Zukunftsvorsorge: Die Flucht aus den Verträgen

Die Finanzmarktaufsicht hat anlässlich des diesjährigen Bericht über die Entwicklung der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge ein vernichtendes Urteil ausgestellt, was Rendite und Stornos von Altverträgen betrifft.

Das enge Korsett der kapitalgesicherten Pensionsvorsorge hat Anlegern nicht den gewünschten Anlageerfolg gebracht.

Das enge Korsett der kapitalgesicherten Pensionsvorsorge hat Anlegern nicht den gewünschten Anlageerfolg gebracht.

Es hätte eine solide 3. Säule der Altersvorsorge werden sollen. Doch es ist anders gekommen. Die Anleger flüchten nach der gesetzlichen Mindestbehaltedauer von zehn Jahren aus der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge. Diese 2005 eingeführte staatlich geförderte und kapitalgesicherte Form der Altersvorsorge brachten über die Jahre kaum Renditen, viele ziehen deshalb die Reißleine und steigen aus. So sinkt die Anzahl der Verträge 2015 das dritte Jahr in Folge. Die Bestände gingen sowohl bei den Versicherungen als auch bei den Fondsgesellschaften zurück. Bei den Versicherungen gab der Bestand um 4,5 Prozent nach, bei den Fondsgesellschaften gar um 23,3 Prozent. Die FMA dazu in ihrer aktuellen Studie: "Ein signifikanter Teil der Verträge läuft nach Ablauf der zehnjährigen Mindestvertragsdauer aus." - wird also gekündigt. Auch die Mittelzuflüsse waren rückläufig, um fünf Prozent auf 975 Millionen Euro. Bei Fondsgesellschaften sanken die Mittelzuflüsse gar um rund 19 Prozent.

Insgesamt verwalten Versicherungen und Fondsgesellschaften 8,2 Milliarden Euro. Das bedeutet einen Zuwachs von 1,3 Prozent im Vorjahr. nsgesamt gab es Ende des Vorjahres noch 1.4 Millionen Verträge.

Flucht aus den Verträgen

Insgesamt ist der Vertragsbestand bei der prämiengeförderten Altersvorsorge 2015 um 5,4 Prozent auf 1,505.623 Verträge zum Jahresultimo gesunken. Von den 20 Anbieter bei den Lebensversicherungen, die eine prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge anbieten, melden 90 Prozent rückläufige Bestände. Einzelne KAGs verzeichneten Rückgänge von bis zu 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Schnitt sank die Zahl der Verträge im Vorjahr um 23,3 Prozent. Der Gesamtbestand ist bei den KAGs um 20 Prozent auf 1.5 Millionen Verträge. Die Zahl der Verträge um 5,3 Prozent.

Das verwaltete Fondsvermögen stieg um 1,3 Prozent auf 8,2 Milliarden Euro. Den Löwenanteil des Vermögens verwalten die Versicherungen mit 96 Prozent nach 93 Prozent im Vorjahr. Der weiter steigende Anteil der Versicherungsunternehmen macht die divergenten Entwicklungen zwischen beiden Anbietergruppen deutlich. Nachdem sich das Wachstum der Kapitalanlagegesellschaften bereits 2013 merklich abgekühlt hatte, ging das verwaltete
Vermögen 2015 erneut mit fast 32 Prozent deutlich zurück auf nunmehr 364 Millionen Euro.

Drei große Anbieter


Der große Anbieter haben den Löwenanteil der Kunden. So liegt der Marktanteil der Top-3-Anbieter im Versicherungsbereich liegt bei 54 Prozent. Die Konzentration der fünf bzw. zehn größten Anbieter hat seit
dem Jahr 2010 kontinuierlich zugenommen.

Knapp die Hälfte der Produkte 2015 im Minus

Die Rendite auf das eingesetzte Kapital - das kumulierte Kundenprämien plus staatliche Prämien - betrug 2015 vor Kosten 2015 plus 5,9 Prozent. Nach Kosten sei der Ertrag der einzelnen Produkte jedoch "sehr heterogen: Knapp mehr als die Hälfte schließen sogar negativ ab", so die FMA in ihrer Studie

KAGs scheiden deutlich schlechter ab

Die Unterschiede bei den Erträgen der einzelnen Versicherungen und KAGs sind jedoch erheblich. Versicherungen erwirtschafteten 2015 im Schnitt eine Performance von 5,9 Prozent, Fondsgesellschaften dagegen im Schnitt ein Minus von 0,07 Prozent.

Viele Produkte haben keinen Spielraum mehr um Rendite zu generieren

Die Performance-Kennzahlen der Versicherungsbranche und die der Kapitalanlagegesellschaften lassen sich allerdings nur bedingt vergleichen, meldeten die Versicherer im Gegensatz zu den KAGs doch eine hohe Anzahl von Verträgen, die de facto ausgestoppt sind. Der Ausstoppungsmechanismus trägt maßgeblich zur Gesamtperformance des Produktes bei, da das bis zum Zeitpunkt der Ausstoppung angesammelte Kapital in weiterer Folge nur mehr in einen Korb aus äußerst soliden festverzinslichen Wertpapieren investiert werden kann, um die Kapitalgarantie nicht zu gefährden. Während bei Versicherungsunternehmen knapp zwei Prozent der Verträge betroffen sind, meldeten Kapitalanlagegesellschaften eine Quote von fast 17 Prozent. Insgesamt wurden im Jahr 2015 36.108 Verträge als „ausgestoppt“ gemeldet. Dies entspricht in etwa 2,4 Prozent aller aufrechten Verträge.

Stabile Aktienquote

Die Aktienquoten zeigen sich im Jahresvergleich im Großen und Ganzen stabil mit einer leicht positiven Tendenz. Dabei ist der Anteil österreichischer Aktien um 0,01 Prozentpunkte auf 27,9 Prozent gesunken. Der Anteil ausländischer Aktien konnte dagegen um knapp 0,8 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent zulegen.

Staatliche Prämie von 113 Euro kein ausreichendes Lockmittel

Die staatliche Prämie belief sich – wie in den vergangenen drei Jahren – auch im Jahr 2015 auf 4,25 Prozent der eingezahlten Prämien bzw. Nettoeinzahlungen. Sie setzt sich aus einem fixen Bestandteil in Höhe von 2,75 Prozent und dem zwischen 1,5 Prozent und 4 Prozent variablen Zinssatz für die Bausparförderung zusammen. Die höchstmögliche prämienbegünstigte Einzahlung ist von 2.495,12 Euro im Jahr 2014 auf 2.561,22 Euro im Jahr 2015 gestiegen. Die höchstmögliche staatliche Prämie für 2016 liegt mit 113,77 Euro über dem Vorjahreswert. Die derzeitige Prämie liegt jedoch noch deutlich unter dem Höchstwert von 2009. Damals betrug die mögliche staatliche Förderung 210,35 Euro.

Prämie hat sich auf niedrigem Niveau stabilisiert

Nachdem die durchschnittlichen Mittelzuflüsse je Vertrag der Kapitalanlagegesellschaften seit 2010 stark rückläufig waren, liegen die Mittelzuflüsse pro Vertrag mit einem Niveau von 661 Euro wieder leicht über dem Vorjahresniveau (+5,1%). Die von den Versicherungen lukrierten
Prämien lagen 2015 mit 647 Euro marginal über dem historischen Durchschnitt (2005 – 2015: 640 Euro).

Aktuelles Veranlagungsmodell mit mehr Möglichkeiten

Anleger, die nach dem 31. Juli 2013 eine Zukunftsvorsorge abgeschlossen haben, bietet sich ein Zweistufenmodell. Es bietet zwei Bandbreiten in Form von Aktienquoten vor – 15% bis 60% für unter Fünfzigjährige und zwischen 5% und 50% für ältere Personen. Auch bei den Börsen ist man von der strengen Fokussierung auf EU-Aktien abgegangen. Seither kann der Aktienanteil an Gesellschaften, die nicht an einer Börse im EU/EWR-Raum notieren,
bis zu 40 Prozent der Aktien ausmachen.

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