Schlag nach bei Nestroy: „Gemeinsam gar nichts tun“

Die ÖVP lehnt die Gesamtschule und ein verpflichtendes Vorschuljahr kategorisch ab. Experten, aber auch Teile der ÖVP sind anderer Ansicht.

Der unsterbliche Helmut Qualtinger hat es schon in den 60er-Jahren gewusst. „Eine Koalitionsregierung“, schrieb er, „sieht so aus, dass man Schulter an Schulter marschiert und sich bei jedem Schritt ein Haxel stellt. Wenn Sie sich in einem Land befinden, wo zwei Parteien regieren, die sich zugleich Opposition machen, dann sind Sie in Österreich. Man nennt eine solche Regierung mit Recht eine kabarettistische.“ Derzeit ähneln viele Akteure der Schulreform einem Laienkabarett.

Worin es a) endlich eine Ministerin gibt, welche nicht von der Personalvertretung gegängelt wird, und prompt b) der Regierungspartner einen Ex-Lehrergewerkschafter als Bildungssprecher nominiert. In dem c) die SPÖ-Ressortchefin einen hochkarätigen ÖVP-Fachmann zum Reformchef ernennt, woraufhin d) dessen Partei den gesamten Reformflügel gegen die Mauer rennen lässt. Wo uns e) im Herbst ein bestenfalls mittelprächtiges PISA-Ergebnis droht, aber f) in der Regierung keine Mehrheit für überfällige Reformen zu finden ist. Und g) der ÖVP-Finanzminister sparen muss, während h) seine Partei gleichzeitig teure Doppelstrukturen in der Schulverwaltung einbetoniert.

Das Alphabet reicht nicht aus, um die Widersinnigkeiten dieser Bildungspolitik zu beschreiben, der Zustand könnte trauriger nicht sein. Er lässt sich nicht auf die Frage „Gesamtschule ja oder nein?“ reduzieren. Zu leisten ist Grundsätzlicheres. Die ÖVP wäre gut beraten, die Frage gemeinsamer Schulformen zu entemotionalisieren.

Die SPÖ muss einsehen, dass eine Mehrheit der Österreicher dem Versprechen einer paradiesischen Gerechtigkeit durch Gesamtschulen misstraut und einen Niveauverlust befürchtet. Dennoch vermitteln beide Großparteien den Eindruck, dass sie ihr Regierungsziel „am besten dadurch erreichen wollen, wenn sie gemeinsam gar nichts tun“. Das stammt von Nestroy. Etwas anderes als Satiriker fallen mir zur derzeitigen Schuldebatte nicht ein.