Das 1.000 Milliarden-Business: Das Geschäft mit grünen Anleihen

2013 hat es sogenannte ESG-Anleihen praktisch noch nicht gegeben. Mittlerweile ist ein extrem stark wachsender Investmentzweig, bei dem das Volumen an Neuemissionen in die Milliarden geht. Das Geschäftsmodell wird durch Green Bonds der EU - der erste wurde nun begeben - Jahren weiter befeuert. Das obwohl so manche Missstände in der Branche noch nicht beseitigt wurden.

Das 1.000 Milliarden-Business: Das Geschäft mit grünen Anleihen

Mitte Oktober 2021 hat der Markt für grüne Anleihen einen kräftigen Boost erhalten. Die EU hat ihren ersten Green Bond lanciert. Mit einem geplanten Emissionsvolumen von 12 Milliarden Euro wäre dieser die bislang größte grüne Staatsanleihe. Die Einnahmen aus der Anleihe sollen in die Finanzierung des EU-Finanzplans NextGeneration einfließen. Die Union will so für neue Ökoprojekte in den nächsten fünfeinhalb Jahren Anleihen in Höhe von 250 Milliarden Euro emittieren. Neun große Ausgabeposten wurden dafür definiert, darunter Energieeffizienz, saubere Energie und Anpassung an den Klimawandel.

Größte Wachstumsdynamik bei grünen Anleihen
Der Markt für solche Anleihen hat in nur wenigen Jahren einen unglaublichen Aufschwung erlebt. 2013 waren solche grünen Anleihen oder auch solche mit sozialem oder ethischem Ansatz de facto nicht existent. 2014 gab es erste zarte Versuche. Nur sieben Jahre später werden in nur einem Jahr solche Bonds mit einem Wert von insgesamt 755 Milliarden Euro begeben. Im Jahr davor waren es noch um 100 Milliarden Euro weniger. Vor allem Anleihen, deren Unternehmen oder staatliche Institutionen Ziele verfolgen, die den Klimawandel eindämmen, sind beliebt. So könnte das Wachstum der Neuemissionen, laut NN Investment, solcher grüner Anleihen im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021 um 25 Prozent auf 500 Milliarden Euro steigern.

Vor allem das Geschäft mit grünen Anleihen (grüne Balken) ist in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen. Investments mit sozialem Aspekt werden auch im vergleichsweise geringem Maß emittiert.

1.000 Milliarden Euro an grünen Anleihen am Markt
Im September überschritt der Green-Bonds-Markt den bedeutenden Meilenstein von einer Billion Euro an ausstehenden grünen Anleihen. Und nächstes Jahr steht mit einem prognostizierten Zuwachs von 25 Prozent der nächste Wachstumsschub bevor. Dann sollen es schon insgesamt 900 Milliarden Euro sein, so die Prognose von NN Investment Partners (NN IP). Diese Entwicklung betrifft nur die Entwicklung der Neuemissionen in Europa

In den USA könnte die Lage anders nicht sein. Dort existieren solche Anleihen praktisch nicht. „Es gibt auch keine Anzeichen dafür, dass das US-Finanzministerium die Emissionen von grünen oder ähnlichen Anleihen plant, längerfristig könnten es dem europäischen Erfolg aber nacheifern“, meint Douglas Farquhar, Portfoliomanager von Green Bond bei NN Investment.

Sozial- und Nachhaltigsbonds als Stiefkinder
Sozial- und Nachhaltigkeitsanleihen spielen in diesem Business in Europa dagegen eine wesentlich geringere Rolle. Sozialanleihen dürften im nächsten Jahr um 25 Milliarden Euro auf 200 Milliarden wachsen, Emissionen von Nachhaltigkeitsanleihen um 55 Milliarden Euro auf 200 Milliarden Euro steigen. „Das Wachstum dieser beiden Kategorien wird durch das Fehlen klarer Definitionen gehemmt“, kritisiert Green-Bond-Experte Farquhar. So fehlen Vorschriften über die zulässige Verwendung der Erlöse.

Minimale Aufschläge, wenn Ziele nicht erreicht
Nachhaltigkeitsanleihen, bei denen die Emittenten ihre eigenen KPIs (Key Performance, Indicators) und Ziele in Verbindung mit der Verschuldung festlegen, – sind wegen ihrer Struktur, der mangelnden Ausrichtung auf die wichtigsten ESG-Kennzahlen und der Höhe der Anlegerentschädigung in Form eines Aufschlags für den Fall, dass die Emittenten ihre selbst auferlegten Ziele nicht erreichen, in die Kritik geraten.

Die EU-Kommission hat im Sommer einen Vorschlag für eine Verordnung über europäische grüne Anleihen vorgelegt, mit dem ein Green Bond Standard etabliert werden soll. Noch steht die vollständige Taxonomie, wofür die Mittel eingesetzt werden dürfen, aber noch nicht fest.

Brutto-Netto-Rechner: Was Sie verdienen, was Sie kosten

Wie viel vom Bruttogehalt landet monatlich tatsächlich auf dem Konto? Und …

Ken Fisher, US-Investmentberater und Autor zahlreicher Bücher zu den Themen Wirtschaft und Finanzen.
Könnten verborgene Risiken den ATX treffen?

Was meine Stimmung 2023 trübt, sind verborgene Risiken; auch wenn sich …

Goldexperten gehen von Rezession und weiterer Inflationswelle aus

Die Gold-Ankäufe der Notenbanken sind stark gestiegen. Erkennbar ist eine …

Christoph Boschan, Vorstandsvorsitzender der Börsengruppe Wien und Prag
Wiener Börse CEO Christoph Boschan: "Österreich kann Aktie"

Das Interesse an Wertpapieren steigt. Umso wichtiger sind eine gute …