Warum die Inflation nicht zwangsläufig steigen muss

Kommt die große Inflation? Und warum ist sie trotz bereits vorangegangener EZB-Geldschwemme bisher nicht gekommen. Was es mit der Entwicklung der Geldmenge auf sich hat.

Warum die Inflation nicht zwangsläufig steigen muss

Die Geldflut der Notenbank könnte das Geld der Sparer hinwegraffen, aber es besteht auch die Chance, dass es nicht so schlimm wird.

Die Ausweitung der Bilanzen der Europäischen Zentralbank (EZB), die aktuell hauptsächlich über Anleihekäufe erfolgt, wird mit Argusaugen beobachtet. So hat die Notenbank angekündigt Anleihen in Höhe von 750 Milliarden Euro zu kaufen. EZB-Chefin Lagarde signalisiert: Sie ist bereit, alles für den Euro zu tun. Gemeinsam mit dem bereits laufenden Anleihekaufprogramm wird die EZB bis zum Ende des Jahres jeden Monat ein Kaufvolumen von über 100 Milliarden Euro haben. Das sei deutlich mehr als die 80 Milliarden Euro, die ihr Vorgänger Mario Draghi zum Höhepunkt der Euro-Krise monatlich eingesetzt hat.


Viele beschleicht angesichts solcher Summen ein mulmiges Gefühl. Immer häufiger wird die Frage gestellt, ob diese Ausweitung der Geldmenge nicht ein enormes Inflationsrisiko birgt. Die deutsche Fondsgesellschaft DWS ist daher der auf Basis von vergangenen Daten der Frage nachgegangen, warum es bisher nicht bereits passiert ist, und liefert damit auch ein besseres Verständnis für mögliche künftige Entwicklungen.

Geringe Umlaufgeschwindigkeit des Geldes
Inflation ist schließlich ein monetäres Phänomen. Die Geldmenge, multipliziert mit der Umlaufgeschwindigkeit, muss dem nominalen Wert aller gehandelten Güter und Dienstleistungen innerhalb eines Zeitraums entsprechen. Steigt die Geldmenge bei konstanter Umlaufgeschwindigkeit und konstanter Warenmenge, muss das Preisniveau steigen – es kommt zu Inflation.

Geld am Sparbuch zählt nicht
Doch was genau ist "Geld"? Diese Frage ist alles andere als trivial. Damit Inflation entsteht, muss zu viel "Geld" also auch tatsächlich auf zu wenige Güter und Dienstleistungen treffen. Beim Einkauf kann man mit Bargeld bezahlen, oder mit EC-Karte, oder auch auf Kredit. Erspartes auf einem Termingeldkonto, das ein Sparer über Jahre fortwährend prolongiert, ist in diesem Sinne nicht der "Geld"-Menge zuzurechnen. Schließlich stehen solche Ersparnisse nicht unmittelbar für Ausgaben zur Verfügung. Genauso wären Bargeldbestände zu qualifizieren, die über Jahre in einem Tresor gesichert liegen und nicht ausgegeben werden. Anders wäre es hingegen mit einem Aktienpaket, mit dem jemand auf die im nächsten Jahr geplante Anschaffung eines Sportwagens spart.

Solche Überlegungen gehören zu den Gründen, wieso in der Eurozone nach wie vor stark auf das breite Geldmengenaggregat M3 geachtet wird. Anders als engere Kenngrößen beinhaltet es alle oben genannten "Geld"-Typen, bis auf Aktienpakete.

Trotz Geldflut der EZB ist die Geldmenge M3 in den vergangenen zehn Jahren nur leicht gestiegen.

Geldmenge M3 seit Jahren niedrig, trotz Geldschwemme
"Die Ausweitung der Zentralbankbilanzen führt nicht zwangsläufig zu Inflation, da die Geldmenge M3 seit dem Jahr 2009 nicht annähernd so stark gewachsen ist wie die EZB-Bilanz", so die DWS in ihrer Analyse. Erstere ist über mehrere Jahre im letzten Jahrzehnt sogar stagniert, denn viel von der angeblichen EZB-Geldschwemme ist gar nicht in der Realwirtschaft angekommen und konnte damit gar nicht die Inflation anheizen. Das erklärt auch, warum der Inflationstrend, gemessen an der Kerninflationsrate, heute gleich hoch ist wie vor zehn Jahren. Bevor sich das ändert, müsste wohl erst das breite Geldmengenaggregat M3 beginnen, mit ähnlichen Steigerungsraten zu wachsen wie die Zentralbankbilanz.

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Kommentar
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