Die guten Geschäfte des ÖFB
Die Nationalmannschaft zieht wieder und spült Geld in die Kassen des Fußballbundes. Anders als früher stellen sich Sponsoren jetzt an. Schaffen Alaba & Co die Anfang September beginnende EM-Qualifikation, könnte der ÖFB 2016 richtig viel verdienen.
Jahrhundert-Kicker. David Alaba ist nicht nur fußballerisch ein Glücksfall für den ÖFB. Die Auftritte des Jungstars vor Medien und Publikum sind bare Münze wert.
Die Sache ist eigentlich ganz einfach: Wenn einer der österreichischen Team-Fußballer in einem wichtigen Match ein Tor schießt und das zum Sieg führt, steigt der Marktwert des Teams. Wenn David Alaba auf seine bei den Menschen so beliebte Art einen gelungenen Medienauftritt hinlegt, wird die Nationalmannschaft für die Sponsoren ebenfalls mehr wert. Schießt idealerweise Alaba ein Entscheidungstor, wie zum Beispiel 2013 beim 1:0-Sieg gegen Irland in Wien, ist das überhaupt optimal, nicht nur sportlich.
Exakt 62,4 Millionen Euro beträgt der Werbewert der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft derzeit, hat "Austrian Football Marketing“, die Vermarktungsgesellschaft des ÖFB, in einer 2013 durchgeführten Studie herausgefunden. 2007, im Jahr vor der Heim-Europameisterschaft, lag der Werbewert des Teams noch bei nur 39 Millionen.
Das Team zieht wieder. Anders als früher ziehen Österreichs Kicker neuerdings wieder. Die nationalen TV-Einschaltquoten steigen seit 2006 kontinuierlich, von damals 520.000 auf zuletzt rund 790.000 Zuseher pro Spiel. Highlight war 2013 das Heimspiel gegen Schweden in der EM-Qualifikation mit weit über einer Million Fernsehzuseher. Für die Sponsoren wird die Fußball-Nationalmannschaft trotz der ausbleibenden ganz großen sportlichen Erfolge damit zusehends attraktiver. Bis zu 692 Millionen Kontakte zu potenziellen Kunden sind für die Sponsoren über das Vehikel Team möglich. Das ist viel.

"Wir sind sehr zufrieden mit der Partnerschaft“, sagt dementsprechend Georg Gemeinböck von Hauptsponsor Raiffeisen, dessen Vertrag mit dem ÖFB unmittelbar vor einer vorzeitigen Verlängerung steht. Die Modalitäten sind ausverhandelt, das Papier liegt zur Absegnung in den Raiffeisen-Gremien. Die Fortsetzung der Partnerschaft dürfte wohl noch vor dem Qualifikationsauftakt zur EM 2016 präsentiert werden. Am 8. September geht es im Wiener Ernst Happel Stadion neuerlich gegen Schweden, das Match wird ausverkauft sein.

Erst die Ära unter dem Teamchef Marcel Koller hat ÖFB-Generaldirektor Alfred Ludwig und -Präsident Leo Windtner in die Lage versetzt, das Team besser zu vermarkten.
Wie viel Raiffeisen zahlt, ist ein streng gehütetes Geheimnis. Die jährlichen Sponsoreinnahmen des ÖFB liegen inklusive Bandenwerbung bei rund 4,5 Millionen, verrät Generaldirektor Alfred Ludwig. Der Spielermanager Max Hagmayr, früher selbst Nationalkicker, schätzt den Raiffeisen-Anteil auf drei Millionen. Über 18 Sponsoren und Partner verfügt der ÖFB derzeit, Hauptsponsoren sind neben Raiffeisen noch die Stiegl-Brauerei, die Generali-Versicherung und das Burgenland. Mit fast allen bestehen langfristige Verträge. An Interessenten besteht, anders als früher, kein Mangel. Derzeit wird mit AUA, FlyNiki und Merck verhandelt.
Auf rund 25 Millionen beläuft sich das ÖFB-Jahresbudget, die Sponsorgelder tragen somit nicht ganz 20 Prozent zu den Einnahmen bei. Knapp 13 Millionen lukriert der ÖFB aus staatlichen Förderungen, gibt den größeren Teil davon aber an die Landesverbände weiter. Gutes Geschäft bringen auch diverse Nebengeräusche wie etwa Fanreisen, die der ÖFB gegen Lizenzgebühr an ein Reisebüro ausgelagert hat. Ebenso das Merchandising, das zusätzlich willkommenes Kleingeld in die Kassen spült.

Größter Einnahmeposten neben den Förderungen sind für den Fußballbund jedoch die Vermarktungsgelder, welche die UEFA an ihre Landesverbände ausschüttet. In der anstehenden EM-Qualifikation dürfen die Verbände diese Abgeltung für die Länderspiel-TV-Rechte erstmals nicht selbst mit den nationalen Broadcastern verhandeln. Für den ÖFB ein Vorteil, denn bei unattraktiven Gegnern wie Russland, Montenegro oder Liechtenstein wären die TV-Einnahmen überschaubar gewesen. So schüttet die UEFA aber garantiert rund fünf Millionen an den Fußballbund aus.
Luft nach oben. Alle sind sich einig: Es ist die Ära von Teamchef Marcel Koller, die die neue Attraktivität der Nationalmannschaft letztendlich eingeleitet hat. Der Schweizer verstand es, die unter seinem Vorgänger eher lustlosen Kicker zu mehr Engagement und einem schlüssigeren Auftreten nach außen zu führen. "Sie brennen wieder“, sagt ÖFB-Präsident Leo Windtner. "Man merkt, dass sie wollen“, assistiert Spielermanager Hagmayr. Weil zeitgleich auch der endgültige Sympathieträger, David Alaba, seinen Durchbruch auf der internationalen Fußballbühne feierte, hat das Team nun Konjunktur. Alaba stellt sich immer mehr als Goldjunge im wahrsten Sinne des Wortes heraus.
Zumindest wirtschaftlich besteht noch Luft nach oben. Auf "an die 100 Millionen“ könnte der Werbewert bei einer erfolgreich gespielten EM-Quali steigen, schätzt Hagmayr. Weil bei der Euro in Frankreich sechs bis acht Millionen Startgeld von der UEFA winken, könnte 2016 endgültig zum Glücksjahr für den ÖFB werden. Dann soll erstmals seit langer, langer Zeit wieder deutlich mehr als eine schwarze Null in der Bilanz des Fußballbundes stehen.