. Das wird einige Arbeit sein, wenn die FIFA-Exekutive die Entscheidung auch formell so getroffen hat. Dann muss jede einzelne Liga entsprechend reagieren", sagte Niersbach. Man müsste die Meisterschaft "dann dazwischenpacken".

Ein Szenario, mit dem Karl-Heinz Rummenigge, Präsident der Europäischen Klub-Vereinigung ECA und Vorstandschef von Bayern München, aber durchaus leben könnte. Er erwartet durch eine Änderung des Spielkalenders offensichtlich keine größeren Probleme.

"Natürlich wird man sich danach mit den Verbänden, Ligen und Klubs auf eine Regelung des Terminkalenders in diesem Jahr verständigen müssen. Der internationale Terminkalender für 2018 bis 2022 wird voraussichtlich im Jahr 2016 gefixt. Das sollte ausreichend Zeit sein, um mit allen eine vernünftige Lösung zu finden", sagte Rummenigge auf SID-Anfrage. Zuletzt hatte er bereits angekündigt, dass die ECA sich "nicht verschließen wird. Wir, die Klubs, haben schließlich die Verantwortung für die Spieler!"

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) würde "in jedem Fall eine Lösung für die Erstellung der Spielpläne von Bundesliga und 2. Bundesliga finden. Dies könnte jedoch erst erfolgen, wenn der Rahmenterminkalender der FIFA für den Zeitraum von 2019 bis 2022 verabschiedet ist", sagte DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig.

Auch Blatter, der mit seiner Ankündigung, die WM 2022 vom brütend heißen Sommer in den milden Winter zu verlegen, den Stein überrraschend ins Rollen gebracht hatte, sieht die Lage gelassen. "Es sind noch neun Jahre. Wir haben jetzt Zeit genug, am Kalender zu arbeiten. Der internationale Kalender steht bis 2018, anschließend haben wir die Möglichkeit, den Kalender umzugestalten. Wo eine Wille ist, ist auch ein Weg", sagte Blatter.

Blatter will flexibel sein - auf einmal

Man müsse dann "im Jahr spielen, da werden sich die Leute etwas einfallen lassen müssen, aber das werden sie auch. Es ist nicht so kompliziert, wie es aussieht", sagte der FIFA-Boss, der sich lange gegen eine Verschiebung gesträubt hatte: "Natürlich werden die Ligen sagen: Wir verlieren ja etwas. Aber es ist auch eine Frage der Solidarität." Außerdem sei es "ja nur für ein Jahr, danach würde man wieder zum normalen Rhythmus zurückkehren".

Auch UEFA-Chef Michel Platini, ein strikter Befürworter einer Winter-WM, hatte schon vor Wochen betont, dass die Verlegung des Turniers "nicht so schwierig ist. Man kann die Ligasaison unterbrechen. Und dann endet sie eben später. In Deutschland habt ihr ja auch eine Winterpause."

Im Oktober wird Blatter das seit Jahren schwelende Thema der FIFA-Exekutive vorlegen. Das Ergebnis steht für den 77 Jahre alten Schweizer fest: "Die WM in Katar wird im Winter stattfinden - und das Komitee wird mir sicher folgen." Man müsse "ein Bewusstsein bei den Ligen schaffen, dass wir etwas ändern müssen".

Der Plan scheint aufzugehen. Inhaltlich gab es für den Vorstoß beim "Camp Beckenbauer" fast nur Unterstützung. Beckenbauer selbst sprach von der "besten und sinnvollsten Entscheidung". Auch Niersbach stellte klar, "dass diese Position richtig ist", auch wenn man die Probleme schon vor drei Jahren bei der Vergabe gekannt habe. Trotzdem besteht auch für Rummenigge "keine Frage: Es ist zu begrüßen."

Bei der Vergabe im Dezember 2010 hatte Katar den Zuschlag für die WM-Endrunde allerdings für den Sommer erhalten. Eine Verlegung in den Winter könnte die gescheiterten Mitbewerber USA, Südkorea, Japan oder Australien auf den Plan rufen. Doch dies scheint Blatter nicht zu stören. Die FIFA-Exekutive behalte sich vor, "Änderungen im Pflichtenheft" der WM 2022 vorzunehmen.

Das Organisations-Komitee in Katar hatte bereits seine Bereitschaft signalisiert, eine Verlegung mitzutragen. "Viele Faktoren sprechen dafür, die WM im Winter auszutragen. Wir sind bereit, das WM-Turnier im Sommer oder im Winter auszurichten. Unsere Planung wird das nicht beeinträchtigen", teilten die Kataris mit.

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