Tennis: "Youngster" Thiem schoss in Kitzbühel Jürgen Melzer vom Platz
Der 19-jährige Niederösterreicher Dominic Thiem schlug im Achtelfinale des mit 410.200 Euro dotierten "bet-at-home" Cups sein "Idol" Jürgen Melzer in nur 76 Minuten mit 7:5,6:3 und trifft nun auf den als Nummer sieben gesetzten Spanier Albert Montanes. Ausgeschieden ist auch Andreas Haider-Maurer nach einem 3:6,4:6 gegen Juan Monaco (ARG-2).

Der "Österreichertag" im Achtelfinale des ATP-250-Turniers mobilisierte auch wieder die Tennis-Fans. Über 5.000 Zuschauer sorgten bei heißen Temperaturen für eine großartige Kulisse. Erstmals seit 2004 mussten die Organisatoren auch den oberen Rang des Kitzbüheler Tennis-Stadions öffnen. Im Generationenduell stand dann die Mehrheit der Fans auf der Seite des vermeintlichen Außenseiters Thiem. Zuvor bei Haider-Maurer hatte es sogar Länderspielstimmung auf dem Centre Court gegeben.
Doch als Außenseiter präsentierte sich der 19-Jährige Thiem, im ATP-Ranking auf Platz 268, nicht. Von Beginn an hielt er gegen Melzer mit und setzte die 32-jährige Nummer eins des Landes und 34 der Welt gleich unter Druck. Mit dem ersten Breakball der Partie ging Thiem im ersten Satz mit 6:5 in Front und brachte dann seinen Aufschlag zum 7:5 durch.
In Durchgang zwei führte Thiem gegen Melzer nach zwei Breaks schon 5:0, ehe der als Nummer vier gesetzte Favorit konterte und sogar drei Breakbälle zum 4:5 vorfand. "Da war ich dann zu wenig locker", bekannte Melzer, für den sein erstes Kitz-Einzelmatch damit auch schon sein letztes war. Denn Thiem wehrte die Breakbälle ab und servierte zum 6:3 aus."Das war schon sehr nervenaufreibend für mich, weil eine 5:0-Führung immer sehr tückisch ist", schilderte er.
Sieg gegen Melzer ist Thiems bisheriges Karrierehoch
Nach der Partie, die dem Youngster seinen bisherigen Karrierehöhepunkt brachte, sprach Thiem von einem Supergefühl. Er meinte aber auch entschuldigend gegenüber Melzer: "Gegen jeden anderen des Rasters hätte ich lieber gewonnen, weil Jürgen so große Verdienste um den Sport in Österreich hat." Als sein Erfolgsgeheimnis bezeichnete Thiem die richtige Mischung aus Lockerheit und Anspannung. "Am Montag im ersten Match war ich schon nervös, jetzt ging ich ohne Druck in die Partie."
Ohne Druck will Thiem am Donnerstag auch das Viertelfinale gegen Montanes bestreiten. "Locker bleiben, ich habe nichts zu verlieren", sagte Thiem, der in Kitzbühel bisher 12.040 Euro und 45 Punkte kassiert hat. Tipps von seinem Trainer Günther Bresnik, der derzeit in New York weilt, wird es nicht geben. "Der hat ein Handy Baujahr 2000, da ist die Kommunikation schwierig", scherzte der Spieler.
Melzer nahm die Niederlage in seinem Auftaktmatch gelassen hin: "Ich hatte schon bitterere Niederlagen. Die Tatsache, dass es ein Österreicher war, schmerzt weniger. Ich war einfach schlecht." Thiem bescheinigte er großes Potenzial: "Der gehört unterstützt." Ausreden, dass er nach seiner Nierenkolik Anfang Juli erst seit Montag im Training stand, ließ Melzer nicht gelten: "Körperlich war ich hundertprozentig fit."
Eher noch verwies Melzer auf die ungewohnte Höhenlage in Kitzbühel: "Wenn man hier einen Ast kriegt, dann kriegt man keinen Ast, sondern gleich einen ganzen Wald." Damit erklärte Melzer den Einbruch im zweiten Satz und gestand: "Das sah fürchterlich aus." Melzer ist in Kitzbühel aber noch zusammen mit seinem um neun Jahre jüngeren Brüder Gerald im Doppel engagiert. Er wird nach Kitzbühel die komplette Hartplatz-Tour in Übersee mit Montreal, Cincinnati usw. spielen, ein mögliches Comeback im Doppel an der Seite von Julian Knowle ist "im Gespräch".
Andreas Haider-Maurer trauerte nach seiner Zweisatz-Niederlage gegen Monaco, der in Kitzbühel bereits 2007 gewonnen hat, einer vergebenen Chance nach. "Den zweiten Satz hätte ich nicht verlieren dürfen. Echt schade", sagte der 26-Jährige. Da führte der Niederösterreicher dreimal nach einem Break und kassierte sofort das Rebreak. "Bei 4:3 hätte ich einfach zum 5:3 servieren müssen, das war die große Chance. Und was dann im dritten Satz passiert wäre, ist offen."
Unzufrieden war Haider-Maurer, der eine Wild Card erhalten hatte, mit seinem Auftritt in Kitzbühel nicht. Die Pflicht, die erste Runde zu überstehen, habe er erledigt. "Angesichts der Rückenprobleme, die ich vor vier Tagen hatte, war das alles schon okay", sagte Haider-Maurer und hofft, dass er doch noch den Hauptbewerb der US Open schafft. Derzeit liegt er drei Plätze über dem Cut. Sollte er nicht in den Hauptbewerb in New York rutschen, will er in den nächsten Wochen eher Challenger auf Sand in Europa spielen.