Vermögensaufbau: Nur nicht aus der Ruhe bringen lassen!
Wie kommt man zu einem Vermögen und wie baut man ein Vermögen gezielt auf? Josef Obermann, Leiter der Gruppe Investments & Savings im Vertrieb der BAWAG P.S.K. beantwortet dazu die wichtigsten Fragen.
trend:
„Vermögen aufbauen“ - das klingt schön und einfach. Ist in der Praxis doch nicht so leicht. Wie kann denn ein Durchschnittsverdiener mit einem Bruttogehalt von 2.500 Euro Vermögen aufbauen?
Josef Obermann:
Ein Vermögensaufbau ist jedenfalls auch schon mit kleineren Beträgen möglich. Am besten natürlich mit einem regelmäßigen und fixen Sparbetrag, zum Beispiel in Form eines Fondssparplans. Für den langfristigen Vermögensaufbau bietet sich auch eine fondsgebundene Versicherung an.
trend:
Im österreichischen Fernsehen gibt es die „Millionenshow“, im deutschen Fernsehen heißt die Sendung „Wer wird Millionär?“ Die eigentliche Frage ist aber: „Wie wird man Millionär?“ Lässt sich das planen?
Obermann:
Wirklich „Geplant“ wird das zugegeben wohl eher selten gelingen. Ein Vermögensaufbau ist eine Frage der Zeit, der Rendite, des Kapitaleinsatzes sowie der Risikofreudigkeit. In diesem Sinne ist aber eine finanzielle Planung grundsätzlich immer zu empfehlen – und zwar unabhängig von einer Betragsgröße.
trend:
Können Sie aus Ihrer Erfahrung eine Faustregel destillieren, an die sich alle Anleger halten sollten?
Obermann:
Wesentlich ist es, auf die Streuung zu achten – mit anderen Worten „nicht alles auf ein Pferd" zu setzen. Außerdem sollte man regelmäßig investieren, seiner Risikobereitschaft auf den Grund gehen und den persönlichen Zeithorizont festlegen.
trend:
Welche Faktoren machen denn eine gute Strategie und einen guten Partner beim Vermögensaufbau aus?
Obermann:
Das sind wie gesagt, die richtige Streuung, die Regelmäßigkeit, der persönliche Zeithorizont, die Risikobereitschaft und der persönliche Zeithorizont – und eben ein Partner, den man vertraut, der zuhört und der diese Faktoren in eine individuelle Veranlagungslösung einfließen lässt.

Josef Obermann, Leiter der Gruppe Investments & Savings im Vertrieb der BAWAG P.S.K: "Ein Finanzplan ist zum Vermögensaufbau immer zu empfehlen."
trend:
Im Zeitalter der Digitalisierung wird aber die „Anlageberatung“ oder „Finanzberatung“ mitunter auch schon von Computern übernommen?
Obermann:
Es gibt zwar einen gewissen Trend in diese Richtung, doch ob man hier von „Anlageberatung“ sprechen kann ist fraglich. Wir stellen fest, dass unseren Kunden gerade bei Veranlagungs- und Vorsorgethemen – sowie auch bei der Finanzierung von Wohnträumen – die persönliche Beratung sehr wichtig ist.
trend:
Was sind klassische strategische Fehler, die Anleger ohne eine entsprechende Beratung machen?
Obermann:
Das ist oft die mangelnde Streuung, die fehlende Strategie, wenig Selbstdisziplin und die Tendenz, der „Herde“ zu folgen.
trend:
Bei der Geldanlage orientieren sich Strategien immer an Erwartungen, die aus den Erfahrungen der Vergangenheit genährt werden. Die letzten zehn Jahre mit Wirtschaftskrise, Währungskrise und Bankenkrise haben gezeigt, dass sich die Erwartungen oft nicht erfüllt haben. Wie hoch ist denn das Risiko, dass man auch nach vielen Jahren gewissenhafter Vorsorge am Ende doch kein nennenswertes Vermögen hat?
Obermann:
Bei Einhalten der erwähnten Faustregel und Vermeidung der klassischen strategischen Fehler ist das beschriebene Risiko gering. Außerdem muss man schon sagen, dass es bei vielen Menschen nicht darum geht, ein nennenswertes Vermögen zu schaffen, sondern das Erreichte zu erhalten und beim Lebensstandard in späteren Jahren keine Abstriche machen zu müssen.
trend:
Und wie steht es um die Inflation und die Zinsentwicklung? Wie kann und sollte man seine Strategie mittel- und langfristig den sich ändernden Umständen anpassen??
Obermann:
Das gelingt am besten, wenn man die globale Streuung in verschiedene Anlageklassen berücksichtigt. Also Anleihen guter Bonität, Immobilien, höher verzinste Anleihen, Rohstoffe und Aktien. Und vor allem soll man sich von kurzfristigen Schwankungen nicht aus der Ruhe bringen lassen.