EU erwägt Boykott der Fußball-WM 2018 in Russland
Auf die Vorschlagsliste von angedrohten Sanktionen soll der Boykott des Fußball-Turniers stehen. Fifa-Chef Blatter hat indes den Organisatoren in Russland sowie in Katar sein Vertrauen ausgesprochen. Auch für das Formel 1-Debüt in Sotchi scheint ein Boykott möglich.

Brüssel/Madrid. Muss Wladimir Putin auf die Ovationen bei der Heim-WM ohne die Top-Teams der EU verzichten? Ein Boykott des Turniers scheint denkbar. Die Europäische Union (EU) erwägt nach Informationen der spanischen Zeitung "El Pais" im Ukraine-Konflikt als neue Sanktion gegen Russland unter anderem einen Boykott der Fußball-Weltmeisterschaft 2018. Dies gehe aus einer Vorschlagsliste hervor, die die EU-Kommission den Mitgliedsstaaten unterbreiten wolle, berichtete das Blatt am Mittwoch.
Die geplanten neuen Strafmaßnahmen seien weitaus härter und konkreter als die bisherigen Sanktionen, betonte "El Pais" unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen. Auch die Formel 1, die im Oktober in der Olympia-Stadt Sotschi ihr Russland-Debüt gibt, könnte davon betroffen sein. Die EU halte ein Einlenken Moskaus im Ukraine-Konflikt für unwahrscheinlich und wolle daher einen harten Kurs einschlagen.
EU-Diplomaten wiesen nach Angaben der Zeitung allerdings darauf hin, dass über die geplanten Sanktionen noch nicht entscheiden worden sei. Es sei nicht ausgeschlossen, dass ein Boykott der WM erst für eine nächste Phase der Strafmaßnahmen in Betracht gezogen werde.
Fifa-Chef Blatter hat Vertrauen
Angesichts der militärischen Intervention Russlands in der Ukraine waren zuletzt Forderungen laut geworden, die WM 2018 zu boykottieren oder das Turnier neu zu vergeben. FIFA-Boss Joseph Blatter hatte Russland hingegen erst Dienstagabend das volle Vertrauen ausgesprochen. "Wir stellen die WM in Russland nicht infrage. Wir sind in einer Situation, in der wir den Organisatoren der WM 2018 und 2022 unser Vertrauen aussprechen", bekräftigte der Schweizer in Kitzbühel. Ein Boykott sei keine Lösung: "Das hat noch nie etwas gebracht."
Nach Angaben der deutschen Bundesregierung stehe ein Boykott vorerst nicht zur Diskussion. Die WM stehe schließlich erst 2018 an, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Die Frage sei daher nichts, was heute zu diskutieren sei.
Auch der deutsche Außenamtssprecher Martin Schäfer erklärte, die EU berate zwar gerade über weitere Sanktionen gegen Russland. Es gehe dabei aber nicht um Bereiche im Zusammenhang mit der Fußball-WM.