Das unerwartete Umweltpotenzial der Pandemie

Christopher Smart, Chefstratege des Londoner Barings Investment Institute, befasst sich mit den potenziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Klimaschutz.

Das unerwartete Umweltpotenzial der Pandemie

Christopher Smart, Chefstratege des Barings Investment Institute, sieht durch die Pandemie einen immense Geldsummen von Staaten, die für umweltfreundliche Praktiken ausgegeben werden.

„Zunächst sah alles danach aus, als dass der Corona-Lockdown die Klimaagenda der Welt verzögern werde, doch stattdessen könnte er ihr einen unbeabsichtigten Auftrieb geben.
Als Hurrikan Laura und Taifun Bavi in der vergangenen Woche tiefe Spuren der Zerstörung hinterließen, löste dies neue Schlagzeilen über den Zusammenhang zwischen Unwetter und Klimawandel aus – und eine neue Debatte über die richtige Klimapolitik inmitten einer Pandemie.

Klimabedenken prägt Phase des globalen Wachstums mehr denn je
Während der dunklen Tage der Corona-Krise, als die Arbeitsplatzverluste aus dem Ruder liefen, gab es Aufrufe, die Klimakrise beiseite zu legen, um so viele Menschen wie möglich wieder in Arbeit zu bringen. Doch jetzt, da sich der beschwerliche Weg zur Erholung abzeichnet, dürften die Klimabedenken mehr denn je die nächste Phase des globalen Wirtschaftswachstums und damit den Nachhaltigkeitsgedanken prägen, mit großzügigen Regierungsausgaben und Unternehmensprioritäten, die sich deutlich verschoben haben.

Investitionen immer mehr von Umweltvorschriften beeinflusst
Globale Anleger begreifen zunehmend, dass ihre Investitionen immer stärker von Umweltvorschriften beeinflusst werden, die den Kohlenstoffausstoß begrenzen, von innovativen Technologien, die billigere und sauberere Energiequellen bieten, und von der zunehmenden gesellschaftlichen Aufmerksamkeit für nachhaltige Praktiken. Von der politischen Agenda einmal abgesehen, zeugen steigende Versicherungskosten, sinkende Immobilienwerte an den Küsten und der wachsende Anteil erneuerbarer Energiequellen von der zunehmenden Bedeutung von Klimabedenken für die Rendite von Investitionen.

Geldregen von Staaten um Emissionen zu reduzieren
Ein massiver Impuls für umweltfreundliche Praktiken wird von den immensen Geldsummen ausgehen, die die Regierungen der Welt in die Wirtschaft investieren, um den Aufschwung voranzutreiben. Der erweiterte Haushalt der Europäischen Union als Reaktion auf die Pandemie umfasst bis zu 550 Milliarden Euro an Investitionen, die speziell zur Reduzierung von Emissionen beitragen und sieht Steuern auf Kunststoffabfälle und Zölle auf Importe vor, die als umweltschädlich gelten.

Investments in verantwortungsbewusste Wirtschaft auf 120 Billionen Dollar gestiegen
In den Vereinigten Staaten ist die politische Landschaft in Bezug auf das Klima viel gespaltener: Präsident Trump argumentiert, dass übertriebene Umweltvorschriften dem Wachstum schaden, während die Demokraten großzügige Ausgaben zur Unterstützung "grüner Arbeitsplätze" versprechen. Demgegenüber begannen bei den Unternehmen Umwelt-, Sozial- und Governance-Fragen schon vor der letzten Krise an Dynamik zu gewinnen. 2008 wiesen die Unterzeichner der Grundsätze der Vereinten Nationen für verantwortungsbewusstes Investieren ein verwaltetes Vermögen von 18 Billionen Dollar auf – diese Zahl beläuft sich heute auf 120 Billionen Dollar.

Giganten wie Amazon oder Microsoft wollen in wenigen Jahren keinen Kohlenstoffausstoß mehr produzieren
Wie lange es auch immer dauern mag, der kommende globale Aufschwung wird davon geprägt sein, dass Giganten wie Amazon auf einen Netto-Null-Kohlenstoffausstoß bis 2040 oder Microsoft auf einen negativen Kohlenstoffausstoß bis 2030 hinarbeiten. Ein noch größeres Schlaglicht werfen Ölkonzerne, die Netto-Null-Ziele angekündigt haben, wenn auch mit unterschiedlichen Definitionen dessen, was das bedeutet.

Pandemie hat sinkenden C02-Fußabdruck beschleunigt
Die Pandemie hat die Entwicklungen beschleunigt, bei Carbon-Footprints, die zu schrumpfen beginnen, bei öffentlichen und privaten Infrastrukturen, die widerstandsfähiger werden, und auch bei Banken, die anfangen, harte Fragen über die Klimafolgen neuer Kredite zu stellen. Investoren nehmen dies zur Kenntnis.“

Über Christopher Smart, PhD CFA, Chief Global Strategist & Head of the Barings Investment Institute
Christopher Smart war Senior Fellow am Carnegie Endowment for International Peace und am Mossavar-Rahmani Center for Business and Government der Harvard Kennedy School. Zwei Jahre war er als Sonderassistent des Präsidenten beim Nationalen Wirtschaftsrat und beim Nationalen Sicherheitsrat tätig, wo er als Hauptberater für Handel, Investitionen und eine breite Palette von globalen Wirtschaftsfragen fungierte. Christopher Smart war zudem vier Jahre als stellvertretender Assistent im britischen Finanzministerium tätig. In dieser Funktion leitete er die Reaktion auf die europäische Finanzkrise und konzipierte das Engagement der USA in der Finanzpolitik in Europa, Russland und Zentralasien.

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Kommentar
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