Rapid Wien: Trotz Rekordergebnis fixiert auf die "Schwarze Null"
SK Rapid Wien hat im abgelaufenen Geschäftsjahr nicht nur sportlich Beachtliches erzielt. Auch mit den Finanzen wurde ein Volltreffer erzielt und mit einem zweistelligen Millionengewinn ein Rekordjahr markiert. Das neue "Allianz Stadion" soll der Treiber für solide Finanzen werden. Sportlich muss geliefert werden, um auch finanziell nicht ins Abseits zu gelangen. Der Rausschmiss von zwei Trainerteams binnen eines halben Jahres sei "leistbar". Ein Novum: Im kommenden Jahr zahlt Rapid Wien erstmals Körperschaftssteuer.
SK Rapid GmbH-Geschäftsführer Christoph Peschek liefert ein Millionen-Rekordergebnis ab - auf dem grünen Rasen müssen nun die Rapidler nachlegen, um auch weiterhin schwarze Zahlen zu schreiben.
Am grünen Rasen läuft es bekanntlich beim SK Rapid Wien zuletzt eher durchwachsen bis katastrophal. Mit einem neuen Trainerteam soll bekanntlich der Turnaround auch auf dem Spielfeld geschafft werden. Finanziell hat Rapid aber vorgelegt. Ein Rekordergebnis wurde angeschrieben: 11,6 Millionen Euro stehen als Gewinn unterm Strich.
Fast zwei Jahre nach Amtsantritt präsentiert der Geschäftsführer der SK Rapid GmbH, Christoph Peschek, ein "historisches Rekordergebnis". Standen im Vorjahr gerade einmal 50.344 Euro Profit unterm Strich, konnte der SK Rapid GmbH-Chef in seinem zweiten Geschäftsjahr als Rapid-Geschäftsführer das beste Ergebnis aller Rapid-Zeiten präsentieren. Der Umsatz belief sich bei 48,7 Millionen Euro und bedeutet fast eine Verdoppelung ggenüber dem Vorjahr. Und auch das Eigenkapital hat binnen zwei Jahren von rot auf schwarz gedreht - 10,3 Millionen Euro plus bedeuten ebenfalls Rekord.
Und dennoch: Von allzu großer Euphorie, quasi einem frenetischen Torjubel über ihre Performance abseits des Spielfelds wollen Geschäftsführer Peschek und sein Finanzchef Raphael Landthaler nichts wissen. Am Credo, das im Rapid-Leitbild im Frühjahr verschriftlicht wurde, will sich die Rapid-Geschäftsführung weiter orientieren. Und ohne den Erfolg am grünen Rasen geht halt nichts. Mittelfristig muss Rapid auch international zumindest im Geschäft sein - alleine 17,4 Millionen Euro - damit 35,5 Prozent der Erlöse - kommen aus der Teilnahme an der UEFA-Europa League. War das im Vorjahr noch ein köstliches Zubrot, mit dem so nicht zu rechnen war, will man sich bei Rapid freiwillig nicht zurückstutzen.
"Wir wollen solide wirtschaften, weitsichtig und innovativ sein, um sportlich erfolgreich zu sein", betont Rapid-Chef Peschek das Credo. Trotz Rekordgewinn und der abermaligen Teilnahme an der UEFA-Europa League rechnet Peschek für das laufende Geschäftsjahr nur mit einem "ausgeglichenen Ergebnis". Das sei freilich eine konservative Schätzung und für den Fall, dass sich Rapid sportlich nicht für einen internationalen Wettbewerb in der kommenden Saison qualifizieren kann. Die Vorsicht ist auch der Tatsache geschuldet, dass Rapid von den 11,6 Millionen Euro Gewinn alleine 9,3 Millionen aus den zwei Transfers erzielt hat.

Mit dem sportlichen Erfolg steigen sowohl finanzielle Möglichkeiten als auch der finanzielle Erfolg. Vor allem Dank der UEFA-Europa League sind die Einnahmen aus den Kernbereichen Sponsoring (plus 7 Prozent), Ticketing (+130 Prozent), Rechteverwertung (+208 Prozent) oder Merchandising (+acht Prozent) kräftig angestiegen (siehe Grafik, unten) - und das noch vor der Übersiedlung in die neue Fußballarena.
Mit der Teilnahme am internationalen Geschäft konnte Rapid fast die Personalkosten abdecken, die im Profifußball üblicherweise den größten Kostenblock ausmachen. Den 17,4 Millionen Erlösen aus dem UEFA-Wettbewerb stehen immerhin 18,7 Millionen Euro Personalkosten (darunter fallen 14,1 Mio. fixe Personalkosten plus 4,6 Mio. Euro zurechenbar als Prämien für die Europa League) gegenüber.
Rapid Wien ist schon deshalb geradezu verdammt in der heimischen Bundesliga zu punkten, mindestens Dritter zu werden (derzeit auf Rang 5), um wieder an den zusätzlichen lukrativen Geldtopf heranzukommen.

Das Jahrhundert-Projekt
Dank des neuen Stadions wurde die ökonomische Basis für die Zukunft von Rapid gelegt, wie Rapid-Chef Peschek betont. Die Kosten für die neue Fußball-Arena namens "Allianz Stadion" belaufen sich auf insgesamt 54,4 Millionen Euro. Die Differenz zwischen den veranschlagten 53 Millionen und dem Endbetrag berechnet sich laut Peschek auf eine "höherwertige Ausstattung".
Drei Millionen Euro hat Rapid über ein Crowdinvesting finanziert, 20 Millionen Euro steuerte die Stadt Wien als Subvention bei. Und 32 Millionen sind per Bankkredit finanziert, der eine Laufzeit von 25 Jahre hat. "Wir wollen den Kredit auch schon vorher zurück zahlen, wenn es möglich ist", sagt Rapid-Finanzchef Landthaler. Heuer werden alleine vier Millionen Euro zur Rückzahlung des Kredits verwendet.
"Das Geld soll reinvestiert werden, und zwar im sportlichen Bereich als auch zur Bezahlung der Bankverbindlichkeiten", sagt Landthaler.
Selbstvermarktung statt Agenturen
In der Vermarktung und beim Ticketing gehen die Rapidler ihren eigenen Weg. "Wir haben mit Agenturen verhandelt, sie wollten aber keine Risikoübernahme eingehen", sagt Landthaler. Im Zuge dessen wurde auch die IT wieder zurück ins Haus geholt und eine eigene Datenbank neu erstellt. Von den 120 Mitarbeitern der Rapid GmbH sind 80 in der Administration beschäftigt.
"Wir haben das Knowhow nun selbst aufgebaut und machen das Sponsoring sowie die Vermarktung selbst", sagt Landthaler. Das habe zwar einiges gekostet, das sind aber Investitionen für die Zukunft. Die Alternative, die Vermarktung und das Ticketing einer der großen internationalen Agenturen zu übergeben, war nicht "lukrativ". "Die Agenturen wollten das Risiko nicht übernehmen und bis zu 20 Prozent Provisionen verlangen", so Landthaler. Verhandelt hatte Rapid unter anderem mit Sportfive und Infront, die international zu den Top-Agenturen in der Sportvermarktung zählen, aber Österreich offenbar nicht am Radar haben und keine Niederlassung haben.
Trotz Neustart mit der Vermarktung im eigenen Haus und damit Aufbau eines eigenen Teams, konnte Rapid die Erlöse kräftig steigern. "Wir haben keinen einzigen Partner verloren, sondern noch neu dazu gewonnen", sagt Peschek. "Das ist keine Selbstverständlichkeit." Rapid hält derzeit bei einem Zuschauerschnitt von über 17.000 in der Bundesliga. Doch auch hier dürfte noch Spielraum nach oben sein. Pescheks Zielgröße war im Sommer noch ein Schnitt von 20.000 Zuschauern pro Heimspiel. Auch beim Dauerkartenverkauf gibt es noch "Luft nach oben", wie Finanzchef Landthaler meint. Derzeit hat Rapid 15.000 Dauerkartenbesitzer. "Ich denke, da könnten noch weitere 2000 Abos dazukommen." Hingegen wird derzeit der Rückbau des Gastronomie-Bereichs (Hospitality -Bereich) für VIP um 200 Plätze auf rund 2500 geprüft.
Zusätzliche Erlöse erhofft sich Rapid vor allem aus dem TV-Vertrag. Bekommt Rapid derzeit 1,5 Millionen Euro pro Jahr überwiesen, wollen die Grün-Weißen künftig eine kräftige Aufbesserung. "Aufgrund unserer Zugkraft wären fünf Millionen Euro pro Jahr angemessen", sagt Finanzchef Landthaler. In Deutschland bekommt ein Zweitliga-Klub acht Millionen Euro pro Jahr.
Zwei zusätzliche Kostenfaktoren
In der Bilanz 2017/2017 werden zwei Positionen zusätzlich zu Buche schlagen und das Ergebnis belasten. Erstens die Trainerentlassungen von Zoran Barisic im Sommer und kürzlich von Mike Büskens sowie der Trennung vom Sport CEO Müller. Mit dem am 6. Juni 2016 gefeuerten Trainer Zoran Barisic wurde bereits eine finanzielle Einigung erzielt. Büskens und Müller stehen noch auf der Gehaltsliste. "Wir wollen eine rasche vernehmliche Lösung finden", sagt Finanzchef Landthaler. Dass man nun zwei Trainerteams noch auf der Payroll hat, sei "leistbar", nicht zuletzt weil man in der "Euro League gut unterwegs ist".
Zweitens wird die SK Rapid GmbH im neuen Geschäftsjahr erstmals Körperschaftssteuer (25 Prozent) entrichten müssen. Die Transfererlöse in Höhe von 9,3 Millionen Euro (Robert Beric, Florian Kainz) waren heuer noch nicht von der Körperschaftsteuer betroffen. Für die Profiabteilung ist mit Erlass des Finanzministeriums die Gemeinnützigkeit gefallen, was auch zur Ausgliederung der Profiabteilung per 1. Juli 2016 in die SK Rapid GmbH geführt hatte. Rapid wird für den Profibetrieb ab dem laufenden Geschäftsjahr somit erstmals Körperschaftssteuer bezahlen.
Die Zugkraft
Dass die Grün-Weißen den kompletten 116 Seiten fassenden Geschäftsbericht der Öffentlichkeit via Internet zur Verfügung stellt, war bisher nicht gerade selbstverständlich. Dass dies früher wohl anders war, lässt dem seit 2015 in Amt befindlichen Rapid-Geschäftsführer Peschek nur noch schmunzeln. "Wir vergleichen Äpfel mit Äpfeln, Birnen mit Birnen", sagte auch der Finanzchef Christoph Landthaler. Und mit der gebotenen Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Rapid hält sich dabei an den internationalen Bilanzregeln, die für Profufußballklubs Usus sind.
Die Rapid-Führung vollzieht eine Kehrtwende und bricht damit auch mit den Zeiten, als die Vorstände nur allzu ungern über Finanzkennziffern berichten wollten - und nur scheibchenweise Zahlen bekanntgeben wollten. "Und das ist noch keine fünf Jahre her", erinnern sich ältere Journalisten. Aber damals war Rapid finanziell - wieder einmal - am Abgrund.