Aufstieg einer Hendelstation: Herbert Hacker über das Klostergasthaus Thallern

Viele Jahrzehnte lang galt die Backhendlstation Thallern südlich von Wien als Symbol für gastronomische Abgründe. Eine Massenausspeisung, in der über Generationen übel zugerichtetes Geflügel vertilgt wurde – herausgebacken in altem Fett, dienten die armen Kreaturen bloß als minderwertige Magenfüller.

Seit kurzem ist das anders. Mit der Übernahme des traditionsreichen Stiftsweingutes „Freigut Thallern“ durch die südsteirischen Weinmacher Polz und die niederösterreichischen Winzer Alphart und Aumann wurde auch die dazugehörige Hendlstation architektonisch runderneuert und in die Hände des talentierten Edelgastronomen Florian Fritz gegeben. Der neue Pächter hat sein wunderbares Restaurant „Florians“ in Mödling aufgegeben und betreibt seit einiger Zeit auch das legendäre „Ofenloch“ im Zentrum Wiens.

In Thallern bestechen vor allem die Lage inmitten von Weingärten, der Garten und die Backhühner in einer wesentlich erfreulicheren Qualität als früher (was nicht wahnsinnig überrascht, denn in die andere Richtung wäre eine Veränderung faktisch nicht mehr möglich gewesen). Die gebackenen Biester werden jetzt mit und ohne Haut angeboten – selbst bei den ewig trockenen Bruststücken gerät das Fleisch noch saftig. Auch Bierund Weinauswahl passen. Neben Weinen aus der Region sind natürlich auch viele Südsteirer der Mitinhaber vertreten.

Dennoch: Einiges ist noch ausbaufähig, etwa das fragwürdige Fischtatar oder der ausgesprochen fade Käseteller, mit Produkten, die schon fast an die früheren Zeiten dieser gefürchteten Dutzend-Schwemme erinnern.
Nein, Entschuldigung, so schlimm ist der Käse auch wieder nicht.

Name: Klostergasthaus Thallern
Adresse: 2380 Perchtoldsdorf, Posthorngasse 6, Tel.: 0 22 36/533 26
Öffnungszeiten: täglich von 11.00 bis 23.00 Uhr
Preise: VS 3,50 bis 7,50, HS 9,95 bis 19,90 Euro