Cristiano Ronaldo, Zlatan Ibrahimovic oder Franck Ribéry?
In Europa werden in den Play-offs die letzten vier WM-Tickets vergeben. Superstars droht in Brasilien die Zuschauerrolle.

Mit wem Joseph S. Blatter fiebern wird, ist nicht überliefert. Sein Liebling Lionel Messi ist mit Argentinien bereits für die Fußball-WM 2014 in Brasilien qualifiziert. Den von ihm parodierten "General" Cristiano Ronaldo und Zlatan Ibrahimovic - dessen Berater den FIFA-Präsidenten zuletzt als "schwachsinnigen Diktator" bezeichnete - stellte er vor deren direktem Duell ausdrücklich auf eine Stufe. Und Bayern-Star Franck Ribéry, immerhin Europas Fußballer des Jahres, nannte er bei der Frage nach den besten Spielern der Welt gleich gar nicht.
Fakt ist: Nach den europäischen Play-offs, die am Freitag und Dienstag ausgetragen werden, wird die WM mindestens einen Superstar verloren haben. Denn der Portugiese Ronaldo und der Schwede Ibrahimovic duellieren sich. Ribéry steht mit Frankreich zudem vor der ungemütlichen Aufgabe gegen den letzten EM-Co-Gastgeber Ukraine. Außenseiter Island hofft gegen Kroatien mit dem langjährigen Bundesligaprofi Niko Kovac (Bayern München, Bayer Leverkusen, Hamburger SV, Hertha BSC) auf der Trainerbank auf die erste Teilnahme bei einem großen Turnier. Zudem kämpft Ex-Europameister Griechenland gegen Rumänien um das Ticket für Brasilien.
Doch über allem steht der Hahnenkampf zwischen den vielleicht exzentrischsten Weltstars der Szene. Die vollmundigste Ankündigung im Vorfeld kam - wie erwartet - von Ibrahimovic. "Die WM braucht Zlatan mehr als Ronaldo", behauptete der 32-Jährige vor dem ersten Spiel in Lissabon: "Niemand kann mit mir konkurrieren. Ich glaube, die Fans wollen mich mehr als jeden anderen sehen."
Außerdem habe Schweden die WM-Teilnahme mehr verdient als Portugal. "Wir sind in unserer Gruppe Zweiter hinter Deutschland, der besten Mannschaft in Europa, geworden", sagte Ibrahimovic: "Portugal ist Zweiter in einer Gruppe geworden, die es hätte gewinnen müssen." Sein Widersacher Cristiano Ronaldo, ansonsten ebenfalls ein Freund großer Worte, hält sich ausnahmsweise zurück. "Ich möchte der Mannschaft helfen, nicht mehr", sagte der 28-Jährige: "Wir wollen zur WM und werden unser Bestes geben. Hoffentlich haben wir Glück."
Derweil geht es für Ribéry in erster Linie um das WM-Ticket mit der Equipe Tricolore - aber auch um Eigenwerbung mit Blick auf die Wahl zum Weltfußballer. "Eine Weltmeisterschaft ohne Frankreich kann ich mir einfach nicht vorstellen", sagte Ribéry vor dem Spiel in Kiew: "Das wäre eine Katastrophe - für uns und für das ganze Land."
Zudem würde ein Scheitern einen weiteren großen Traum Ribérys wohl gleich mit platzen lassen. Denn will sich der 1,70 m große Dribbelkünstler am 13. Januar 2014 ein Denkmal setzen und als Weltfußballer des Jahres 2013 den Ballon d'Or einheimsen, ist eine WM-Teilnahme quasi Voraussetzung. Ibrahimovic, der eigentlich sich selbst als den "Größten nach Muhammad Ali" betrachtet, hat den Franzosen schon als Favoriten für die Wahl bezeichnet: "Er hat alle Wettbewerbe dieses Jahr gewonnen und eine zentrale Rolle dabei gespielt."
Groß ist die Euphorie derweil auf Island, wo die 12.000 Karten für die Partie im Nationalstadion trotz des auf vier Uhr morgens vorverlegten Vorverkaufstarts innerhalb einer halben Stunde vergriffen waren. "Wir stehen vor zwei historischen Spielen", sagte der einst für den FC Chelsea stürmende Eidur Gudjohnsen (FC Brügge): "Für diese Möglichkeit haben wir alles gegeben." Gegen Kroatien dürften die äußeren Bedingungen mit zwei Grad, Schneeregen und starken Windböen den Isländern in die Karten spielen. Zudem wissen die "Eismänner", die in der Quali überraschend Slowenien und Norwegen hinter sich ließen, einen Spieler mit dem vielversprechenden Namen Kolbeinn Sigthórsson in ihren Reihen.
Bei den Kroaten, WM-Dritter von 1998, appelliert der gebürtige Berliner Kovac an die Ehre seines Teams um Bayern-Stürmer Mario Mandzukic. "Ich kann das Feuer in den Augen meiner Spieler sehen", sagte der seit einem Monat im Amt befindliche Kovac: "Ich kann spüren, dass sie der Öffentlichkeit zeigen wollen, dass sie besser sind, als die Leute denken." In Island werde man "das wahre Gesicht der kroatischen Nationalmannschaft" sehen.
Auch für die Griechen wäre die WM-Teilnahme etwas Besonderes. Sie waren erst zwei Mal dabei, zuletzt allerdings 2010, als Otto Rehhagel nach dem Vorrunden-Aus zurücktrat. Rumänien strebt die erste WM-Teilnahme seit 1998 an.