Pleite einer Visionärin

Die Wiener Wohnbaufirma SEG ist pleite. Mit 70 Millionen Euro Passiva bahnt sich der vorerst größte Konkurs des Jahres an.

Bei zwei Bankenrunden in den vergangenen Monaten drückten die kreditgebenden Institute, allen voran BA-CA und Hypo Alpe-Adria, noch einmal ein Auge zu: Die SEG Stadterneuerungs- und Eigentumswohnungsges.m.b.H., die in ihrem letzten abgeschlossenen Geschäftsjahr mit Stichtag 1. September 2005 knapp 37 Millionen Euro Umsatz erzielt hatte, war in schwere Liquiditätsengpässe geraten und nunmehr auf den guten Willen der Banken angewiesen.

SEG-Chefin Silvia Wustinger-Renezeder, die mit der Gesellschaft in Wien so spektakuläre Projekte wie die Stadtbahnüberbauung Spittelau oder die Adaption der Gasometer realisiert hatte, fehlt es indes nicht nur an Mitteln, sondern auch an Glück.

Zwar läuft der Wohnungsverkauf angesichts von bisher 10.000 Kunden gut, und die aktuellen Objekte rechnen sich. Die Fachkompetenz der SEG hat sich sogar bis nach New York herumgesprochen, wo sie eben von Bürgermeister Michael Bloomberg zur Endrunde bei der Ausschreibung eines Social-Housing-Projekts eingeladen wurde.

Doch die Altlasten des Wiener Unternehmens sind zu hoch. Und der Absturz der in Kalamitäten geratenen börsennotierten 28-Prozent-Beteiligung an der CEE Immobilien Development AG drückt auf die Bilanz.
Die Konsequenz: Weil den Banken nun doch der Geduldsfaden gerissen ist und das Vermögen der Firma nicht mehr für einen Ausgleich reicht, muss die visionär denkende Wustinger-Renezeder, die das Stadtbild Wiens um einige Gustostückerln der Architektur und des modernen Wohnbaus bereichert hat, kommende Woche den Gang zum Konkursrichter antreten.

Renezeder bestätigt die FORMAT-Recherchen, sieht die SEG damit aber noch nicht am Ende. „Ich werde versuchen, mithilfe von Partnern, mit denen ich bereits in Verhandlungen stehe, einen Zwangsausgleich zu realisieren. Weder die Marke SEG noch der Fortbestand sind vorläufig gefährdet.“

Die ganze Story lesen Sie im neuen FORMAT