Vapiano trifft beim IPO den Gusto der Anleger erst nach Mittag
Ein halbwegs durchwachsenes Börsendebüt hat die Hamburger Pasta & Pizza-Kette Vapiano aufs Frankfurter Parkett gelegt. Optimisten hatten der deutschen Italo-Restaurantkette einen Börsegang mit mehr Würze zugetraut. Ein Teil der Alt-Eigentümer machte nun Kasse. Das Unternehmen will mit der anderen Hälfte des erlösten Kapitals das Wachstum deutlich steigern - und damit auch zuletzt schrumpfenden Profite.

Pizza und Pasta der Restaurantkette Vapiano haben den Anlegern zum Börsendebüt nicht so richtig gemundet. Zwar ist der Börsenkurs der Vapiano-Aktie nach dem Ausgabekurs von 23 Euro auf 23,95 Euro leicht gestiegen. Bis zum Mittagstisch haben die Aktien des aus Hamburg stammenden Börsenewcomers das Tagestief von 22,50 Euro erreicht. Erst danach konnten die Aktie wieder zulegen.
Die Börsenexperten hatten sich das wohl etwas anders ausgerechnet, waren doch die Aktien vor dem Debüt sogar vierfach überzeichnet. Der Italo-Gastronomiekette, im Fachsprech "Fast Casual Dining" genannt als eine Mischung aus Fastfood-Konzept à la McDonald's und Pizzeria, wurde zum Börsendebüt viel mehr Würze zugetraut. Die Preisspanne war vor dem IPO zwischen 21 und 27 Euro. Dass der Ausgabekurs im letzten Moment doch nur bei 23 Euro fixiert wurde, deutet daraufhin, dass auch bei der verheißungsvollen Food- und Restaurantketten-Branche die Schwammerln nicht in den Himmel wachsen.
Unterm Strich hat das im Jahr 2002 in Hamburg gegründete Unternehmen 184 Millionen Euro eingenommen. Dem Unternehmen fließen 85 Millionen Euro zu. Die Vapiano-Gründer streifen etwas mehr als die Hälfte aus dem IPO-Erlös ein. Die andere Hälfte wird hingegen gebraucht, um das Wachstum zu stemmen und ein Gesellschafterdarlehen in Höhe von zehn Millionen Euro zu tilgen, wie Vapiano-Vorstandschef Jochen Halfmann zum Debüt in Frankfurt erklärt hat.
Durch den Börsengang und somit der Kapitalerhöhung steigt die Anzahl der Anteile um rund 18 Prozent auf 24 Millionen Stück. Vapiano hat nach dem esten Handelstag bei einem Kurs von 24 Euro pro Aktie nun einen Börsewert von rund 570 Millionen Euro.

Durchwachsenes Börsendebüt: Vapiano-Anleger hatten erst nach dem Mittagstisch einen leichten Gusto bekommen.
32 Prozent der Vapiano-Aktien sind künftig im Streubesitz. Firmengründer Gregor Gerlach, der bisher 30 Prozent gehalten hat, kommt nach dem Börsegang noch auf 17,4 Prozent der Aktien. Die Wella-Erben Hans-Joachim und Gisa Sander werden künftig nur noch 11,2 Prozent an Vapiano halten. Vor dem IPO kamen sie noch auf 25 Prozent. Sie haben einen Teil ihrer Aktien verkauft - im Gegensatz zur Vermögensverwaltung der ehemaligen Tchibo-Eigentümer Günter und Daniela Herz (vorher 44 Prozent), die beim Börsengang sogar noch zukaufen wollten.
Geld für das Wachstum
Vapiano will in den kommenden vier Jahre 150 neue Läden eröffnen. Derzeit hält die deutsche Pizza- und Pastakette bei 185 Restaurants in 30 Ländern rund um den Globus. Wichtigster Einzelmarkt ist Deutschland, wo Vapiano etwa die Hälfte seines Geschäfts macht. Das Filialnetz reicht aber bis nach China und in die USA. Elf Restaurants betreibt das Unternehmen in Österreich. "Das Geld reicht, um bis 2020 wie geplant auf 330 Restaurants zu kommen", sagte Halfmann. Das Selbstbedienungskonzept scheint nicht in Stein gemeißelt zu sein. An verschiedenen Standorten, darunter auch in Österreich, werden neue Servicekonzepte sowie Produkte erprobt. Ebenso will Vapiano auch das Gassengeschäft ins Visier nehmen und mit take-away-Konzepten reüssieren.
Von 2014 bis 2016 steigerte Vapiano seinen Umsatz von 152 Millionen auf knapp 249 Millionen Euro. Beim Gewinn hat es zuletzt genauso gehapert wie beim Ruf. Das schnelle Wachstum forderte seinen Tribut. Der Gewinn ist trotz massivem Umsatzwachstum kräftig gesunken. Von 6,9 Millionen Euro im Jahr 2014 ist der Profit auf 0,3 Millionen Euro im Jahr 2016 abgestürzt. Für die Aktionär blieb unterm Strich sogar nur ein Minus von 0,57 Millionen Euro. Das Umsatzwachstum kam in erster Linie durch einen Strategieschwenk zustande. Vapiano hatte einen Teil seiner Filialen als Franchise-Betriebe an selbständige Unternehmer vergeben und diese Verträge abgelöst und zurückgekauft. Der dadurch resultierende Umsatzzuwachs hat allerdings kräftig auf die Rendite gedrückt.
Die Image-Killer
Parallel zur schrumpfenden Rendite hat die Nudel- und Pizzabäckerkette mit massiven internen Problemen zu kämpfen. Beschwerden der Mitarbeiter bezüglich unbezahlter Überstunden, von chaotischen Arbeitsbedingungen, Kündigungen von Betriebsräten oder gar Verbot der Bildung von Arbeitnehmervertretungen hatten das Image des Unternehmens angepatzt, das angeblich vor allem bei 15 bis 30-Jährigen so beliebt sei.
Die Krönung der Imagekrise waren aber Berichte von Mitarbeitern, die Ende 2015 sich an die Öffentlichkeit gewandt haben, weil angeblich minderwertige und gammelige Ware verkauft worden war. Vapiano hatte daraufhin interne Kontrollen angekündigt. Die Vorfälle sollen laut Unternehmen in Betrieben von Franchisenehmern vorgekommen sein. Firmenchef Halfmann erklärte das Thema nun vor dem Börsengang für erledigt.
Just zum Börsegang hatte der oberster Vapiano-Pizzabäcker und Nudeldreher Halfmann mit einem Dutzend Vapiano-Mitarbeitern wieder gute Stimmung versprüht. Der Vorstandschef sorgte auf dem Frankfurter Parkett mit zu Trommeln umfunktionierten WOK-Pfannen zumindest lautstark für Stimmung, wie kaum jemand zuvor.
Damit auch künftig die Musik bei Vapiano spielt, soll das Wachstum kräftig gesteigert werden. Der Vapiano-Chef trommelt bereits für die Expansion und drückt aufs Tempo: Die neuen 150 Läden, die in der Regel mindestens 1000 Quadratmeter Nutzfläche haben, will Vapiano in weniger als vier Jahren eröffnen. Für die bestehenden 185 Läden hatten die Hamburger immerhin 15 Jahre gebraucht.