Rezession macht "Made in Germany" zu schaffen

Die deutschen Autobauer wenden sich immer stärker von ihrem krisengebeutelten Heimatkontinent ab. Die Rezession in weiten Teilen Europas sorgt dafür, dass der Anteil der Produktion in Übersee immer weiter steigt.

Rezession macht "Made in Germany" zu schaffen

Für 2013 prognostizierte der Verband der Automobilindustrie (VDA) am Dienstag einen Zuwachs der Produktion außerhalb Deutschlands um sechs Prozent auf dann 8,7 Millionen Fahrzeuge. Die Inlandsproduktion schrumpft zugleich voraussichtlich um knapp vier Prozent. Damit klettert der Anteil der Auslandsproduktion an der Gesamtfertigung auf 63 (2012: 60) Prozent, wie Verbandschef Matthias Wissmann in Berlin erläuterte. Seit 2010 produzieren deutsche Autobauer im Ausland insgesamt mehr Autos als im Inland.

Vor allem in Nord- und Südamerika und in China haben die Autobauer in den vergangenen Jahren zahlreiche Werke hochgezogen, um von Währungsschwankungen unabhängiger zu werden und Autos stärker nach dem Geschmack der lokalen Kundschaft zu bauen. Weitere Fabriken sind geplant. "Die dynamisch wachsenden Schwellenländer und die USA werden zunehmend durch lokale Fertigung beliefert", sagte Wissmann.

Zahl der Jobs gestiegen

Dennoch müssen die Beschäftigten in Deutschland nicht um ihre Jobs fürchten, die Zahl der Arbeitsplätze steigt sogar leicht: Im April beschäftigten die Autobauer und ihre Lieferanten in Deutschland 750.500 Mitarbeiter - plus zwei Prozent. Grund ist, dass sich die deutschen Premiumautobauer BMW, Audi und Daimler mit der Tochter Mercedes-Benz besser schlagen als Konkurrenten wie Peugeot, Fiat oder Opel.

Die Premiummarken können die Nachfrageschwäche in Europa nicht nur durch Exporte in andere Regionen der Welt wettmachen, verglichen mit den Volumenherstellern halten sie sich auf dem Heimatkontinent auch vergleichsweise stabil. Das liegt daran, dass der Verkauf teurer Autos weniger konjunkturanfällig ist. Während sich die betuchtere Kundschaft und Firmen Neuwagen mit Sonderausstattung kaufen, muss die Masse der Verbraucher wegen der schlechten Konjunkturaussichten in vielen Ländern um ihre Arbeitsplätze bangen und kann sich teure Neuanschaffungen nicht leisten. Gefragt sind eher Gebrauchtwagen.

Hinzu kommt, dass sich deutsche Autobauer dank ihrer Gleichteilestrategie Wettbewerbsvorteile verschafft haben und sehr viel flexibler produzieren können als vor einigen Jahren. "Der Produktivitätszuwachs durch Baukastensysteme wie bei Volkswagen führt dazu, dass deutsche Automobilhersteller konkurrenzfähiger sind", erläutert Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. VW führt dies derzeit vor: Die Kernmarke des Wolfsburger Konzerns spürt die schwache Pkw-Nachfrage zwar ebenfalls, baut ihre Marktmacht in Europa auf Kosten von Rivalen wie Peugeot, Opel und Fiat aber aus.

Im Juni steigerte die Marke VW die Neuzulassungen in Deutschland nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes um 1,6 Prozent, während die meisten Rivalen Federn ließen. Am schärfsten war der Rückgang bei den französischen Marken Peugeot und Renault, die je rund 27 Prozent weniger Autos verkauften als vor Jahresfrist. Auch bei Opel setzte sich die Talfahrt vor: minus zehn Prozent. Die VW-Tochter Seat legte dagegen um knapp 27 Prozent zu.

Auch die erfolgsverwöhnten Oberklasseautobauer blieben im Juni in Deutschland nicht verschont. BMW verkaufte im Juni 10,7 Prozent weniger, bei Audi schrumpfte der Absatz um 8,9 Prozent. Mercedes-Benz konnte den Rückgang mit 2,4 Prozent in Grenzen halten.

Keine Erholung in Sicht

Für die zweite Jahreshälfte rechnet der VDA damit, dass sich die Pkw-Nachfrage in Deutschland stabilisiert. Von einer Erholung wollte Wissmann nicht sprechen. Die könnte einsetzen, falls sich die Konjunktur im nächsten Jahr belebt. In den Krisenstaaten Südeuropas müssen die Autobauer nach Meinung der Unternehmensberatung Ernst & Young jedoch länger auf eine Erholung warten. "Die Hersteller tun also gut daran, sich auf eine längere Durststrecke in Europa einzustellen", schrieb Peter Fuß, Partner von Ernst & Young.

Er rechnet damit, dass die Rabattschlacht weitergehen wird: Inzwischen gehe es beim Neuwagenverkauf schon gar nicht mehr um die Erzielung von Gewinnen, sondern um die Verteidigung von Marktanteilen und die Hoffnung auf das Geschäft mit Wartungen und Reparaturen. Von auskömmlichen Margen seien einige Herteller weit entfernt. Fuß rechnet daher mit weiteren Zusammenschlüssen und Kooperationen in der Branche.

Das prägnante "S" ist seit den 1960er Jahren in über die Jahrzehnte nur leicht geänderter Form als Logo auf allen Fahrzeugen des japanischen Herstellers Suzuki zu finden.
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