Uber bahnt den Weg zur Börse für ein halbes Dutzend Einhörner
Die als Einhörner ("Unicorns") bezeichneten Start-ups wollen zur Börse und Kasse machen. Auf Profite werden die Anleger bei den meisten der mit mehr als einer Milliarde Dollar bewerteten Start-ups noch lange warten müssen. Uber schreibt noch immer tiefrote Zahlen, was sich nicht so schnell ändern wird.

Uber legt nach: Nachdem Lyft, Pinterest und Zoom Video Communications erst kürzlich den Gang zur Börse eingeschlagen haben, will nun auch der US-Fahrdienstleister seinem Konkurrenten Lyft folgen und an der Börse vorfahren. Aber auch andere Unicorns streben ein Initial Public Offering (IPO) an, um sich neues Geld zu besorgen. Gründer und investierte Companys wollen den Gang zur Börse damit verbinden, um selbst zum Teil Kasse zu machen.
Dabei stehen in den nächsten Wochen mehrere Mega-IPOs auf dem Plan. Zunächst will der US-Fahrdienstleister Uber vorfahren, der sich in über 120 Ländern den Groll des Taxigewerbes eingehandelt hat, weil das Unternehmen mit zum Teil grenzwertig, juristischen Methoden das klassische Taxlergewerbe aushebeln wollte.
Danach wird der Zimmervermittler Airbnb den Weg zur Börse antreten. Genauso wie Airbnb, das mit seiner Zimmervermittlungsbörse das Hotellerie- und Beherbergungsgewerbe massiv attackiert hatte unter dem Fähnchen der Privatvermietung. Zudem sind auch Städteplaner auf den Plan gekommen, dass Airbnb günstigen Wohnraum verteuert, viele Wohnungseigentümer nur noch an Touristen teuer vermieten wollen, gleichzeitig Wohnraum knapp, teuer und für die ansässige Bevölkerung nicht mehr leistbar ist. Trotz Widerstand von lokal ansässigen Bewohnern gegen Airbnb-Vermietung sowie verschärften Restriktionen von Gemeinden und Städten boomt das Geschäft. Airbnb schreibt eigenen Angaben zufolge schwarze Zahlen ohne konkrete Zahlen zu nennen. Uber und Airbnb wird zudem vorgeworfen mittels Steuertricks Gewinne in Steueroasen zu verschieben.
Die Milliarden-Dollar-Companys
Der Datenspezialist Palantir, der Essenzustellservice Postmates, der Kommunikationsanbieter Slack und die Arbeitsplatzvermieter WeWork sowie der aus China stammende Starbucks-Konkurrent Luckin Coffee wollen in den kommenden Wochen und Monaten Uber & Co folgen und an einer der großen US-Börsen ihre Anteilscheine begeben.
Die Uber-Spannung
Uber legt nun vor. Am Freitag hat das Unternehmen erstmals die Preisspanne für die Aktien bekanntgegeben. Zwischen 44 und 50 Dollar sollen die Papiere zunächst an Investoren verkauft werden. Nur ein kleiner Teil der Aktien soll insgesamt an neue Aktionäre verkauft werden. Papiere im Wert von rund zehn Milliarden US-Dollar sollen die Besitzer wechseln. Damit wollen die derzeitigen Eigentümer rund zehn Milliarden Dollar einnehmen.
Uber dürfte mit dem Börsegang damit eine Bewertung von bis zu 91,5 Mrd. Dollar (82,3 Mrd. Euro) anstreben. Vor wenigen Wochen waren die Manager und Konsortialbanken noch weit optimistischer, als man noch von einer gesamten Bewertung von 120 Milliarden Dollar geträumt hatte. Nach dem Börsegang von US-Konkurrent Lyft Ende März ist man bei Uber offenbar etwas demütiger geworden. Der Börsenkurs von Lyft ist seit dem IPO abgestürzt. Der erste Kurs lag noch mit 87,24 Dollar rund 20 Prozent über dem Ausgabepreis von 72 Dollar. Rund ein Monat nach der Erstnotiz notieren die Lyft-Papiere um rund 34 Prozent tiefer bei nur noch bei 57 Dollar.
Andererseits macht die betriebswirtschaftliche Realität vor Uber nicht halt, wenn es um Profite geht. Bei drei Milliarden Umsatz fährt Uber mit seinem Taxidienst, seiner Essenszustellung (Uber Eats) sowie dem E-Scooter-Verleih (Jump) einen Verlust von einer Milliarden Dollar ein. Die Krux: Das Uber-Management hatte kürzlich sogar avisiert, dass das Unternehmen nicht so schnell, wenn überhaupt jemals Gewinne erzielen würde.
Die Skandal-Biografie
Neben den miesen Zahlen hat das erst im Jahr 2009 gegründete Unternehmen immer wieder für handfeste innerbetriebliche Skandale gesorgt. Unter dem Firmengründer und langjährigen Chef Travis Kalanick hatte Uber immer wieder in den Schlagzeilen gestanden, die Vorwürfe reichten von sexuellem Missbrauch über Datenklau bis zu Bestechung.
Diese Zeiten sollen aber vorbei sein. Mit Dara Khosrowshahi vom Online-Reiseanbieter Expedia wechselt 2017 ein Manager zu Uber, der das Unternehmen als Vorstandsvorsitzende in ruhigere und geordnete Bahnen lenken soll. Starke Finanzinvestoren hatten den Gründer und Hauptaktionär Kalanick ausgebremst und von der Führungsspitze entfernt.
Khosrowshahi etablierte eine neue Kultur, hat aber noch keine Antwort auf das autonome Fahren, das Ubers Geschäftsmodell gefährden könnte, weil es Fahrer unnötig macht. Uber selbst ist in dem Bereich aktiv, doch ist die Konkurrenz mit Firmen wie Tesla, der Google-Tochter Waymo und den traditionellen Autobauern sehr groß und überwiegend finanzstark.
Aus besonders umkämpften Regionen hat sich Uber zuletzt sogar zurückgezogen. Die großen Rivalen bei den Fahrdiensten sind neben Lyft in den USA, Didi in China sowie Ola in Indien.
Und dennoch fahren die Investoren, Anleger und Zocker auf Uber ab. Der Zahlungsdienst Paypal will noch vor dem Börsegang eine halbe Milliarde Dollar investieren. Der Börsegang wäre der größte eines Unternehmens seit dem IPO von Amazon-Rivale Alibaba. Der chinesische Online-Händler hatte im Oktober 2014 sein Börsendebüt gefeiert und hatte 25 Mrd. Dollar eingesammelt.